Mittwoch, 22. Februar 2012

Konservativ

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja war mit den Hausaufgaben schnell fertig. Mary hatte ihr gemailt, was zu tun wäre und sie hatte sich, nicht zuletzt um sich abzulenken, schnell daran gegeben. Immer noch spukten ihr die Worte von Dr. Rosenbaum im Kopf herum. Was sie darüber gesagt hatte, wie Nadja mit ihrer Mutter verfuhr war wirklich irritierend gewesen. Sie war immer davon ausgegangen, dass ihre Mutter sich den wesentlichen Teil wohl denken konnte. Aber war das wirklich so?

Sie ließ die beiden Gespräche die sie darüber geführt hatten in Gedanken noch einmal ablaufen und tatsächlich hatte sie nie ein Wort darüber verloren, was genau passiert war. Und ihre Mutter hatte auch nie weiter gefragt. Es war einfach etwas Unaussprechliches, was zwischen ihnen stand und nie hatte eine von beiden das hinterfragt. War das wirklich richtig so? Sollte es für alle Zeiten dabei bleiben? Oder würde sie sich wirklich besser fühlen, wenn sie sich mit ihr aussprach.

Nadja dachte daran, wie leicht es ihr gefallen war, mit Dr. Rosenbaum darüber zu reden. Warum sollte es bei ihrer Mutter anders sein? Nadja nahm das Telefon in die Hand und wollte schon wählen um sich mit ihrer Mutter zu verabreden. Aber dann ließ sie es doch wieder sinken. Was, wenn ihre Mutter sie dann verstieß? Was, wenn sie nicht damit klar kam, was wirklich passiert war und nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte? Nadja bekam Gänsehaut.

Immer wieder hatten Maria, ihre kleine Schwester, und Nadja ihre Mutter dazu animiert, sich doch einen neuen Freund zu suchen und das Leben als Singlefrau in Amerika zu genießen. Doch sie hatte immer wieder strikt abgelehnt und gesagt, sie sei nun einmal verheiratet gewesen, und auch wenn das nun geschieden wäre, könnte sie nicht einfach weitermachen, als sei das nie passiert. Aus ihrer konservativen Einstellung hatte sie so nie einen Hehl gemacht.

Würde sie diesen Maßstab auch an ihre Tochter anlegen? Hatte sie das vielleicht längst getan und verurteilte sie schon insgeheim? Nadja schluckte schwer. Das war doch albern. Mutig griff sie nun wieder zum Telefon und wählte die Nummer ihrer Mutter. "Hallo, mein Kind.", sagte sie fröhlich. Nadja spürte den Kloß in ihrem Hals hochsteigen. "Hallo Mama.", presste sie hervor. "Alles in Ordnung?" Lelya spürte sofort an der Stimme, dass es nicht so war. "Können wir uns mal unterhalten? Ohne Maria. Aber ich will das nicht am Telefon sagen." Lelya runzelte die Stirn und brauchte eine Sekunde um es zu bestätigen. "Soll ich nach der Arbeit bei dir vorbei kommen? Ich mache hier in einer Viertelstunde Schluss. Maria wird die Bude schon nicht anzünden." "Das wäre klasse.", hauchte Nadja und ihr Bauch krampfte sich zusammen. "Bis nachher, Kleines." "Bis gleich, Mama."

1 Kommentar:

  1. Nadja geht aber schnell ans Werk. Erstaunlich und auch wieder nicht. Immerhin zeigt es ja, wie wichtig ihr genau diese Frage alleine schon ist und sie hat nun den Mut, mit ihrer Mutter darüber zu reden. Das gibt auf jeden Fall Stoff für die nächste Sitzung, vermute ich :)
    Jetzt bin ich mal gespannt, wie Mama darauf reagiert und was weiter passiert.

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