Freitag, 7. Februar 2014

Ausmisten

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Mary hatte die Kartons an der Wand aufgestellt. Noch waren sie flach und nicht aufgefaltet. So nahmen sie keinen Platz ein. Fürs erste hatte sie vor, sich mal einen Überblick zu verschaffen und vor allem gründlich auszumisten. In ihren Schränkten tummelten Massen alter Hardware, die sie immer mal wieder in einen Computer hatte einsetzen wollen, wozu es dann doch nie gekommen war. Hier lohnte es sich sicherlich reichlich aufzuräumen und einiges davon wegzuschmeißen, anstatt es in eine neue Wohnung mitzunehmen.

Fröhlich ging sie ans Werk und missbrauchte den ersten Umzugskarton einfach als überdimensionalen Mülleimer. Sie wuselte etwas planlos durchs Zimmer und fing an die verschiedenen Lagerstätten für ihre Sachen zu durchsuchen und begutachtete die Teile. Auch an ihrem Kleiderschrank kam sie vorbei und beschloss, dass es auch hier an der Zeit war, kräftig auszumisten. Sie hatte keine Geschwister und so gab es niemanden, der ihre abgetragenen Kleider bekam. Somit hingen im Schrank auch noch ein Haufen Sachen, die ihr schon seit der achten Klasse wohl nicht mehr passten.

Sara kam nach Hause und wunderte sich über das Gerumpel im Zimmer ihrer Tochter. Sie streifte die Jacke ab und trank in der Küche noch schnell einen Schluck Wasser. Dann ging sie die Treppe hinauf um mal nach Mary zu sehen. Für einen Augenblick hatte sie befürchtet, Mary könne 'Herrenbesuch' haben. Doch dazu war das Getrappel zu anhaltend und auch nicht rhythmisch genug.

Sie klopfte an und wartete auf Antwort. "Jaaa?", kam es von drinnen und das Gerumpel erstarb. Sara öffnete die Tür und es traf sie fast der Schlag. Marys Zimmer war, spätestens seit sie auf der Junior-High-School war ein Quell steten Chaos gewesen. Der Kampf um das Aufräumen war oft und intensiv geführt worden. Die Male zu denen sie das Zimmer betreten hatte, ohne den Drang gehabt zu haben Mary zur Ordnung zu ermahnen, konnte sie an einer Hand abzählen. Und nun stand ihre Tochter vor ihr, die Haare zu einem praktischen Zopf gebunden, alte Klamotten an und räumte offensichtlich auf. Mehr noch, sie hatte sich einen Eimer und einen Lappen geholt und wischte Schrankfächer und Regale aus.

"Was'n los, Mama?", fragte Mary als Sara so baff in der Tür stand. "Du räumst auf?", entfuhr es ihr eine Spur zu schroff. "Ich miste aus!", korrigierte Mary, "Den ganzen alten Computerkrempel schmeiße ich weg. Das braucht eh niemand mehr. Aber ich hab genug Teile gefunden um zwei Rechner zusammen zu bauen. Die kann man vielleicht noch verkaufen oder wem geben, der sich keinen leisten kann. Und die Klamotten hab ich auch sortiert. Da sind Sachen dabei die passen mir schon ewig nicht mehr. Ich habe es nach Größen und Art sortiert und nur das weggeschmissen, was kein Mensch mehr brauchen kann. Die anderen Sachen kann man ja noch weggeben." Es kam nicht ohne Stolz auf ihre Arbeit herüber.

Sara hatte Mühe sich zu kontrollieren. Sie wollte diesen Drang auf keinen Fall bremsen. "Das ist super!", lobte sie sofort, "Wenn du Hilfe brauchst, meldest du dich, ja?" Mary nickte. "Ich komm schon gut klar. Ich mach die Kartons nicht so voll. Dann kann ich sie prima alleine heben." Wieder nickte Sara. "Ich mach Abendessen. Was magst du essen? Süßkartoffelauflauf?", bot sie an, im Wissen, dass Mary den liebte. "Oh ja, Mama!", strahlte Mary. Sara zog sich leise zurück. Kopfschüttelnd ging sie in die Küche. Sie hatte aufgegeben, aus ihrer Tochter schlau zu werden. Also galt es auch diesen Anfall besser nicht zu hinterfragen. Irgendwann würde sie schon drauf kommen.

1 Kommentar:

  1. Jaaa, da staunt Mama. Aber sie kommt wohl nicht auf die richtige Idee. Hat Mary jemals mit Kartons aufgeräumt und nicht mit Säcken für Müll, Altkleidersammlung und sowas?

    Aber sie macht es richtig, sie belohnt Mary gleich mal mit einem Lieblingsessen. Warhscheinlich wird es Sara aus dem Mund fallen, wenn Mary beim Essen mit der Neuigkeit herausplatzt. Bin mal gespannt.

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