Montag, 27. Februar 2012

Es kam alles anders

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja seufzte leise. Um Zeit zu gewinnen goss sie vom Kaffee ein, den Geoffrey bereitgestellt hatte. Lelya sah ihre Tochter abwartend dabei an und versuchte zu erspüren worum es ging. Sie verdrängte die Gedanken von vorhin, welche sich um Nadjas Vergangenheit gedreht hatten. Ob sie wohl Streit mit Joe hatte? Zoff im Paradies? Aber dann würden sie sich doch nicht hier in Joes Haus im Wohnzimmer treffen, sondern eher in ihrem Appartement.

Dankbar nahm sie die Tasse an und nahm den ersten Schluck. Als ihr die Zeit dann zu lang wurde machte sie schließlich doch den Anfang. "Was ist los, mein Kind.", meinte sie sanft. Nadja zuckte zusammen. Sie hatte die ganze Zeit über eine Gesprächseröffnung nachgedacht. Schon seit sie ihre Mutter angerufen hatte, grübelte sie darüber nach, wie man so ein Gespräch beginnen sollte. Eingefallen war ihr dabei nichts und sie starrte jetzt etwas verschreckt in das liebevolle Gesicht ihrer Mutter.

"Du hast etwas auf dem Herzen. Das spür ich doch. Und du weißt, was es auch sein wird, du kannst auf mich zählen!", versprach Lelya so sanft sie konnte und griff vorsichtig nach Nadjas Hand. "Es geht um damals.", flüsterte Nadja mit belegter Stimme. Lelya fiel gleichzeitig ein Stein vom Herzen und ihr wurde etwas unwohl. Wenn es um früher ging, hieß das also, dass es keinen Stress mit Joe gab. Allerdings war das genau das Thema, dass sie noch nie besprochen hatten und Augenblicklich fing ihr Herz an zu klopfen. Wieder schossen die übelsten Horrorvorstellungen durch ihren Kopf.

Nadja fühlte sich schrecklich. Eben noch hatte sie einer völlig fremden Frau die intimsten Geheimnisse über ihre Vergangenheit verraten. Und nun saß sie ihrer Mutter gegenüber, der sie doch viel mehr vertrauen sollte, als jedem anderen Menschen auf der Welt und sie bekam den Mund nicht auf. "Du meinst die Zeit in Deutschland?", flüsterte sie fast und wollte sich im nächsten Augenblick auf die Zunge beißen. Was, wenn das nun die falsche Richtung war und sie irgendwelche schlafenden Hunde geweckt hatte?

Doch Nadja nickte kaum merklich. "Ich habe dir nie gesagt, was damals passiert ist. Aber ich will es dir nicht sagen, wenn du es nicht wissen willst.", schob sie schnell hinterher. Vielleicht wollte ihre Mutter das ja gar nicht hören. Lelya überlegte ein paar Augenblicke. "Darum geht es nicht!", entschied sie fest, "Ich kann doch gar nicht wissen, ob ich es hören will. Aber ich werde mir gern anhören, was du mir zu sagen hast und ich werde gern mit dir darüber reden, wenn du das möchtest." Sie unterdrückte ein Seufzen und legte Nadja nun den Arm um die Schulter und zog sie an sich.

"Ich wollte Krankenschwester werden in Deutschland. Ich wollte dir jede Woche etwas Geld schicken, damit es euch besser geht. Aber man hat uns gar nicht gelassen.", fing Nadja an, "Es kam alles ganz anders."

2 Kommentare:

  1. Tja... Schwerer Weg aber Mama hilft ja schon indem sie ihre Tochter an sich zieht und ruhig bzw gefasst bleibt. Und Nadja wird merken, wie gut das Ende aller Lügen tut :)

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  2. Es ist meist einfacher, mit Fremden über solche Dinge zu reden, als mit Leuten die man kennt. Fremde haben eine neutrale Sicht auf die Dinge und hören es sich vielleicht auch eher emotionslos an. Es wird ein schweres Gespräch für Nadja werden, grade da die Mutter es auch nicht wirklich gerne hören will. Das, was Nadja ihr zu sagen hat, könnte auch die Beziehung der Beiden zueinander verändern. Möglich, dass Lelya ihrer Tochter damach nur noch schwer in die Augen sehen kann. Wer weiss, was passiert.

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