Mittwoch, 24. April 2013

Ich will hin!

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja starrte auf das Telefon in ihrer Hand. Ihre Mutter hatte aufgelegt. Es war ein kurzes, erschreckend sachliches, Gespräch gewesen. Was war gerade passiert? Ihr Vater lag angeschossen im Krankenhaus unter Polizeischutz und würde in den Knast kommen? War es das, was passiert war? Oder hatte ihr Vater versucht sich zu töten? Oder hatte er Mama mit einer Pistole bedroht?

Sie atmete tief durch und versuchte all das irgendwie in ihren Kopf zu bringen. "Das kann doch gar nicht sein.", flüsterte sie zu sich selbst. Es klopfte an der Tür, doch sie hörte es nicht wirklich. Joe kam herein ohne auf Antwort zu warten. An der Telefonanlage hatte er sehen können, dass Nadja aufgelegt hatte. Jetzt wollte er wissen, wie es ihr ging. Würde das den Tag ruinieren?

Er setzte sich neben sie aufs Bett und legte behutsam einen Arm um sie. Sie hatte kaum den Blick gehoben, als er hereingekommen war. "Wie geht es dir?", fragte er leise. Nadja weinte nur noch stumm. Tränen liefen keine mehr. Jetzt endlich hob sie den Blick und sah Joe ziemlich ausdruckslos an. Ihr Gesicht war zu einer Maske erstarrt. Er erschauerte ziemlich. Das letzte mal, dass er dieses Gesicht gesehen hatte, war, nach der nur knapp verhinderten Vergewaltigung durch ihren Schulkameraden Sebastian damals.

"Mein Vater ist im Knast - meine Mama am leben.", sagte Nadja tonlos. Joe nickte. "So ist es wohl. Er wird dir nicht mehr in die Quere kommen.", versprach Joe und versuchte dem etwas feierliches zu geben. Doch es misslang. Er brachte es nur krächzend hervor. Nadja zuckte die Schultern. "Und jetzt? Soll ich jetzt feiern?", fragte sie verstört.

Joe strich ihr über die Wange. "Ich kann dir nicht sagen, was du jetzt sollst. Aber du solltest dich nicht verrückt machen. Lass dir von ihm nicht diesen Tag verderben!", meinte er vorsichtig. Nadja nickte langsam. Sie stand auf und zupfte ein Taschentuch aus der Box, die auf der Kommode an der Wand stand. Sie schnäuzte sch ausgiebig und sah Joe dann ernst an.

"Ich will hin!", verkündete sie. Joe sah sie verständnislos an. "Hin? Wo willst du hin?", hakte er nach. "Zu meinem Vater. Ich will sehen, wie er leidet! Es ist gerade 11 Uhr. Genug Zeit um zu ihm zu fahren und sich danach fertig zu machen und zum Ball zu fahren.", meinte sie kühl.

1 Kommentar:

  1. Ich kann sie schon ein wenig verstehen. Aber besser wäre es wohl doch, sie würde ihn nicht wiedersehen und sich auf ihr Leben konzentrieren.

    Was hat sie davon, wenn sie noch mal zu ihm fährt? Sie wird ihn wohl kaum besuchen können, vermute ich? Immerhin steht er unter Arrest. Und selbst wenn sie ihn sieht, was dann? Ob es ihr besser geht, wenn sie erkennt, dass er nur noch ein Haufen Unglück ist, der nicht mehr leben will? Da habe ich meine Zweifel.

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