Montag, 4. Juni 2012

Noctambule III - Rückblick: Die hungrige Wölfin

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

In seiner Einsamkeit hatte Armand nicht erwartet, so schnell wieder auf jemanden seinesgleichen zu treffen und war nachlässig geworden. Im Gegensatz zu ihm hatte diese Frau jedoch ihre Fähigkeiten verborgen und sich auf diese Weise unauffindbar gemacht. In ihrer Konzentration war ihre Deckung nun aufgeflogen. Sie musste Armand ebenso wahrnehmen wie er sie, doch sie reagierte überhaupt nicht auf ihn. Armand fragte sich, ob sie ihn nicht bemerkt hatte oder einfach nicht wollte, da sie sich auf die Angreifer eingestellt hatte.


Er beschloss, sich zurück zu halten und nur im Notfall hilfreich einzuschalten. Zu sehr genoss er ihre geschmeidigen und weichen Bewegungen, mit denen sie sich nun im Kreis drehte und die Männer anstarrte.
Die Banditen lachten überheblich. Sie waren in mehrfache Schichten aus zerlumpter Kleidung gehüllt, einige von ihnen trugen jedoch neue Schuhe oder Gürtel, die sie wohl ihren Opfern abgenommen hatten. Sie stanken nach ungewaschenen Körpern, Schweiß und Brutalität, ihr Lachen zeigte lückenhafte Reihen von ungepflegten Zähnen. In ihren Händen trugen einige Knüppel, doch die meisten hatten ihre Waffen in den Gürteln verstaut. Immerhin standen ihnen nur zwei schwache Frauen gegenüber und wenn man etwas Spaß haben wollte, würde man beide Hände brauchen.
"Ausgerissen von zu Hause, ihr zwei Süßen?" grinste einer der Männer und näherte sich der blonden Frau und breitete die Hände wie ein harmloser Mann aus. "Das ist aber gefährlich in diesem Wald. Ihr könntet bösen Männern begegnen. Welch Glück, dass wir euch gefunden haben und beschützen können." säuselte er. Die anderen Männer lachten, das Mädchen stieß ein ängstliches Wimmern aus.
"Bleib stehen." knurrte die Blonde ruhig und fixierte ihn mit schmal zusammengezogenen Augen. Doch der Mann blieb nicht stehen.
"Nana! Was bist du so unhöflich? Wir beschützen euch und verlangen dafür nur eine Kleinigkeit." Sein Grinsen wurde anzüglich lüstern und seine Augen begannen sie bereits auszuziehen. Die Blonde fackelte nicht lange. Die Ereignisse überstürzten sich und waren für die Augen der meisten Menschen viel zu schnell. Die Blonde riss ihren Fuß hoch und donnerte ihn gegen die Brust des herankommenden Mannes. Der Bursche flog zurück und prallte gegen einen Kameraden, den er mit zu Boden riss.
Ihr Angriff brachte Bewegung in die Männer. Mit freudigem Johlen stürzten sie in die Mitte der Lichtung, doch die Frau wirbelte durch sie hindurch wie ein Tornado. Dem ersten, der sich ihr näherte, brach sie das Genick mit einem Schlag ihrer Handkante, dem zweiten kugelte sie den zum Schlag erhobenen Arm aus und schlug ihre scharfen Zähne in dessen Kehle. Armand schürzte die Lippen, denn er erkannte ihren Fehler sofort. Mit ihrem Biss hatte sie kostbare Zeit verloren und zwei Männer warfen sich gleichzeitig auf sie. 


Armands Blick wanderte zu dem rothaarigen Mädchen, das nun ungeschützt am Feuer stand und einen brennenden Holzscheit schnappte, mit dem sie nach einem Räuber schlug. Er wich lachend aus und umkreiste sie. Seine kurzen, angreifenden Bewegungen, auf die sie jedes Mal mit einem ängstlichen Schlag reagierte, dienten jedoch nur zur Ablenkung. Hinter ihr tauchte ein Mann auf und schlug ihr den Scheit aus dem Arm.
Sie schrie und strampelte, als sie von zwei starken Armen in die Mangel genommen wurde, doch sie kam aus der Umklammerung nicht frei. Der zweite drehte ihr beide Arme auf den Rücken und zog sie vom Feuer weg, gefolgt von dem zweiten, der gierig grinsend bereits die Hände nach ihren Brüsten ausstreckte. 

Inzwischen hatte sich die Blonde freigekämpft. Sie blutete an der Stirn und hatte harte Schläge einstecken müssen, doch ihr Fauchen schreckte nun die verbleibenden vier Männer auf. Ihr Fuß brach den Kiefer des einen, ihre Faust zerschmetterte den Schädel des zweiten, dann setzte sie den beiden anderen nach.
Armand beschloss, der schreienden Rothaarigen zu helfen, die sich noch immer verzweifelt mit Tritten wehrte. Sie wurde noch immer von dem einen Mann festgehalten, während der andere lachend ihren Tritten auswich und einen Fuß einfing. Gerade schob sich seine Hand unter ihre Röcke, als er von einer gewaltigen Kraft weggerissen wurde. 

Sein Körper flog in hohem Bogen über das Feuer hinweg und krachte gegen einen Baum. Im Lärm des Kampfs ging das Geräusch der brechenden Wirbelsäule unter. Armand packte den Zweiten, der wie versteinert seinen neuen Gegner anstarrte, am Genick. Seine langen Finger begannen erbarmungslos zuzudrücken, bis er merkte, dass sich die Arme um das Mädchen lockerten. Er riss die junge Frau an sich und hielt den Räuber wie in einem Schraubstock fest, während er sich nach seiner Artgenossin umsah.
Sie hatte sich gerade wieder aufgerichtet, nachdem sie den letzten der Vier getötet hatte und starrte zu ihm hinüber. Armand grinste sie an und schleuderte ihr seinen Gefangenen entgegen. Wie eine hungrige Wölfin stürzte sie sich auf den Mann, schlug ihr Gebiss in seinen Hals und sank mit ihm zu Boden.

1 Kommentar:

  1. Da hatte aber jemand Hunger

    Und nun? Nun liegt da ein Haufen Leichen herum und mindestns ie Fremde ist satt.

    Aber welche Rolle spielt nun das arme Mädchen? Vor ihr lässt sich die wahre Natur der beide Vampire nicht mehr verbergen lassen. Fragt sich alerdings, ob sie sich nun nach dem Tod der Kerle sicher fühlen kann oder erst jetzt in richtige Angst verfallen muss.

    Die Vampirin scheint noch nicht besonders Kampferfahren zu sein. Vielleicht ist sie noch "jung"? Das heisst, sie ist eventuell erst frisch verwandelt, was wiederum heissen würde, dass sich ihr Erschaffer(in) noch im Umkreis aufhalten muss. Überhaupt: Eine weitere einzelgängerin?

    Schaun wir mal wohin das jetzt führt. Da haben jedenfalls zwei zu reden.

    Liebe Grüße
    Joe

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