Sonntag, 13. Mai 2012

Noctambule III: Bitte um Segen

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Nach einem ausgiebigen Schneiderbesuch fand Madame endlich den Heimweg und freute sich auf einen ruhigen Abend. Sie hoffte, dass Louis die Handwerker angetrieben hatte, den Salon wieder nutzbar zu gestalten und wollte nur noch die Füße hochlegen, ihr Laudanum nehmen und auf ein Ende der elenden Schmerzen warten.
Doch als sie ihr Haus betrat, wurde sie von Louis mit der Nachricht begrüßt, dass die Comtesse mit ihrem Besuch im großen Salon anzutreffen sei. Er hatte zudem eigenmächtig veranlasst, dass Madames Sofa dort aufgestellt wurde. Madame seufzte über den Besuch, freute sich aber auf ihr Sofa und tätschelte daher lobend den Arm ihres verblüfften Butlers.



"Ah ja. Der junge Russe, nehme ich an? Nun, dann werde ich mich wohl einmal zu ihnen gesellen." Ihre Laune hatte sich deutlich gebessert, nachdem sie bei der Schneiderin gewesen war. Daher wandte sie sich noch einmal ihrem Butler zu, als sei ihr noch etwas eingefallen.
"Ach ja. Ich bin grobe Fehler von dir seit vielen Jahren schon nicht mehr gewohnt, Louis. Ich wünsche auch keine solchen mehr zu erleben. Reden wir also nicht mehr darüber, mein Guter. Aber wenn das noch einmal vorkommt, muss ich dich entlassen. Ich denke, wir verstehen uns."
Das erleichterte Gesicht ihres Butlers beförderte ihre gute Laune noch einige Stufen nach oben. So schmunzelte sie, als sie den Salon betrat und für einen Bruchteil einer Sekunde die Beiden Händchen haltend auf dem Sofa entdeckte, bevor sie einander losließen und hastig bei ihrem Eintreten aufstanden. Noch mehr amüsierten sie allerdings Miriams rote Wangen.
"Die beiden Turteltäubchen! Ich nehme an, dass ich störe? Das macht nichts! Ihr sitzt auf meinem Sofa und darauf freue ich mich schon den ganzen Tag!" Sie sah, dass Sergej eine begrüßende Verbeugung ansetzte und winkte ab, zielstrebig auf ihr Sofa zusteuernd.
"Jaja, schon gut! Nehmt die Sessel und bleibt schicklich auseinander, ihr Beide!" Während sie ächzend und stöhnend in die Kissen sank, sich aber das Hochlegen der Beine anstandshalber versagte, sah sie nicht das Lächeln, dass Miriam und Sergej sich zuwarfen. Beide saßen jedoch artig auf ihren zugewiesenen Plätzen, als sie sich endlich zurecht gerückt hatte und die Beiden prüfend betrachtete.
"Ich hatte einen anstrengenden Tag. Ich wünsche jetzt keine schlechten Nachrichten zu hören." erklärte sie und da Louis eintrat, um den üblichen Wein für Madame zu bringen, hatte Miriam Gelegenheit, ihre roten Wangen abzuarbeiten und sich zu fassen. Sergej jedoch wirkte gelassen wie immer.

Auch wenn Amanda offensichtlich Louis dabei beobachtete, wie er ihr den Wein einschenkte, der ihr vom Arzt regelmäßig verboten wurde, nahm sie Miriam und Sergej sehr genau wahr. Ihr entgingen nicht die kurzen Blicke, die beide sich verschwörerisch zuwarfen und sie wunderte sich einmal mehr über die blasse Schönheit des Mannes und dessen ungeheuer anziehende Wirkung durch seine geschmeidigen Bewegungen und offenbar angeborene Eleganz und Anmut.
Genussvoll nahm sie einen Schluck und fächelte sich Luft zu. Miriam warf Sergej einen auffordernden Blick zu und so ergriff dieser das Wort.
"Madame Dubrés, ich habe allerdings eine Menge Neuigkeiten für Euch." begann er seine nicht einstudierte Rede und auch wenn Amanda schon ihre Ahnung hatte, war sie dennoch gespannt und nickte auffordernd.
"Ihr wisst, dass Miriam und ich schon so lange sehr viel füreinander empfinden und für uns Beide hat sich dieses Gefühl mehrfach bestätigt. Miriam hat keine Familie mehr und da Ihr sie so liebevoll aufgenommen und unterstützt habt, sollt Ihr auch diejenige sein, bei der ich offiziell um die Hand von Miriam anhalte." Miriam errötete schon wieder und ihre sittsam gefalteten Hände halfen nicht über ihr Strahlen hinweg, das nun in ihrem Gesicht aufleuchtete.
Madame Dubrés' Ahnung hatte sich bestätigt. Seit einigen Wochen schon hatte sie auf solch eine Ansage gewartet und so war sie nun wenig bis gar nicht überrascht.
Entsprechend gelassen und für Miriam enttäuschend ruhig war ihre Reaktion, doch genoss sie die Unruhe bei Miriam, die sie mit ihrem Schweigen auslöste. Nicht jedoch bei Sergej, der sie amüsiert betrachtete.
"Wir wünschen uns Euren Segen, Madame, doch muss ich Euch fairerweise vorwarnen. Ich werde Miriam heiraten, mit oder ohne Eurer Zustimmung." Seine Stimme war sanft und sogar ziemlich leise, doch löste sie bei Madame ein bebendes Lachen aus, dass in Wellen über ihren Körper floss.
"Ist das so?" kicherte sie und stellte das Glas neben sich auf dem Tischchen ab. Sergejs Satz schmeichelte ihr und sie ließ es gerne zu.
"Ich danke Euch für die Stellung, in die Ihr mich gerade gehoben habt, wisst Ihr doch sehr genau, dass ich in diesem Punkt keinerlei Rechte und Ansprüche habe." meinte sie sachlich, zwinkerte Miriam jedoch zu.
"Denkt Ihr denn, dass Ihr die Zustimmung des Vormunds erhalten werdet?" Sergej hatte diese Frage erwartet und nickte ruhig.
"Davon bin ich sogar überzeugt, Madame." erwiderte er ruhig und unterdrückte ein Schmunzeln. Wenn er wollte, dann würde Matisse allem zustimmen, doch das konnte Madame natürlich nicht wissen.

1 Kommentar:

  1. Laudanum du Heilmittel :) Das musste ich ja erstmal nachschlagen - eine kleiner Junkie ist sie also unsere Madame.

    Schön übrigens, dass der Butler nicht in Ungnade gefallen ist. Aber damit hatte ich eigentlich auch nicht gerechnet. Man feuert nicht einen langjährigen Angestellten für einen enzigen groben Patzer.

    Und so herrlich, wie sie in ihren Salon kommt, die beiden findet, und sie auf die Sessel verweist, wo sie sich nicht befumeln können. Dabei ahnt sie doch längst, dass die wohl über das Fumeln wohl weit hinaus sind. Aber der Anstand muss gewahrt bleiben.

    Und es ist schon süß, wie Sergej um die Hand anhält aber gleich verkündet, dass die Antwort keinen Einfluss haben wird. Dennoch fühlt sich Madame geehrt und ich bin gespannt, wie sie nun reagieren wird. Ihre stumme Zutimmung hatte sie ja längst gegeben. Jetzt also di Offizielle?

    LG
    Joe

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