Dienstag, 6. Dezember 2011

Achtung Satire: McDonalds Quickorder

Heute habe ich vor, mich mal an der Satire zu versuchen. Ich hoffe es findet Anklang.

Mein Weg zur Hungerszeit führt mich, und das kann der Ranzen bezeugen, des Öfteren zu einem amerikanischen Multimillionär. So stand ich auch heute wieder in einer der grüngewaschenen Filialen desjenigen Geschäfts, welches die Grundbedürfe des modernen Nerds so wunderbar befriedigt.
Und weil ich gerade von Nerds rede, so sprach mich doch das moderne Terminal an. Ein Touchscreen und ein Schlitz für die Kreditkarte. Was will man mehr. Aber wieso hier? Mitten im McDoof? Die Tatschscreens für die pommesfettverschmierten Patschefingerchen sind doch eigentlich den Angestellten vorbehalten.

Nicht so hier im Bahnhof. Zwei weiße Säulen blinken bunt umher und locken den technikbegeisterten Early-Adopter an. Um es mit den Worten meines Matheprofessors zu sagen: "Wus is' jetzad do passierrrrd?"
Man kann bei McDoof nun selbst bestellen!

Konnte man doch schon immer, mag der geneigte Leser sich denken. Es sei denn, man gehörte zu den Glücklichen, welche zuweilen eine SMS aus einem Auto bekamen, welches in der Warteschlange vor dem Drive stand.
Nein - Bisher konnte man nur einem gelangweilten Teenager oder einem Ex-Langzeitarbeitslosen seine Bestellung diktieren und hoffen, dass man das bekam, was man über den Marmorimitattresen geschrieen hatte.
Und hier ist er nun, der Traum des Servicegeschädigten, die Erfüllung aller Wünsche der soziophoben Kundschaft. Ein Terminal um sich seine Bestellung selbst zusammenzuklicken und dann am Tresen nur noch abzuholen! Und wer weiß, vielleicht fällt das Essen ja in der nächsten Ausbaustufe aus einer Klappe heraus und der menschliche Kontakt ist komplett eliminiert.

Also Kredit die Karte in den Fluxkompensator - nein. Flux die Kreditkarte in den Automaten und schon kann es losgehen. Ein Fingerpatschen hier und ein Druck da. Schon gefällt mir das Menü. Oh, aber ich hätte doch gerne die Farmkartofffeln zu meinem Burger. Verdammt, zu spät gesehen! Jetzt habe ich die normalen Kartoffelfettstäbchen gewählt. Muss ich jetzt wie die Teenager nach dem Manager rufen, damit er mir die sagenumwobene Managerkarte übergibt, die es möglich macht, eine einmal aufgegebene Bestellung wieder aus dem System zu nehmen?
Oder kann ich mich leise davonstehlen? Vielleicht hat es keiner gesehen und der nächste Kunde muss jetzt meine verfehlte Bestellung ausbaden und die Pommes nehmen? Aber das Gerät hat doch noch meine Kreditkarte. Verflucht! So muss ich da wohl durch. Aber was ist das? Dem Kunden traut man offensichtlich mehr zu, als der gelangweilten Aushilfskraft in der Systemgastronomie. Ich darf meine Bestellung selbst noch mal ändern! Naja, das Management wird wissen, wieso der Kunde das darf, der Angestellte jedoch nicht.

Nun also - Pommes raus - Farmkartoffeln mit Schnittlauchsourcreme hinein. Noch ein Cheseburger (der zweifellos beste Burger der Welt - von meinen hausgemachten Köstlichkeiten mal abgesehen) dazu. Bestellung abschließen und fertig. Irre, wie schnell das ging. Karte raus und zwei Belege dazu. Meine Quittung und eine Abholnummer. Ein Schalter am Rand des Tresens weist sich mittels Schild und rotem Teppich (Endlich werde ich behandelt, wie es mir gebührt!) als Quickorder-Ausgabe aus und dort hoffe ich nun schnellstens mein Mahl zu bekommen.

Allerdings muss ich mich dort nun, wie gewöhnliches Fußvolk ohne Technikaffinität wieder in eine Schlange einreihen. Was nutzt ein Roter Teppich, wenn man darauf warten muss? Zwei Leute stehen vor mir und diskutieren mit einem gelangweilten Teenager ihre Bestellung. So hatten wir nicht gewettet. Wozu drücke ich minutenlang auf dem Terminal herum, wenn ich mich jetzt hier doch meiner gerade erst kultivierten Soziophobie stellen und mit Menschen reden muss, statt einfach nur meine Tüte zu nehmen und wieder zu verschwinden. Und wieso dauert das eigentlich so lange?

Endlich bin ich an der Reihe. "Was hatten sie?", fragt der Teenager hektisch und schaut abwechselnd zwischen meiner Abholnummer, auf welcher die Bestellung nochmals vermerkt ist, seinem Monitor, auf dem die Bestellung angezeigt wird, und mir, der die Bestellung aufgegeben hat, hin und her. '400 Cheeseburger.', will ich sagen. "Na, was da steht.", sage ich aber tatsächlich und gebe mich nun auch mal gelangweilt. "Ja äh ... ja.", schallt es mir entgegen, gefolgt von einem entnervten und kopflos wirkenden Gerenne von links nach rechts und still hoffe ich, dass die Küche mir nicht auf den Burger spuckt, wenn ich hier vorne anfange mich aufzuregen.

Nach und nach wandert mein Zeug in die Tüte. Die Cola lasse ich zurückgehen. Einmal mehr ist kein Eis darin. 'Lest euer Handbuch, Idioten!', durchzuckt es meinen Geist, aber auch dieser Spruch bleibt in meinem Kopf gefangen. Nur bis zu dieser Sekunde in der er das Internet durchfliegt natürlich. Doch dann ein Fehler, den der Teenager nicht beheben kann. "Wir haben keine Farmkartoffeln.", schallt es mir entgegen. Keine weiteren Erklärungen, keine Entschuldigung und vor allem keine Alternative. Ich schweige eisern. "Wir haben keine Farmkartoffeln.", wiederholt der Teenager, sichtlich gereizt. "Das Gerät hat mir gesagt, es gibt Farmkartoffeln.", kontere ich gekonnt.
"Wollnse Pommes?", erreicht mich der verzweifelte Versuch das Gespräch in Gang zu bringen. Für eine Sekunde bin ich versucht 'Nein' zu sagen. Aber ich habe Hunger. Gönnerhaft nicke ich und verlasse wenig später mit meiner Alternativlieferung das mittägliche Gedränge.
Mein Blick gleitet zurück an den Tresen. Eine Kassiererin hat nichts zu tun. An den beiden Terminals stehen langhaarige und bärtige Gestalten und tatschen auf dem Display herum. Wenn ihr wüsstet...

1 Kommentar:

  1. Juhu, ist Technik nicht was schönes? Da fragt man sich schon, was besser ist: eine normale Bestellung am Tresen oder die super "einfache" am Hightech-Gerät g.
    Joe, sehr schön geschrieben, wie fast immer. Ich hoffe, es bleibt nicht bei dieser einen Satire :-)

    Liebe Grüße
    B.

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