Donnerstag, 24. Mai 2012

Guten Flug

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Thorstn war zutiefst beeindruckt von seinem Rundgang durch die Firma. Natürlich musste er die gegebenen Antworten schon etwas in die Relation setzen, dass wohl auch kaum jemand seinen Chef direkt anschwärzen würde. Aber insgesamt schien eine sehr positive Stimmung zu herrschen. Einzig ein paar Leute der Entwicklungsabteilung machten sich Sorgen, weil man unlängst einen langjährigen Mitarbeiter gefeuert hatte und dieser Posten noch nicht ersetzt worden war.

"Warum hast du den Kerl aus der Entwicklungsabeilung gefeuert vor ein paar Wochen?", wollte Thorsten beim Mittagessen mit Joe wissen. Joe schluckte etwas. "Ähm. Das war eine sehr hässliche Geschichte." "Erzähl sie mir." Joe nahm noch einen Bissen von seinem Salat um etwas Zeit zu gewinnen. Dann rückte er mit der Sprache heraus: "Das war der Vater einer Freundin von Nadja. Bevor wir es öffentlich gemacht haben, hatte er vermutet, dass wir etwas miteinander haben und hat den Mailserver gehacked und mit einigem Aufwand tatsächlich ein paar Mails, die ich mir mit Nadja geschrieben hatte, dechiffriert."

"WAS?", entfuhr es Thorsten völlig überrascht. "Tja. Das habe ich auch gedacht. Aber dann schlich er sich abends als Brenda nicht mehr da war hier hoch und machte mir das Angebot, er würde das für sich behalten, wenn ich ihn befördern würde." Thorsten rollte mit den Augen. "Das darf doch echt nicht wahr sein." "Ich war auch ziemlich geplättet. Und das Ergebnis kennst du ja. Entlassen, Schreibtisch ausräumen, Klage androhen. Da sich das alles nach Feierabend abgespielt hat, hat es niemand mitbekommen. Er war ohnehin ein Eigenbrötler und so hat sich die Sache hier in der Firma nicht herumgesprochen."

"Das war also der wahre Grund warum du plötzlich zur Filmpremiere gegangen bist, mit Nadja." Joe fühlte sich irgendwie ertappt. "Das ist nur die halbe Wahrheit!", verteidigte er sich, "Ich war es ohnehin leid und habe das nur zum Anlass genommen einen längst überfäligen Schritt zu machen." Thorsten nickte. "Schon gut, Joe. Aber die Kollegen in der Entwicklungsabteilung sind verunsichert. Sie wissen zwar, dass du den faulsten Kerl der Firma gefeuert hast. Aber dass du niemand neuen hast einstellen lassen, lässt sie glauben, du wolltest ihre Abteilung dezimieren. Klär das lieber. Entweder mit einem Statement oder mit einer Neueinstellung." Joe nickte. "Danke. Das war mir nicht bewusst."


Nach dem Essen war es Zeit für Thorsten zum Flughafen zu fahren. Joe begleitete ihn nach unten zu seiner Limousine. "Danke für deinen Besuch." "Oh, ich danke dir für deine Gastfreundschaft. Ich hatte viel Spaß. Du hast deinen Laden im Griff und ich bin froh, dass ich dich hier habe.", gab Thorsten zurück. Joe nickte und versuchte nicht zu zeigen, wie sehr ihn das Lob freute. Thorsten saß schon in der Limousine als Joe sich noch einmal herunter beugte. "Ist im Triple Doors noch irgendwas passiert, dass ich wissen sollte? Habe ich Unsinn gemacht, der Nadja kränken könnte?", fragte er halblaut. Thorsten kicherte leise in sich hinein. "Du bist mir einer.", meinte er kopfschüttelnd, "Du hast mit Carry getanzt. Aber du hast sie nicht angefasst und auch nicht geküsst. Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben. Und Nadja kann nur kränken, was sie auch weiss.", erklärt er fest. Joe nickte nochmal. "Danke. Guten Flug." Dann rollte die Limousine davon.

1 Kommentar:

  1. Dachte ich es mir doch: Thorsten hat insgesamt einen guten Eindruck erhalten und konnte sich in seiner Haltung Joe gegenüber bestätigt fühlen.
    Zudem beweist er nun auch noch genügend Sensibilität, die man als Konzernchef eigentlich auch haben muss nur leider selten vorfindet, auch noch auf die Gefühle der kleinen Angestellten zu achten und deren Ängste zu erkennen.
    Dieser Tipp an Joe ist sicher nicht nur hilf- sondern auch lehrreich.

    Weniger schön finde ich natürlich seinen Wink, dass Nadja nicht alles wissen muss. Ich nehme zwar an, dass er eigentlich meinte, dass solche Kleinigkeiten gar nicht erwähnenswert sind, schon gar nicht, wenn DAS schon reichen könnte, um Nadja zu kränken.
    Letztlich spiegelt es aber seine Grundeinstellung wieder. Er hat ja Recht damit, dass jeder seine kleinen Geheimnisse hat. Aber dazu müssen auch die Grenzen entsprechend abgespsrochen und ausgerichtet sein. Nicht jeder hat diese promiskuitive Einstellung wie er.
    Allerdings glaube ich auch nicht, dass Joe nun glaubt, Nadja einen harmlosen Tanz verheimlichen zu müssen. Dazu ist er viel zu aufrichtig. Gott sein Dank! :-)

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