Freitag, 15. Juni 2012

Was wird Mama sagen?

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Im Wartezimmer blätterte Nadja in dem Ausdruck, den Joe ihr gegeben hatte. Es war eine Kopie der Krankenakte, welche auf der Insel für sie angelegt worden war. Sie erkannte die Laborberichte ihrer Blutproben und verstand sogar, dass sich zwischen den beiden Untersuchungen alles mögliche verbessert hatte. Der letzte Eintrag war der Bericht über ihren Besuch nach der Nacht mit Thorsten und Joe, bei welchem sie ihre Spirale bekommen hatte. Allerdings waren die Eintragungen eher kryptisch. Sie fragte sich, wie der Arzt wohl in diesen Hyroglyphen etwas erkennen wollte. Und auch, ob es etwas nutzte, wenn sie die einzelnen Worte übersetzte. Denn die Akte war auf deutsch angelegt worden.

Eines stach ihr dennoch deutlich ins Auge. Als die Spirale eingesetzt wurde, hatte der Arzt unter den Bericht ein Datum notiert. Dieses lag inzwischen drei Monate zurück. Nadja seufzte leise. Vermutlich war das dies das Datum an dem man die Spirale hätte erneuern müssen. Aber dafür war es nun zu spät. Doch Joes ungetrübte Freude über die Vorstellung ein Kind zu bekommen, machte ihr den Gedanken sehr angenehm.

Ein wenig unwohl war ihr allerdings schon. Sie war nicht oft beim Frauenarzt gewesen. Die Erfahrungen beschränkten sich auf ein paar wenige Besuche, damals in der Ukraine und die beiden Termine beim Arzt auf Arramoa. Und nun saß sie hier in Seattle und wartete darauf vorgelassen zu werden. Zum Einen ärgerte sie sich, Joes Angebot nicht angenommen zu haben, zum Anderen war ihr die Vorstellung hier mit Joe zu sitzen doch irgendwie unangenehm.

Sie seufzte ein wenig und ließ den Kopf gegen die Wand sinken. Was wohl ihre Mutter sagen würde, wenn sie erfuhr, dass sie bald Oma wurde? Würde sie sich freuen? Schließlich war sie mit Joe so gut wie verheiratet, doch zählte das auch für ihre Mutter? Nadja fröstelte spontan ein wenig und rubbelte sich über die Arme.

Bis jetzt war sie allein im Wartezimmer gewesen, doch das Stimmengewirr vor der Glastür verriet, dass sich das gleich ändern würde. Sie richtete sich wieder etwas auf um nicht einen so kläglichen Eindruck zu machen. Doch als die Frau herein kam, folgte ihr sofort die Arzthelferin. "Sie könnten dann mit mir kommen, bitte.", lächelte sie Nadja an. Nadja nickte und erhob sich. "Okay."

1 Kommentar:

  1. Tja, die Frage, was Mama dazu sagen wird, ist schon zweischneidig. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Lelya ihre tochter für viel zu jung hält, aber andererseits: was im Leben ihrer Tochter ist schon so verlaufen, wie Lelya es sich vergestellt hatte?
    Zwar ist sie durchaus durch Joe mit der Situation versöhnt worden, denn es ist schon eine Erleichterung einen Schwiegersohn zu bekommen, den man mag und mehr als akzeptabel findet. Aber jetzt schon Oma? Wie alt mag Lelya sein? Um die 45? Andererseits: Wäre Nadja in der Ukraine verheiratet worden, hätte sie schon mindestens zwei Kinder.

    Letztendlich aber ist es egal, was Lelya dazu sagen wird. Es ist Nadjas Leben und Joe kann ich mir durchaus als liebevollen Vater vorstellen. Zumal Joe spätestens jetzt erwachsen wird und in vielem eine andere Sichtweise entwickeln wird, zumindest was Kinder, Lockerheit und Erziehung betrifft.
    Noch bin ich allerdings erstaunt, dass Nadja nicht schon dabei ist, sich auszumalen, wie die Geburt werden könnte, ob man davor Angst hat und wie es wohl sein wird, so einen herrlich duftenden, zarten Winzling im Arm zu halten und ihn zu stillen...

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