Donnerstag, 11. Februar 2010

Eine Freundin

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja stand immer noch amüsiert am Zaun und schaute den beiden Mädchen hinterher die alsbald im Gebüsch verschwanden. Allerdings nicht in der Richtung aus der die Stimme gekommen war. Ein bisschen irritiert war sie allerdings auch. Was machten Kinder hier auf der Insel? Thorsten Stahl würde doch nicht? Sie schüttelte den Gedanken ab.

Nun raschelte es erneut zwischen den Ästen und die junge dunkelhäutige Frau, die ihr gestern von der Lichtung aus zugewinkt hatte stand nun auf der anderen Seite des Zauns. Hatte Nadja eben noch gedacht, Hashani hätte dunkle Haut, so war die Haut dieser Frau nun pechschwarz. Freundlich und auch etwas verlegen lächelte sie Nadja an und entblößte dabei ihre strahlend weißen Zähne. "Diese Lausemädels. Sie haben dich doch hoffentlich nicht geärgert. Ich bin übrigens Ga'ilana.", fing sie an und winkte Nadja zu. "Hallo Ga'ilana. Ich bin Nadja und: Nein. Sie haben mich nicht geärgert. Aber sie waren offensichtlich neugierig.", erwiderte sie und winkte freundlich zurück. Die Frau sprach mit starkem französischem Akzent, war aber gut zu verstehen. "Ach ich hatte ihnen extra gesagt, sie sollen dich in Ruhe lassen. Es tut mir leid." "Nicht schlimm. Sie hatten mich nur ein bisschen erschreckt. Sie wollten wohl erst mal nur schauen. Als sie dabei Geräusche gemacht haben hatten sie mich kurz erschreckt. Und als sie dann rausgekommen waren kamst auch schon du. Sie sind dorthin abgedampft." Ga'ilana grinste: "Schlauköpfe. Da ist der Wald so dicht, dass ich sie nicht verfolgen kann. Naja, knöpfe ich sie mir heute Abend vor die beiden frechen Dinger. Du möchtest sicher deine Ruhe haben?", fragte sie dann vorsichtig.

"Oh nein. Also..." Nadja stammelte etwas. Sie sehnte sich nach Unterhaltung, wollte das aber nicht gleich zugeben. "Also wenn du Zeit und Lust hast, kannst du gern bleiben!" "Na dann!", grinste sie, ließ sich bequem auf dem Waldboden Nieder und lehnte sich an einen Baum. Nadja setzte sich auf ihre Seite des Zauns im Schneidersitz ins Gras und schaute verlegen hinüber. Sie wusste nicht recht wie sie anfangen sollte aber dann fand sie einen Einstieg: "Sind das beides deine Kinder?", fragte sie vorsichtig. "Wo denkst du hin? Guck doch mal, wie schwarz ich bin. Wie sollte ich denn die Mama von so einem Rauschgoldengel wie Laura sein? Nein! Aber Hashani ist meine Tochter. Lauras Mama heißt Jenny. Die beiden kleben nur zusammen wie Pech und Schwefel. Schon seit Hashani laufen kann."

Nadja nickte. Und dann beschloss sie die Frage zu stellen, die sie sich eben schon selbst gestellt hatte: "Und wie kommen Kinder hier auf die Insel und was machen sie hier?" Ga'ilana kicherte: "Wenn ich dir erklären muss wie sie hier hinkommen dann haben wir noch 'ne Menge Arbeit vor uns. Aber Spaß beiseite: Hier auf der Insel gibt’s halt manchmal Sex. Und wenn man nicht Vorkehrungen trifft, dann wird halt schon mal eine von uns Schwanger und bekommt ein Mädchen."

Nadja zog die Stirn kraus: "Hast du gesagt 'bekommt ein Mädchen'? Gibt’s keine Jungs?" "Nein. Da sorgt irgendwie der Doc dafür. Wenn man hier schwanger wird bekommt man ein Mädchen. Er macht da irgendwas mit den Männern die herkommen. Aber das kann ich dir auch nicht genau erklären. Die einzigen Männer die es hier auf der Insel gibt sind das Personal und die Gäste."

Hatte grade für Nadja alles angefangen etwas realer und greifbarer zu werden kam jetzt schon wieder so etwas Komisches. "Aha.", machte sie nur nichtssagend. "Und was machen die Kinder hier auf der Insel?" Ein bisschen hatte Nadja Angst vor der Antwort und im Stillen betete sie, dass die Antwort ihre Angst zerstreuen möge. "Wenn du jetzt denkst jemand vergreift sich an den Kleinen, dann liegst du grundfalsch!", sagte Ga'ilana sehr fest. Nadja stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. "Es gibt auf der Insel genug Frauen die alt genug sind für Schweinkram. Die Kinder hier machen das gleiche wie alle anderen Kinder in der zivilisierten Welt. Vormittags gehen sie in die Schule und nachmittags toben sie rum. Viele verlassen die Insel etwa, wenn es Zeit ist auf die High School zu gehen. Da hier viele Sprachen gesprochen werden können die meisten dann schon drei oder vier Sprachen. Thorsten bezahlt für die Kinder Internate. Oder die Mama zieht mit ihren Kindern weg. Manche kommen zurück, andere bleiben weg. Und wieder andere bleiben auch gleich hier und werden erst groß und dann alt. Das müssen die Kleinen aber auch selbst mit entscheiden."

Nadja sah ihre Gesprächspartnerin fassungslos an: "Wenn man ein Kind hat, das groß genug ist um in die Schule zu gehen, dann darf man weg von der Insel?" Ein wahnsinniger Plan formte sich in Nadjas Kopf.

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