Montag, 21. Oktober 2013

Hingabe

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Für einen Augenblick starrten sie sich an. Als die Türen sich wieder drohten zu schließen, setzte Sascha seinen Fuß vor und kam aus dem Aufzug. "Hi.", sagte er mit belegter Stimme. Er konnte nicht sagen, mit welcher Begrüßung er gerechnet hatte, aber einfach nur ein 'Du?', war nicht, was er sich erhofft hatte. "Was machst du hier?", fragte Mary barsch und überging seine Begrüßung.

Ihr war heiß und kalt gleichzeitig. Ihre Gedanken kreisten. Wie hatte der Kerl sie gefunden? Im gleichen Augenblick wurde ihr klar, dass es wohl gar nicht so schwierig war. Schließlich hatte er ihren Facebookaccount schon aufgespürt und dort stand ja recht deutlich in welches Hotel sie vorhatten zu gehen. Oder war das alles doch nur ein unglaublicher Zufall?

"Ich besuch dich.", presste Sascha heraus und hatte Mühe, Mary in die Augen zu schauen. Zum einen, weil sie so feindselig guckte und zum anderen, weil sie ein knappes Top trug, dass ihre Brüste sehr gut zur Geltung brachte. "Wieso?", fragte Mary etwas verständnislos. Ihr Gedanke, alles könnte vielleicht nur zufällig gewesen sein, hatte sich damit ja zerstreut.

'Wieso?', hallte es in Saschas Kopf nach. Das war die Frage, auf die er selbst keine gescheite Antwort hatte. Sie war einfach umwerfend, wusste sie das denn nicht? Hatte sie nicht gemerkt, wie sie ihm den Kopf verdreht hatte. "Weil ich dich sehen wollte.", flüsterte er fast unhörbar. Mary fühlte sich mit einem Mal geschmeichelt. Die ganze Zeit schon war die stille Bewunderung, die von Saschas Obsession ausging, auch interessant und gut für das Selbstwertgefühl gewesen, doch sie hatte eigentlich nicht vorgehabt, ihn je wieder an sich heran zu lassen. Doch jetzt stand er vor ihr, mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf, wie ein Schuljunge.

"Süßer, was glaubst du wo das hinführt?", fragte Mary jetzt sanft und griff nach seiner Hand und streichelte sie. "Weiß nicht.", sagte Sascha ehrlich und hob den Blick und strahlte sie verhalten an. "Nirgendwohin.", sagte Mary sanft und drückte zart seine Hand. "Ich wohne in Seattle, du in Köln. Ich bin nicht einmal mehr lange in Berlin. Und ich hatte dir doch gesagt, dass ich mit meiner Freundin Urlaub mache. Sie wird Mama und ich gehe studieren, nach dem Sommer. Das wird unsere letzte Zeit sein, in der wir ungestört, so etwas gemeinsam machen können. Ich möchte das nicht kaputt machen für einen Jungen, den ich kaum kenne."

Eigentlich kannte Sascha all das ja schon. Bis auf die Tatsache, dass ihre Freundin Mutter werden würde. Doch das spielte keine große Rolle. Er hatte ja eigentlich darauf spekuliert, dass sie sich erweichen ließe, wenn er nur genug Einsatz zeigte. Er nickte ein wenig. "Ich würde überall hinfahren, für dich.", sagte er nur fest, "Und auch überall auf dich warten, bis du Zeit für mich hast." Er sah ihr mutig in die Augen und versuchte das gequälte Gesicht etwas zu überspielen, dass Marys Vortrag ausgelöst hatte. Mary wurde jetzt doch etwas warm ums Herz. Dieser Junge meinte es echt ernst. So viel Hingabe, war ihr sonst noch nie zu Teil geworden.

1 Kommentar:

  1. Nein, bisher hatte sie ja auch nur Meister Blasmich in Seattle, dem sie die Hosen geklaut hat. Und da erklärt ihr einer, dass er ein paar Hundert Km fährt, um dann auf sie zu warten, bis sie Zeit für ihn hat? Da können einem schonmal die Knie weich werden. Jetzt hat Mary das Dilemma. Bin neugierig, wie sie das löst.

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