Freitag, 15. Juni 2012

Noctambule III: In der ersten Reihe

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Fabrizio hustete noch immer, während er mit Carlos und Enrico vor den Gefangenen stand. Beide waren inzwischen gefesselt worden und Carlos hatte ihnen die Schals von dem Gesicht gerissen. Doch jetzt hatte die Sonne ihre Kraft schon verloren und sich zur Hälfte hinter dem Horizont versteckt.
Das Feuer schlug etliche Meter über das Scheunen dach hinaus und verbreitete glühende Hitze. Immer wieder wechselte der Wind seine Richtung, sodass tausende und abertausende von Funken in alle Richtungen durch die Luft tanzten und sich gefährlich dem alten Bauernhaus näherten.


Fabrizio holte aus und trat dem bewusstlosen Armand in den Bauch.
"Verfluchter Bastard!" fauchte er wütend. "Fesselt die Zwei an den Brunnen im Hof!" befahl er dann und trat beiseite, damit seine Männer ihre Arbeit tun konnten. Sergej war bereits wieder bei Bewusstsein und kämpfte gegen seine Fesseln, die beide Hände auf dem Rücken hielten, doch Enrico hatte gute Arbeit geleistet. Nun musste er zulassen, dass er von genau diesem an den Füßen gepackt und über den steinigen Boden um die Scheune herum in den Hof geschleift wurde.
Besorgt warf er immer wieder Blicke zu Armand, den Carlos hinter sich her zerrte, doch der blieb weiter bewusstlos. Allein die Tatsache, dass die Blutspur aus Armands Nase und Mundwinkel zu trocknen begann, beruhigte Sergej tief. Wenn er immer noch geblutet hätte, wären Armands Heilungskräfte bereits nicht mehr in der Lage zu arbeiten und sein naher Tod wäre gewiss gewesen.

Der Brunnen bestand aus einer kleinen Mauer, aus der ein Holzgestell ragte, das ein Dach trug und einer kleinen Winde diente, mit der man Wasser aus der Tiefe holen konnte. Carlos und Enrico machten sich nicht die Mühe, die Handfesseln zu lösen. Sie setzten ihre Gefangenen so, dass sie an der kleinen Mauer lehnen konnten, wickelten ein Seil eng um die Hälse und befestigten es weiter oben am Gestell. Sofort danach fesselten sie mit einem weiteren Seil die Füße. Sergej spürte, wie der Zug ihm die Luft leicht abschnürte und konnte nur mühsam den Kopf drehen, um seinen Freund zu betrachten.
Die Luftnot machte auch Armand zu schaffen und zerrte ihn grob aus seiner Ohnmacht heraus. Hustend und zappelnd schlug er die Augen auf und erkannte nur träge die Situation, in der er sich befand. Auch er drehte den Kopf und seine schwarzen Augen fanden die braunen Augen seines Freundes. Sergej konnte Bedauern darin lesen, dass er seinen Freund in diese Lage gebracht hatte und rang sich ein kurzes, tröstendes Lächeln ab. Dann blickten beide geradeaus auf das Bauernhaus, das immer stärker in den Funkenflug geraten war.
Während Enrico und Carlos ihren von Sergej verletzten Kameraden zu sich holten und ihn vorsichtig auf den Boden legten, stand Fabrizio breitbeinig vor den beiden Gefangenen und betrachtete sie, vom Feuer gespenstisch beleuchtet. Sein Blick war feindselig und kalt, als er nun die Arme verschränkte und ein bösartiges Lächeln aufsetzte.
"Netter Versuch, Armand Sartous. Aber es hilft dir nichts. Du wirst in den nächsten Stunden sterben." erklärte er ruhig. Armand wollte sich gegen die Mauer in seinem Rücken stemmen, um dem Zug am Hals entgegen zu wirken, doch die Verletzung im Rücken brachte ihn zu einem Stöhnen, das Sergej durch Mark und Bein ging.
"Ich weiß. Dein Lakai hat gute Arbeit geleistet." knurrte Armand und legte seinen Blick voller Gelassenheit auf Carlos, der kurz mit den Händen zuckte, sich aber zurückhielt. Fabrizio stieß ein kurzes Lachen aus und verzog höhnisch das Gesicht.
"Ich habe euch einen guten Platz gesichert, quasi in der ersten Reihe, damit ihr auch genau zusehen könnt, was mit euren Frauen geschieht, wenn wir sie nun aus dem Haus holen." Armand blieb ruhig sitzen, doch nun begann Sergej wütend, gegen seine Fesseln anzukämpfen. Doch er erreichte gar nichts damit, außer dass er zu husten begann und sich Fabrizios amüsiertes Lachen anhören musste. Fabrizio machte eine übertriebene Verbeugung.
"Wir haben sie letzte Nacht beide gesehen. Und ich muss sagen, dass ihr Geschmack bewiesen habt. Beide sind wirklich ein hübscher Leckerbissen, so oder so." Er winkte seinen beiden Männern und wandte sich zum Gehen.
"Holen wir sie raus, bevor das alte Holz endgültig zu brennen beginnt!" befahl er und ging auf das Haus zu. Carlos folgte ihm sofort, nur Enrico blieb noch kurz stehen und betrachtete die beiden Männer zweifelnd. Doch dann wandte auch er sich um und folgte seinem Anführer wortlos ins Haus, verfolgt von einem Funkenregen, der von einem neuen Windstoß herüber geweht wurde.

1 Kommentar:

  1. Fabrizio wird arrogant.

    Und daraus resultieren Fehler.

    Er hat Armand längst da, wo er ihn haben will. Aber seine Position und seine Macht sind im zu Kopf gestiegen und verstellen ihm den Blick auf das Wesentliche. Er wollte Armand und Anya töten. Doch nun beginnt er lediglich seine Überlegenheit zu demonstrieren. Das ist zwar durchaus verständlich, jedoch ein riesiger Fehler!

    Nun wird er ins Haus gehen und feststellen, dass es leer ist. Und da er das Haus jetzt nicht umstellt hat, ist vollkommen unklar, wo die Fraue hin sind. Selbst wenn sie den Erdstall entdecken sollten, wofür sie sich schon ziemlich beeilen müssten, wäre ja unklar, ob die Frauen da hinein sind, oder ob sie nicht auf der Rückseite des Hauses getürmt sind.

    Und eine Inspektion des Erdstalls würde ebenfalls eine Tour ohne Wiederkehr. Nach den Stunden, die man dafür bräuchte, wäre auf keinen Fall der Ausgang im Keller noch passierbar.

    Also wird Fabrizio seine Truppe teilen müssen, was sie schwächt. Einen Mann haben sie ohnehin schon verloren. Ein zweiter ist schwer verletzt.

    Ich sehe da wirklich einen Hoffnngsschimmer für Armand aufleuchten. Und ein rchtig großer Streif Hoffnung für Anya.

    LG
    Joe

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