Samstag, 16. Juni 2012

Keine Panik

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Lena Berg, die Frauenärztin, saß ihr gegenüber am Schreibtisch und lächelte gütig. "Guten Morgen, Nadja." Langsam kam Nadja ins Zimmer und nachdem sie sich die Hand gegeben hatten, ließ Nadja sich auf den angebotenen Stuhl sinken. "Ich habe Ihnen meine alte Krankenakte mitgebracht.", erklärte Nadja nach der Begrüßung und reichte die Kopien herüber. "Das ist aber sehr umsichtig.", erklärte die Ärztin beeindruckt und begann die Kopien zu studieren.

"Das ist Deutsch.", verkündete sie fehlerfrei auf deutsch, wenn auch mit extrem starkem Akzent. Nadja sah sie überrascht an. "Sie sprechen deutsch?" "Nicht viel, aber genug um die Akte zu lesen.", kam es mit breitem Lächeln zurück. "Du warst sehr krank, als du zu diesem Arzt kamst." Sie hatte die Laborberichte vorliegen und schaute zwischen den beiden Tabellen hin und her. "Aber du hast dich gut erholt. Und ein bisschen später hast du eine Spirale bekommen. Das ist ein bisschen ungewöhnlich für so junge Frauen, aber eigentlich eine sehr gute Idee, wenn man verhüten möchte."

Frau Dr. Berg blätterte weiter durch die Kopien. "Und die Spirale ist nun zwei Jahre alt. Das war es eigentlich, habe ich etwas übersehen, was wichtig ist?" Nadja schüttelte den Kopf. "Nicht, dass ich wüsste." "Und du bist hier, weil du eine neue Spirale haben möchtest? Oder die Pille?", meinte Dr. Berg gewinnend. Doch Nadja schüttelte wieder den Kopf. "Zu spät.", flüsterte sie verlegen. "Zu spät?" "Ich hätte vor über einer Woche meine Tage bekommen sollen. Ich konnte danach früher die Uhr stellen, so pünktlich waren die. Und bis heute ist nichts da. Nicht mal ein Tröpfchen."

Mit schiefem Kopf betrachtete die Ärztin Nadja und ließ sie erstmal reden. Nadja seuftzte tief. "Ich habe mir gestern Schwagerschaftstests im Drogeriemarkt gekauft. Gestern Nachmittag habe ich fünf davon benuzt und es waren zwei positiv und zwei negativ und einer so unbestimmt. Und heute Morgen habe ich auch noch mal einen benutzt, der war ganz deutlich positiv.", fasste sie ihre Bemühungen zusammen. Dr. Berg hatte überrascht zugehört, und war erstaunt, dass von Nadja keinerlei Panik auszugehen schien. Ständig saßen ihr Mädchen in der selben Situation gegenüber. Doch stets von Panik gebeutelt und die Worte Abtreibung und Adoption schon auf den Lippen.

"Ich würde sagen, die Chance, dass du wirklich schwanger bist, ist extrem groß. Diese Tests sind heutztage wirklich zuverlässig. Aber reden wir da nicht lange drumherum. Ich nehme dir schnell Blut ab und gebe es ins Labor. In 15 Minuten habe ich das Ergebnis hier und wir haben die Gewissheit." Nadja nickte nur. Die Ärztin bugsierte sie zu einer Untersuchungsliege und begann routiniert damit Blut abzunehmen. Als das Röhrchen durch eine Klappe in der Wand verschwunden war, lächelte sie Nadja an. "Du wirkst gar nicht panisch. Die meisten Mädchen in deiner Situation wären wesentlich unruhiger." Nadja zuckte die Schultern. "Gestern Abend war ich auch noch ziemlich panisch."

1 Kommentar:

  1. Hach ja... eine gute private Krankenversicherung zu haben ist schon etwas Feines. In Deutschland zumindest dürfen die Kassenpatienten nicht nur ewig warten, sie werden nach dem Gespräch mit dem Arzt in ein anderes Zimmer bugsiert, wo sie dann noch einmal ewig warten können, bevor dann eine Arzthelferin das Blut abnimmt. Mit etwas Glück kann sie auch hier noch darauf warten, das Ergebnis zu erfahren (Oft muss sie einen ganzen Tag warten). Auf jeden Fall wartet sie dann noch einmal auf den Arzt und dann endlich weiß sie es genau... Der Arzt hat in der Zwischenzeit zwei weitere Kassenpatienten mindestens abgefertig, die wahrschenlich nun auch in anderen Räumen weiter warten... Fließband. Man muss sich nicht wundern, dass viele Ärzte so große Praxen haben. Die brauchen die vielen Räume, um Patientenverschieben spielen zu können.

    Dass Nadja keine Panik mehr hat, verdankt sie letztlich nur Joe. Ich finde, sie könnte sich inzwischen aber beginnen, darauf zu freuen. Aber vielleicht kommt das, wenn sie das "Ja!" der Ärztin hat und sich definitiv darauf vorbereiten kann.
    Wahrscheinlich steht sie dann abends vor dem Spiegel und starrt im Profil auf ihren Bauch, ob man schon etwas sieht ;-) Oder sie streckt ihn raus, um sich vorzustellen, wie sie bald aussehen wird.
    Ob Joe sie nun in Watte packen wird? Oder vielleicht in Seide? *g*
    Wird sie anfangen sich zu freuen?
    Was wird Mama sagen?
    Was wird Marie sagen?

    Fragen über Fragen....

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