Dienstag, 5. Juni 2012

Noctambule III - Rückblick: Hände weg von der Kleinen!

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Der schlanke Körper der Frau in seinen Armen zitterte am ganzen Leib. Sie rührte sich nicht und gab auch keinen Laut von sich, sondern starrte gebannt auf ihre Begleiterin, die nun in aller Ruhe trank, bis sie gesättigt war. 
Armand beschloss, seine Arme langsam zu öffnen. Kaum war die Rothaarige frei, als sie auch schon an die Seite ihrer Begleiterin floh und sich hastig nach einer neuen Waffe umsah. Sie fand den Scheit, den sie verloren hatte, der aber nun auch erloschen war, und hielt ihn mit beiden Händen wehrhaft hoch.


"Geh nicht zu nah ans Feuer, sonst brennt dein Kleid." warnte Armand freundlich und verschränkte die Arme, nachdem er sich an einen Baum gelehnt hatte. Die Vampirin löste sich von ihrem Opfer und sah funkelnd zu ihm auf. Ihre Lippen waren noch blutverschmiert, ihre Haare zerzaust, doch gerade dieser wilde Anblick ließ Armands Herz schneller schlagen. Geschmeidig richtete sie sich auf und schob sich halb vor ihren Schützling.
"Wer bist du?" verlangte sie zu wissen. Armand genoss ihre Stimme. Obwohl sie schlank und für seine Verhältnisse recht klein war und man eine helle Stimme erwartet hätte, besaß diese Frau eine Stimme, die wie das Schnurren einer Katze klang. Mehr denn je erinnerte sie ihn auch an eine Löwin, die misstrauisch ihr Junges schützte, jederzeit zu einem Angriff bereit. Armand lächelte und deutete eine nonchalante Verbeugung an.
"Armand Sartous, Gnädigste. Hoch erfreut, Euch behilflich sein zu dürfen." erklärte er und hob noch in der Verbeugung den Blick zu ihr, was ihm einen lauernden und gleichzeitig überlegenen Ausdruck verlieh. Die beiden Frauen blieben wachsam.
"Wir brauchen deine Hilfe nicht. Zieh weiter." knurrte die Blonde nun, entspannte sich jedoch sichtbar. Armand konnte beobachten, wie ihre Heilkräfte die Schwellung an Kiefer und Stirn bereits zurückzogen und die Blutung stoppten. Als wären die Worte eine Kriegserklärung hob nun die Rothaarige ihren Prügel höher, was Armand zum Schmunzeln brachte.
"Nicht, bevor ich nicht weiß, wer du bist. Quid pro quo .. meine Antwort hast du schon." erklärte er interessiert und beäugte sie weiter. Ob sie die lateinische Sprache beherrschte oder nicht, ließ sich die Blonde nicht anmerken. Aber sie wusste, was Armand wollte und dachte kurz nach. Dann nickte sie und beschloss offenbar, Armand vertrauen zu können.
"Ich bin Brid. Das hier ist Agnes." stellte sie ihre Begleiterin und sich selbst vor. Armand deutete erneut eine kurze Verneigung an und musterte die beiden Frauen.
"Ich danke dir. Nun, da ich unerwünscht bin, werde ich euch natürlich in Ruhe lassen. Ich hoffe nur, dass Ihr nicht wieder einer solchen Übermacht begegnet. Agnes ist noch nicht so besonders kampferprobt." Er hob die Hand zum Gruß und wollte sich abwenden, doch bevor er den ersten Schritt zurück in den Wald machen konnte, kam Brids erhoffte Reaktion.
"Warte!" Armand drehte sich wieder um, nun selbst fragend die Braue gehoben. Ruhig blieb er stehen und erkannte, dass sogar Agnes nun ihre Waffe senkte. Die junge Rothaarige hatte sich allmählich etwas beruhigt und ihr Atem ging nicht mehr keuchend. Armand genoss das Bild der beiden kampfbereiten Frauen vor einem Lagerfeuer auf einer Lichtung, die mit Leichen übersät war. Zudem hatte nicht er die Männer getötet, sondern diese rigorose blonde Frau mit den katzenhaften grünen Augen. Sie gefiel ihm.
Brid näherte sich ihm langsam und legte den Kopf schief.
"Man begegnet nicht oft jemandem seinesgleichen." meinte sie nun mit ihrer dunklen Stimme. Armand nickte zustimmend. Eben diese Seltenheit hatte ihn schließlich gefesselt.
"Und oft weiß man nicht, ob der Fremde einem wohl gesonnen ist. Ich kann dich aber beruhigen, denn ich habe keine bösen Absichten. Sonst hätte ich Agnes nicht geholfen." Agnes senkte ihren Knüppel nun völlig. Doch es war Brids Reaktion, die ihn erstaunte.
"Ist das so? Ich habe das nicht gesehen." gestand sie und schaute fragend zu Agnes, die heftig nickte. Brid setzte ein Lächeln auf.
"Wenn das so ist, dann danke ich dir und entschuldige mich." erklärte sie und begann ihn ausführlich zu betrachten. Seine Größe schien sie zu beeindrucken.
"Wir sind auf der Durchreise in ruhigere Gebiete. Nach Flandern rüber wäre schön. Und du?" Armand hatte selten Pläne. Zumindest keine, die man nicht Hals über Kopf ändern könnte. So begann er zu grinsen und ließ Brids Musterung gerne über sich ergehen.
"Ich komme vom Süden. Westen klingt gut. Wollt ihr mich begleiten?" Brids Lachen glich dem Gurren einer Taube und wieder drehte sie sich zu Agnes herum, die ratlos mit den Schultern zuckte.
"Du bist witzig. Aber ja, wir werden dich begleiten. Nur eins noch gleich zu Anfang: Hände weg von der Kleinen!" erklärte sie und griff nach der Hand ihrer menschlichen Begleiterin.

1 Kommentar:

  1. Da hat aber jemand einen ausgeprägten Protektionismus.

    Fragt sich, ob sie meint, Armand soll die Hände von der kleinen lassen, oder irgendwelche anderen Körperteile. :D

    Erinnert mich ein wenig an das Verhältnis zwischen Jocelyn und Anya. Ob diese beiden auf eine ähnliche Weise aneinander geraten sind? Oder ist da eher Liebe zwischen den beiden im Spiel? Brid scheint jedenfalls an Armand nicht viel Interesse zu haben.

    Und jetzt zieht dieses Trio also nach Westen, aus dem Krieg heraus. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt. Wo ist denn Armands vieles Silber eigentlich abgeblieben?

    Liebe Grüße
    Joe

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