Montag, 28. Mai 2012

Noctambule III: Wir sind Nefandii!

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

"Ich kann doch alleine…"
"Weiß ich." Sie in seinem Arm zu tragen, schien ihm offenbar zu gefallen. Lächelnd senkte er seinen Kopf zu ihr und betrachtete sie. Anya legte liebevoll ihre Hand an seine Wange. Sie wehrte sich nicht gegen seine Fürsorge, sondern schien sie dankbar anzunehmen.
Doch bevor sie den beiden Freunden gute Nacht wünschen konnten, fuhren Armand und Sergej wie auf Kommando hoch und starrten auf die zugezogenen Vorhänge der Fenster, die auf den Hof zeigten.


Anya und Miriam schwiegen erschreckt, während beide Männer ernst zu lauschen schienen. Miriam wagte nicht zu atmen um die entstandene Stille nicht zu stören, doch schließlich hielt sie es nicht mehr aus.
"Was ist?" wisperte sie schließlich unsicher. Armand ließ Anya vorsichtig von seinem Arm gleiten und stellte sie wieder auf den Boden. Sein Blick lag fragend auf Sergej, der sich nun stirnrunzelnd zu ihm wandte.
"Sie sind weg." murmelte er verständnislos. "Hast du jemanden erkannt?" Während Anya geduldig wartete, platzte Miriam vor Ungeduld. Sie sah von einem zum anderen, absolute Verständnislosigkeit im Blick.
"Wen erkannt? Was habt ihr denn gehört?" hauchte sie unsicher. Armand zog Anya in seine Arme, offensichtlich in tiefes Nachdenken versunken. Sergej übernahm es, Miriam zu erklären, was geschehen war.
"Vampire können einander aufspüren. Aber sie haben auch die Fähigkeit, dafür zu sorgen, dass man sie nicht wahrnehmen kann. Armand und ich spürten eben ganz plötzlich die nahe Anwesenheit von einem Haufen Vampire, aber nun haben sie sich wieder abgeschottet." Miriam blinzelte und nickte, ohne wirklich zu verstehen. Anya hingegen hielt erschreckt die Luft an. Da Armand die Frage seines Freundes noch nicht beantwortet hatte, hing ihr Blick noch immer fragend an ihm.
"Ich bin sicher, dass einer von ihnen Fabrizio Sanghieri ist." erklärte der große Mann nun ruhig, den Blick immer noch auf den Vorhang geheftet. Doch nun riss er seinen Blick davon los und betrachtete Sergej.
"Was zum Teufel soll das?" platzte dieser heraus. Armand zuckte mit den Schultern und zog erneut die Stirn kraus. Wieder lag sein Blick sehr nachdenklich auf Anya.
"Dass wir sie so nah und vor allem so plötzlich bemerkt haben, kann nur eines bedeuten. Sie waren schon eine Weile da und haben uns ganz gezielt von ihrer Anwesenheit wissen lassen. Das gefällt mir nicht." Sergej sank wieder in seinen Sessel und drückte nachdenklich die geballte Faust gegen das Kinn.
"Ich muss das sortieren." begann er nach einer Weile. "Wer sich auf diese Weise nur kurz zeigt, führt nichts Gutes im Schilde. Wenn Fabrizio diese weite Reise gemacht hat, um nichts Gutes durchzuführen und das auch noch uns betrifft, dann macht er das ohne die Zustimmung des alten Sanghieri." grübelte er weiter. Armand schüttelte den Kopf.
"Oder der Alte ist tot und Fabrizio hat endlich die Nachfolge angetreten." Seine Worte schlugen ein wie ein Blitz. Sergej hob den Kopf und musterte Armand überrascht, Anya sog den Atem scharf ein.
"Fabrizio wollte mich töten, obwohl er wusste, dass ich ein Kind erwarte. Wir haben damals in Florenz seine Ehre beleidigt." raunte sie erschreckt. Armand legte erneut den Arm um sie.
"Nicht nur das. Ich habe ihn daran gehindert und mal wieder einen dummen Fehler gemacht, indem ich ihn am Leben ließ." Miriams Augen flogen von einem zum anderen. Für sie tat sich gerade eine völlig neue Welt auf und sie erfuhr Dinge, die ihr so fremd waren, dass sie glaubte zu träumen.
"Fassen wir zusammen: Anya und ich sind einfach in 'sein' Haus eingedrungen. Anya schlug seinen Vater, das hochheilige Familienoberhaupt nieder und erzwang Armands Befreiung. Armand hat seine Schwester getötet. Das sind eigentlich genug Gründe, um uns nicht zu mögen, denke ich." ließ sich Sergej vernehmen und betrachtete besorgt die verunsicherte Miriam. Armand atmete tief durch, während die steile Falte zwischen seinen Augen noch tiefer wurde.
"Er hat sich jetzt erst gezeigt, kurz vor Tagesanbruch. Warum nicht früher?"
"Weil du und ich noch nicht da waren. Jetzt wollte er uns wenigstens zeigen, dass er da ist. Er kann bei Tag nichts tun, aber er weiß genau, wir auch nicht. Nicht einmal fliehen." meinte Anya mit vor Schreck geweiteten Augen. Sergej nickte.
"Er lässt sich von nichts abschrecken. Nicht einmal Anya ist vor ihm sicher. Womit kann er das vor seiner Sippe erklären?" überlegte er laut. Armand stieß ein tiefes Knurren aus und starrte feindselig auf den zugezogenen Vorhang, hinter dem sich die ersten Schimmer des anbrechenden Tages bildeten.
"Ganz einfach! Er erklärt uns zu Ausgestoßenen!" kam prompt die Antwort von Sergej. Stille breitete sich erneut aus. Nach einer Weile erklang das schockierte Flüstern Anyas.
"Wir sind Nefandii!"

1 Kommentar:

  1. Jetzt wirds aber hart.

    Also haben die Sanghieri die ganze Nacht gewartet, um dann wieder zu verschwinden?

    Sie können ja schlecht einfach vor dem Haus in den Büschen liegen bleiben. Es wäre ein Einfaches, sie tagsüber hinzumeucheln. Selbst Miriam könnte das erledigen.

    Interessant, dass sie selbst sich ihrer Sache scheinbar nicht so sicher sind, dass sie noch schnell im Morgengrauen erledigen können um dann selbst den Bauernhof für den Tag zu nutzen.

    Sie haben sich also offensichtlich zurückgezogen. Aber wohin?

    Und wie verfahren nun Armand und seine Leute. Sie haben zumindest den Vorteil, dass sie jemanden haben, der Tagsüber das Haus verlassen kann. Aber was nützt das? Ist es vielleicht möglich, jetzt Tagsüber, in dicke Decken ghüllt, schnell das Weite zu suchen, um die Sanghieri abzuschütteln?

    Und meinen Respekt an Sergej. Er hat sehr schnell und sehr richtig kombiniert.

    Aber war er nicht vorher schon ein Nefandii? :) Genau wie Armand?

    Jetzt habt ihr doch einen ganzen Tag gewonnen. Nutzt ihn!

    Liebe Grüße
    Joe

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