Sonntag, 9. September 2012

Noctambule III: Nicht zerbrechen

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Anya hatte sich tatsächlich gegen die beiden Männer durchgesetzt. Auch wenn sie die Unterkunft zu schätzen wusste, die Armand für sie gebaut hatte, so wollte sie nicht nur die Bewegung draußen, sie brauchte sie dringend. Raouls Hunger machte auch sie hungrig und sie nutzte die Bedingung Armands nicht mehr alleine zu jagen zu ihrem Vorteil.


"Wenn ich nicht alleine jagen darf, dann können wir doch Sergejs Suche mit meiner Jagd verbinden! Und ich habe nicht nur einen Babysitter sondern auch einen Aufpasser." Armand musste schmunzeln und gab nach, jedoch nicht ohne seinen Freund einen schuldbewussten Blick zuzuwerfen. Aber Sergej war nicht nach leichten Witzen. Wo er sonst mit einem bezeichnenden Blick reagiert hätte, blieb dieses Mal eine Reaktion aus.
Anya brauchte eine Weile, ehe sie mit Hilfe von Armand aus einem von ihm mitgebrachten Leinentuch eine Art Tragegurt für Raoul gebunden hatte. Das Tuch wand sich schräg um Anyas Oberkörper und sorgte so dafür, dass ihr Baby nicht nur gemütlich und sicher lag, sondern auch die mütterliche Körperwärme genoss und ihren Puls spürte. Sollte Anya ihn zwischendurch stillen müssen, konnte sie das Tuch ebenfalls gleich als Stütze nutzen.

Nach Einbruch der Dunkelheit verließen die Freunde ihren Unterschlupf und machten sich auf den Weg. Als sie den Waldrand erreichten, trennten sie sich voneinander. Sergej nahm seine Suche wieder auf, während Armand mit Anya zuerst die Jagd aufnahmen. Vergessen war Anyas Vorsatz, Sergej als Babysitter einzuspannen. Sie genoss es, allein mit Armand zu sein und wo wäre Raoul schon sicherer als in den starken Armen seines Vaters?
Weder Anya noch Armand wollten zu tief in die Stadt eindringen. So umrundeten sie den Norden der Stadt Richtung Osten und entdeckten bald die Hauptstraße nach Norden, auf der auch nicht allzu weit entfernt die letzte Poststation vor der Stadtgrenze sein musste. Als sie das Haus schließlich entdeckten, verharrten sie im Schutz einer kleinen Baumgruppe, um das Haus zu beobachten.
"Was hast du vor?" fragte Armand während er ihr half, das Tuch zu lösen und das Baby herauszuholen. Liebevoll strich Anya über das kleine, blasse Gesicht und hauchte einen Kuss auf die zarte Stirn. Dann reichte sie Armand seinen Sohn und schaute zu, wie er ihn vorsichtig in seine Armbeuge legte. Einmal mehr klopfte ihr Herz bei dem Anblick des großen Mannes, dessen Bewegungen plötzlich unendlich weich und vorsichtig wurden.
"Du zerbrichst ihn nicht, Armand." schmunzelte sie. Armand warf ihr nur einen kurzen, skeptischen Blick zu, senkte ihn aber sofort wieder zu dem Kind, dessen Fäuste sich reflexartig in den langen Haaren seines Vaters festkrallten.
"Ich will ihn nicht fallen lassen." verteidigte er sich mit schiefem Grinsen und verzog sofort darauf das Gesicht, denn Raouls unkontrolliertes Fuchteln mit den Fäustchen sorgte für ein schmerzhaftes Ziehen an den Haaren. Anya bemerkte das und befreite die Strähnen aus den Fingern ihres Sohnes. Während sie Armand einen Zopf band, schaute sie hungrig zu dem schwach beleuchteten Haus hinüber.
"Ich weiß nicht, was ich vorhabe. Vielleicht sollte ich auf einen einsamen Reisenden warten?" nahm sie Armands Frage wieder auf. Der schüttelte stirnrunzelnd den Kopf.
"Keine gute Idee. Wie lange willst du da warten? Außerdem dürften die meisten Reisenden bereits vor Einbruch der Nacht eingetroffen sein." hielt er dagegen. Anya schwieg nachdenklich.
"Dem Licht im Stall nach zu urteilen, ist eine Gruppe angekommen und der Stallknecht versorgt noch die Tiere." überlegte sie laut. Armand schwieg und wartete ihre Entscheidung ab.
"Vielleicht warte ich besser noch ein wenig und besuche dann einen schlafenden Gast." schlug sie nun vor. Armand hob den Blick zu ihr und schenkte ihr ein kurzes Lächeln, bei dem seine scharfen Zähne aufblitzten.
"Und ich weiß, wie wir die Wartezeit überbrücken." erklärte er ruhig, was sofort eine Gänsehaut bei Anya auslöste.

1 Kommentar:

  1. Immer wieder amüsant, wie Männer ihre Babys ungeschickt in den Händen halten und glauben, sie könnten werweißwas, damit anrichten. :)

    Anya ist übrigens ein sehr schlaues Mädel. Sie nähert sich wieder Sergej an, der natürlich entsprechend angefressen war, aber ihr Wille ihm bei der Suche nach Miriam zu helfen, sollte durchaus seine Wirkung zeigen.
    Und viel effektiver, als immer allein zu suchen, ist es obendrein.

    Nun also Armand und Anya im Dunkeln vor dem Wirtshaus? Ist die Libido wieder voll erwacht? :)

    Seid leise ihr zwei...

    LG
    Joe

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