Dienstag, 12. Juni 2012

Verrat

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja stand noch zögernd oben an der Treppe, als Geoffrey die Tür öffnete, was sie von oben aus beobachten konnte. Allerdings kam nicht Joe herein, sondern Sarah, Marys Mutter. Nadja drückte sich verschreckt hinter die Wand um sich zu verstecken. Ein kurzer Blick auf die Uhr belehrte sie, das es auch noch deutlich zu früh für Joe war. Er kam gewöhnlich erst um kurz vor sieben. Und jetzt war noch nicht einmal halb sieben. Aber was machte Marys Mutter hier? Mary war doch vorhin gegangen?

"Danke, dass ich hier warten durfte?", schallte nun Marys Stimme aus der Eingangshalle herauf. "Keine Ursache, Miss Mary." "Habt ihr euch gestritten?", wollte Sarah nun von ihrer Tochter wissen. Mary gab ein verächtliches Geräusch von sich. "Die dreht grad bssl durch. Aber die bekommt sich schon wieder ein. Ich konnte nur das Gejammer nicht mehr ertragen." Nadja biss sich auf die Zunge. Gerade stieg in ihr ziemliche Wut auf. Zum einen, dass Mary einfach unten gewartet hatte und Geoffrey das auch noch erlaubt hatte, und zum anderen, dass sie so abfällig redete. Am Ende würde sie ihrer Mutter noch von der Schwangerschaft erzählen.

Im gleichen Augenblick hatte sie allerdings auch ein recht schales Gefühl im Magen, weil sie Mary so belauscht hatte. Die Stimmen verschwanden durch die Tür nach draußen und sie huschte schnellstens wieder in ihr Zimmer. Wie hatte sie nur Sarahs klapprigen Toyota mit Joes Limousine verwechseln können? Sie kannte das Geräusch doch eigentlich. Mit verbissener Miene setzte sie sich wieder aufs Sofa. Ihre Verzweiflung über die Ergebnisse der Schwangerschaftstests war völlig in der Wut auf Marys Verrat untergegangen. Als ob sie wirklich so viel gejammert hätte. Und wozu war eine gute Freundin denn da?

Sie starrte weiter auf den Fernseher ohne das Geschehen dort wirklich zu verfolgen. Auch konnte sie kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Fast schon apathisch saß sie auf dem Sofa. Diesmal verpasste sie das Motorengeräusch des Wagens der vor dem Haus hielt.

Etwas überrascht nahm Joe von Geoffrey zur Kenntnis, dass Mary und Nadja sich gestritten hätten, und Nadja nun in ihrem Zimmer saß. Er schritt die Treppe hinauf und klopfte nun an die Tür. Es kam keine Reaktion, allerdings konnte er den Fernseher hören, der offensichtlich sehr laut eingestellt war. Vorsichtig öffnete er die Tür und klopfte dabei nochmal an den Rahmen. "Nadja?", rief er und steckte langsam den Kopf durch die Türe. "Joe!", rief Nadja nur und sprang sofort auf, als sie ihn sah. Dabei rannte sie beinahe den Couchtisch um. "Alles in Ordnung, Süße?", fragte er ganz verdutzt und schlüpfte jetzt durch die Türe ins Zimmer. Nadja warf sich ihm an den Hals und presste ihr Gesicht an seine Brust.

1 Kommentar:

  1. Mich überrascht ein wenig die Indiskretion von Geoffrey, dass er sofort an Joe berichtet. Das gehört sich irgendwie nicht, finde ich. Die Info, dass Mary bereits früher als erwartet gegangen ist, hätte genügen können. Aber auch Butler dürfen mal über die Stränge schlagen *g*

    Tja, Nadja hat immer noch nicht gemerkt, dass Joe für sie der wichtigste Hafen ist, in dem sie vor jedem Sturm geschützt ist.
    Und der arme, ahnungslose Joe vermutet wohl wieder irgendwelche Mädchenzickereien und keineswegs ein Problem, das auch ihn betrifft. Er dürfte gleich ziemlich baff sein, wenn er nicht schon selbst die ausgebreiteten Teststreifen sieht und erkennt.

    Und wozu ist eine gute Freundin da? Unter anderem auch mal, um ihrer Freundin den Kopf zu waschen, die Wahrheit zu sagen und die Geduld zu verlieren. Mary ist kein Übermensch, und wenn sie auch Freundin ist, dann bleibt sie dennoch jemand mit Gefühlen und ihren eigenen Grenzen. Nadja darf sich mal Gedanken machen, wie sie sich in umgekehrtem Fall fühlen und verhalten würde. Aber dafür fehlt gerade der freie Kopf, nehme ich an :)

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