Donnerstag, 3. Mai 2012

Noctambule III: Gespräch unter Freunden

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Armand erwiderte Anyas Blick ruhig und scheinbar ohne irgendeine Emotion, was Anya sofort verunsicherte. Doch endlich senkte er die Hand, auf die er die ganze Zeit sein Kinn gestützt hatte und erhob sich mit einer fließenden Bewegung.
"Sergej." Sein Freund sah mit fragendem Blick auf, registrierte aber sofort die kleine Kopfbewegung, die ihm bedeutete, Armand zu folgen. Für Miriam kaum erkennbar verschwand Armand durch das Fenster hinaus in den Garten und Sergej erhob sich ebenfalls. Er hauchte einen Kuss auf Miriams Wange.
"Bin gleich wieder zurück, Süße." murmelte er und verschwand ebenso schnell und geräuschlos, noch bevor Miriam eine Antwort geben konnte.


Anya erhob sich erneut und setzte sich zu Miriam auf das Bett, während die beiden Männer im Garten eine kleine Ecke im hinteren Teil des Anwesens aufsuchten. Sergej lehnte sich an einen der alten Bäume und verschränkte neugierig die Arme vor der Brust. Armand hingegen blieb vor ihm stehen, eine Hand in der Hosentasche und ruhig auf seinen Freund heruntersehend, der zwar nicht gerade klein war, aber von Armand um Kopfeslänge überragt wurde.
"Wovor hast du eigentlich Angst?" Armands direkte Frage ließ Sergej zusammenzucken. Er zog die Brauen zusammen und wollte schon zu einer patzigen Antwort ansetzen, schloss den Mund aber wieder und dachte nach.
"Ich weiß nicht, was du meinst." knurrte er schließlich und missachtete das breite Grinsen Armands, das kurz sein beachtliches Gebiss entblößte.
"Das weißt du ganz genau. Siehst du nicht, wie verliebt die Kleine in dich ist?" Sergej schob mit einer fast trotzigen Bewegung seine Hände tief in die Jackentaschen.
"Das sehe und weiß ich. Worauf willst du hinaus?" Armand wartete einen kleinen Moment, seinen Freund betrachtend, doch dieser wich seinem Blick aus.
"Erinnerst du dich an Siti?" Armands Frage war sehr leise, fast sanft. Trotzdem zuckte Sergej leicht zusammen und hob kurz fragend den Blick.
"Sicher." murrte er. Die Erinnerung an seine Sklavin und Geliebte vor über vierhundert Jahren schien immer noch zu schmerzen, denn Sergej signalisierte gerade, dass er ungern an die junge Frau und deren Tod zurück dachte, den er nicht hatte verhindern können.
"Ebru sagte mir auf ihrem Sterbebett, dass sie und Siti uns Söhne schenken wollten. Sie waren beide unser Eigentum, beide liebten uns, beide fühlten sich wie Ehefrauen und versuchten uns glücklich zu machen, auch wenn sie uns viel weniger verstanden haben, als Anya und Miriam." begann Armand leise mit seiner Erklärung. Sergejs Blick wurde unruhig.
"Ich habe mir an Sitis Grab geschworen, nie wieder eine feste Beziehung einzugehen."
"Das hast du doch schon längst, Mann! Miriam liebt dich, du Idiot! Heirate sie endlich und lass sie nicht noch länger zappeln! Mit der Eheschließung gehören dir ihre Güter und du kannst sie auf ihren Namen wieder umschreiben lassen. Dadurch ist sie auf jeden Fall abgesichert und du machst sie außerdem noch sehr glücklich!"
Beide Männer schwiegen eine Weile vor sich hin. Armand hatte alles gesagt, was er zu sagen hatte und Sergej kämpfte offensichtlich mit sich. Er hatte sich bereits bei Miriams Onkel weit aus dem Fenster gelehnt, doch noch war die Verlobung nicht offiziell verkündet und selbst Miriam hatte eine Hochzeit noch gar nicht angesprochen.
"Vampire heiraten untereinander nicht. Sie gehen Lebensgemeinschaften ein. Ich habe noch nie einen Vampirpfarrer gesehen oder von einem gehört! Wozu auch? Wir haben keinerlei Glauben, der das von uns verlangen würde und respektieren die Beziehungen." wandte Sergej lahm ein. Armand verdrehte die Augen und seufzte.
"Miriam ist kein Vampir! Du willst sie ja nicht verwandeln, was ich nicht verstehen kann. Und um ihren Landbesitz zu retten, wäre Heirat die einzige Lösung!" Seine Worte waren schärfer geworden, doch Sergej wirkte unbeeindruckt und schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Als er schließlich den Kopf hob, lag zu Armands Überraschung ein kleines Grinsen in seinem Gesicht.
"Ich werde sie fragen. Allerdings erwarte ich von dir, dass du deiner Anya auch einen Antrag machst! Wenn ich schon heiraten muss, dann nicht alleine, Freundchen!" Sergej verschränkte erneut die Arme vor der Brust und genoss den entgeisterten Gesichtsausdruck seines Freundes in höchstem Maße.

1 Kommentar:

  1. Ach ihr beiden alten Haudegen. Da werdet ihr auf eure alten Tage doch noch sesshaft.

    Und beide hatten sie sich geschworen, nie wieder zu lieben. Sergej schon nach Sitis Tod und Armand ein wenig später, wenn ich mich nicht irre, nachdem er seine Geliebte im Liebesrausch totgebissen hatte.

    Und nun stehen sie da und haben beide Frauen, die so sehr in sie verliebt sind. Und müssen nun beide heiraten. Das gefällt mir sehr. Der Emotionstrampel Armand soll vor seiner Anya auf die Knie fallen? Das wird ein Spaß.

    Was mir noch einfällt: Wenn man heutzutage Rechtsgeschäfte tätigt wird allenthalben das Geburtsdatum verlangt. Wie macht ein Vampir das eigentlich? Vor allem damals? :) Wurde das zu der Zeit auch schon verlangt? Und was trägt man dann ein?

    Und irgendwie amüsiert mich der Gedanke, dass Sergej eine Frau heiratet, die nicht nur ein paar, sondern ein paar hundert Jahre jünger ist als er.

    Liebe Grüße
    Joe

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