Samstag, 18. Januar 2014

Vor die Tür

Es ist noch mal ein bisschen später geworden. Aber hier dafür ein extra langes Doppelkapitel. Viel Spaß

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Mike war von Joes Vorstoß überrumpelt. Seine Gesichtszüge entgleisten ein wenig und er starrte Joe weiterhin an, wenn auch das feindselige aus seinem Blick verschwunden war. "Nun? Ich höre...", forderte Joe doch nun sehr deutlich. Auch Saras Zischen hatte ihm die Konzentration genommen. Er hatte gerade so schön seinen Gedanken nachgehangen und sich in seinem Ärger gesuhlt und nun waren alle Blicke auf ihn gerichtet.

Krampfhaft suchte er nach den passenden Worten. Dann straffte er sich schließlich und richtete sich auf seinem Stuhl etwas auf. "Nein. Eigentlich ist nichts okay.", meinte er dann langsam. Er suchte noch nach den passenden Worten und versuchte so, Zeit zu gewinnen. "Dann sag mir doch bitte, was nicht okay ist. Seit du hier bist, Mike, schaust du grimmig und aus jeder Faser deines Körper strömt mir entgegen, dass du nicht gern hier sein möchtest. Deine Tochter und meine Verlobte sind gute, nein beste, Freundinnen und haben sich heute Abend entschlossen uns alle einzuladen. Und egal, was du für ein Problem mit mir hast, dass ich wohl gern hören würde, findest du nicht, dass angemessen wäre sich zusammen zu reißen und einen höflichen Abend miteinander zu verbringen?"

Joes letzte Worte hatten sich etwas versöhnlich angehört. Während er gesprochen hatte, hatten natürlich die meisten zu ihm gesehen. Jetzt ruhten erneut alle Blicke auf Mike und er fühlte sich davon regelrecht durchbohrt. Sarah hatte die Arme verschränkt und sich etwas von ihm weg gedreht. "Ich finde falsch, dass Nadja einen so alten Freund hat.", giftete Mike. Er hatte lange nach dem Satz gesucht und jetzt wo er draußen war, hörte er sich dennoch lahm an. "Verlobten...", verbesserte Joe ihn. "Verlobt, Freund, Liebhaber, mir egal. Zwölf Jahre Altersunterschied gehören sich einfach nicht. Schon gar nicht bei einem so jungen Mädchen!", fauchte Mike wieder.

Gelangweilt sah Joe ihn an. "Ich möchte niemand hier haben, der die Beziehung zu meiner Verlobten und der Mutter meines Kindes so gering schätzt. Ich werde für Sara und Mary ein Taxi bestellen. Oder vielleicht ist auch Nadja nachher noch so freundlich, die beiden zu fahren. Geh nur. Es scheint dir unangenehm zu sein in meinem Haus zu sein. Mir ist es unangenehm, jemand hier zu haben, der so verbohrt ist. Lösen wir das auf, indem du gehst. Lass deine Tochter bei etwas allein, dass sie ihr sehr wichtig war."

Normalerweise wäre Joe natürlich aufgestanden, um seine Gast zur Tür zu begleiten. Doch er blieb sehr hartnäckig sitzen, stützte gar die Ellenbogen noch auf den Tisch. Ach Geoffrey, welcher schon Anstalten gemacht hatte, sich zu erheben, wurde von Joe mit einem kurzen Blick und einem minimalen Kopfschütteln wieder auf seinen Platz befohlen. Weder Maricruz noch Geoffrey wussten so recht, wo sie hinschauen sollten und beschäftigten sich mit der Tischdekoration vor ihnen. Geoffrey war Butler und bei Auseinandersetzungen anwesend zu sein, machte ihm nicht sonderlich viel aus. Schließlich gehörte ja die Aufgabe des Rausschmeißers auch in sein Repertoire. Doch Maricruz, welche ja sonst nicht mit Gästen in Kontakt kam, war die Situation unendlich peinlich.


Mike starrte Joe halb entsetzt halb überrascht an. "Ich wollte nicht...", begann er um die Sache irgendwie zu fangen. Der vernichtende Blick seiner Frau, zu der er kurz herüber gesehen hatte, verriet ihm, dass er hier auf verlorenem Posten stand. Sara hatte schon vorher nichts für seine Bedenken übrig gehabt und jetzt, da die Konfrontation aufgebrochen war, starrte sie ihn völlig vernichtend an und er gruselte sich schon jetzt vor dem, was zu Hause auf ihn wartete.

"Du wolltest was nicht?", bohrte Joe nach, als Mike einen Augenblick zu lang unterbrach. Stumm bewegte Mike die Lippen doch Joe war es, der wieder einhakte. "Du wolltest nicht hier her kommen? Du wolltest nicht hier sein? Du wolltest nicht an unserem Tisch sitzen? Du wolltest nicht sagen, was du denkst? Oder all das zusammen?" Joe seufzte etwas. Dann stand er auf. "Wir kommen gleich wieder.", versprach er Sara mit einem freundlichen Nicken. Er machte eine Kopfbewegung, die Mike andeutete, dass er ihm folgen solle und Joe ging vor zur Tür.

Mike starrte ihn jetzt fast etwas ängstlich an. Dieser Kerl hatte doch nicht vor, mit im draußen eine Schlägerei um die Ehre seiner kleinen Maus anzuzetteln? Joe war absichtlich nicht zur Eingangshalle gegangen, sondern hatte die andere Tür genommen, welche das Esszimmer mit dem Salon verband. Er hatte nicht wirklich vorgehabt, Mike rauszuwerfen. Doch die Drohung war einfach so aus ihm herausgeplatzt. Wenn er sich jetzt mit ihm in der Eingangshalle traf, war der Weg zur Tür allzu kurz. Da war ihm der Salon schon deutlich lieber.

"GEH!", fauchte Sara ihm nun offen zu. Diesmal war es kein leises Zischen ins Ohr mehr, was nur ihm gelten sollte. Diesmal war es offen aggressiv. Stumm erhob Mike sich aus seinem Stuhl und folgte Joe durch die Tür in den Salon. Leger lehnte Joe an einem der Bücherregale. "Na los, was ist dein Problem?", fing er sofort an, "Ist es wirklich, dass ich zwölf Jahre älter bin als Nadja? Soweit ich weiß, bist du selbst gute neun Jahre älter als deine Frau. neuneinhalb sogar." "Das ist etwas anderes.", ging Mike sofort in den Verteidigungsmodus. "Sie war 23, als wir uns kennen lernten. Nicht 16." "Dem entnehme ich also, in fünf Jahre, wenn Nadja 23 ist, ist es dann auch egal?", überspitzte Joe die Aussage. "Es wäre zumindest nicht mehr so unanständig.", gab Mike zu.

"Ich gebe einen Dreck darum, was unanständig ist.", sagte Joe und wischte das Gesagte mit einer Handbewegung davon, "Worum ich etwas gebe ist, meiner zukünftigen Frau ein guter Mann und meinem Kind ein guter Vater zu sein. Ich weiß selbst, dass das bei uns nun mal nicht so nach Schema F gelaufen ist, wie das vielleicht anderen geht. Doch ist das wirklich so wichtig, dass du diesen schönen Abend so ruinieren willst und mich anstarrst, als wäre ich ein Monster? Ich lasse mich in meinem, verzeih unserem, Haus nicht so gern so angehen."

Mike fühlte wie ihm die Argumente entglitten. So ganz war er noch nicht bereit aufzugeben und er holte noch einmal Luft.

1 Kommentar:

  1. Mike merkte, wie ihm die Argumente entglitten? Er hatte nie welche!!

    Joe kontert perfekt. Tatsache ist ja wirklich, dass er nichts hat, was er beanstanden könnte. Mit etwas Rückrat hätte er Mary von vorne herein sagen müssen, dass er dieses Haus nicht betritt, weil er die Einstellung der Gastgeber nicht akzeptieren kann. Aber er hat die Einladung angenommen und kann nun nicht in deren eigenem Haus solche Töne spucken. Mary wird ihrem Vater ganz schön was husten.

    Apropos Mary: Auch hier versagt Mike gerade schnöde. Es geht nicht um ihn und auch nicht um Joe oder Nadja, es sollte ihm um seine Tochter gehen.Und da hält man eben auch mal die Klappe.

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