Sonntag, 27. Mai 2012

Joe Privat: Der Kopierschutz mal wieder

Heute: audible.de

Audible ist der Hörbuchvertrieb von Amazon. Seit Monaten schwirrt mir mit jeder zweiten Amazonbestellung ein Gutschein für ein kostenloses Hörbuch bei audible.de ins Haus. Und eine anstehende sechsstündige Autofahrt erschien mir nun als die perfekte Gelegenheit, einen solchen Gutschein auch einmal einzulösen.

Also habe ich mich bei Audible einmal umgesehen und mir ein passendes Hörbuch ausgesucht. Zwei Teile mit jeweils sechs Stunden hätten für Hin- und Rückfahrt wie die Faust aufs Auge gepasst. Aber der Sprung war zu kurz.

Ich muss zugeben, dass ich mein Auto geradezu sträflich rückständig ausgestattet ist, was Audiotechnik angeht. Es ist lediglich ein stinknormales CD-Radio eingebaut. Keine MP3-Funktion und auch kein Aux-Eingang, der einem das Leben vereinfachen würde. Aber alle 74 Minuten die CD zu wechseln, das hält wach. Normalerweise fährt das Auto auch nur Kurzstrecken. Mehr war bisher einfach nie erforderlich. Also bin ich auf simple Technik angewiesen.

Schon das Angebot, das Hörbuch einzeln für knapp 20 Euro, oder als Abonement für 10 Euro zu bekommen, hätte mich stutzig machen sollen. Hat es aber leider nicht. Ich wollte kein Abo. Ich wollte einfach nur ein Hörbuch kaufen. Also klicke ich die 20 Euro-Variante an und soll als Nächstes wählen, wie ich das gekaufte Hörvergnügen nun abzuspielen gedenke. Am logischsten erschien mir die Variante, es auf den PC zu laden. Dann bleibe ich flexibel und kann mir für die Fahrt CDs brennen und den Rest nachher am heimischen Laptop hören. Aber weit gefehlt.

Als erstes wird von mir verlangt eine Audible-Software zu installieren. Nachdem ich kurz zuvor so agenehm überrascht war, dass ich mich problemlos mit meinem Amazon-Account einloggen konnte, und sogar die hinterlegten Zahlungsinformationen zum Auswählen angeboten wurden, folgte jetzt eine Ernüchterung der Nächsten.

Wozu eigentlich ein Audiblemanager? Ich habe doch den MP3-Downloader von Amazon längst installiert. Aber gut, vielleicht kochen die ja was das angeht ihr eigenes Süppchen. Ich installiere also dieses sperrige und hässliche Monstrum von einer Software und werde erneut aufgefordert mein Mobilgerät anzugben. Mein Versuch mein Nokia N97 zu 'registrieren' scheitert kläglich und auch der Download will nicht starten. Irgendetwas hat sich verschluckt und ich bekomme eine Fehlermeldung.

Die Zeit drängt etwas und ich klicke mich also erneut durch meine frisch angelegte Bibliothek bei Audible, wo das Hörbuch brav eingetragen ist. Der normale Download scheitert erneut, also versuche ich es mal mit der angebotenen Funktion, die Dateien direkt so präpariert zu bekommen, dass sie auf CD gebrannt werden können. Und als ich dies nun anklicke, trifft mich der Schlag.

Ich soll dafür itunes installieren!

Jetzt mal ehrlich, Amazon, Audible und Konsorten: Ich glaub es hackt! Für 20 Euro und damit nur zwei Euro weniger als die normale CD-Version, erwarte ich eine ordentliche Leistung. Und diese ist nicht damit beschrieben, dass ich mir ein monströses Programm heunterladen muss, damit ihr eure kleine Spionage in meinem Rechner durchführen könnt. Dafür, dass ich mir das selbst noch brennen muss, was zehn Rohlinge verschlingen würde, erwarte ich keine kastrierte Scheisse, bei der ihr euch mal wieder vorbehaltet, mir vorzuschreiben, wohin ich das kopieren und wo ich es abspielen dürfen soll.

Wenn ihr das mit euren Abonenten so machen wollt, damit nach Auslaufen des Abos, die Hörbücher eben nicht mehr zur Verfügung stehen, dann ist das eine Sache. Aber eine Datei zum Preis von zehn CDs in Hülle und mit Booklet zu verkaufen und dann solche rückständigen und unpraktikablen Bremsklötze einzubauen ist schlicht eine Frechheit!

Positiv ist allerdings zu vermerken, dass meine Stornierungsmail für den Einkauf binnen 14 Minuten beantwortet war und man den Kauf wieder Rückgängig gemacht hat.

Fazit: Service ist auf Amazonlevel. Die angebotene Ware dagegen ist extrem Rückständig. Amazon selbst verkauft seine Musik in ganz normalen MP3s und ich kaufe Musik eigentlich nur noch dort. Ein schlanker Downloader ist alles, was ich mir auf den Rechner laden muss. Wozu also beim Hörbuchableger diese Unverschämtheiten? Wieso der Ituneszwang, wenn ich CDs haben möchte?

Mit freundlichen Grüßen
Ein ehemaliger Kunde.

1 Kommentar:

  1. Wo Du recht hast, hast Du recht. Darüber habe ich mich auch schon oft geärgert. Aber ich meine, dass ich früher die Hörbucher über audible auch recht einfach brennen konnte. Nur irgendwie scheint das mit dem neuen Laptop nicht mehr zu funktionieren. Ist nur die Frage, ob es an den Einstellungen des Laptops liegt oder ob bei audible einige Funktionen beschnitten wurden.
    Audible eignet sich mittlerweile wirklich nur noch, wenn man sich kurzfristig ein Hörbuch kaufen möchte und es sofort am PC oder Handy hören will. Wobei kurzfristig auch ein gedehnter Begriff ist, der Zeitaufwand des Software instalierens und des downloads auch schon nervig sein kann. Wenn man etwas mehr Zeit hat, würde ich mir auch immer die schon fertig gebrannte Version kaufen. Schön mit Booklet und in passender stabiler Verpackung. Von der CD kann ich mir das auch selber in kurzer Zeit auf den Rechner laden und als MP3 aufs Handy oder einen MP3-Player ziehen.

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