Samstag, 31. August 2013

Puppen im Halbdunkel

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

"Wehe das ist so ne Comickneipe.", warnte Nadja noch als sie das Restaurant betraten. Doch es verschlug ihr im Innern augenblicklich die Sprache. Sie fanden sich in einer urigen Kneipe wieder die in die verschiedenen Räume eines alten Gemäuers gebaut war. Alles war ziemlich verwinkelt und es herrschte rege Betriebsamkeit. Auch zur Mittagszeit war das Lokal gut besucht.

Ihr kam spontan ein Laden in Seattle in den Sinn, wo sie ein paar Mal mit Mary oder anderen Leuten aus der Schule gewesen war. Doch dort waren die Wände und die Dekoration nur künstlich gealtert. Hier war alles echt und die schweren Tische sahen aus, als hätten von ihnen schon vor 100 Jahren die Leute gegessen. Nadja lächelte. "Gut ausgesucht.", sagte sie schließlich zu Mary.

Sie kämpften sich etwas durchs Gewühl und schauten sich nach einem freien Tisch um. "Lass uns hierhin setzen.", schlug Mary vor. "Da sitzt doch schon...", fing Nadja an und erstarrte im gleichen Augenblick. Am Tisch saß eine etwas kleine Gestalt in einem Robin Hood Kostüm. Überhaupt fiel Nadja beim näheren Hinsehen auf, dass an vielen Tischen Leute mit merkwürdigen Klamotten saßen. Sie schüttelte sich etwas. Die Gestalt am Tisch schien sich überhaupt nicht zu bewegen. Mary glitt kichernd einfach neben das Männlein auf die Bank und sah Nadja lachend an.

"Was zur Hölle...", stammelte Nadja. In der Kneipe war es keineswegs hell erleuchtet und das Halbdunkel hatte die Täuschung perfektioniert. Es handelte sich um eine fast lebensgroße Puppe, die man hier und an vielen anderen Tischen hingesetzt hatte. Nur langsam kam Nadja näher und sah genau hin. "Das Theatre de Toone ist ein Marionettentheater. Und in dieser Kneipe nehmen die Darsteller gern mal eine Auszeit.", feixte Mary und zitierte damit den Reiseführer, in dem sie diesen Tipp gefunden hatte.

Nadja setzte sich kopfschüttelnd gegenüber und betrachtete Nadja und die Figur. "Das ist ja gruslig.", sagte sie und schüttelte sich noch einmal am ganzen Körper. "Ein wenig. Aber das macht es ja so lustig.", grinste Mary. Eine Kellnerin kam und auch wenn das Englisch schwer zu verstehen war, so sprach die Dame doch ausreichend gut um die Mädchen zu beraten. Außerdem gab es auch englische Speisekarten, was ihnen natürlich entgegen kam. Auch ein paar Worte Deutsch von Nadja trugen zur Verständigung bei.

"Bin ich froh aus Frankreich raus zu sein.", sagte Mary nachdem sie bestellt hatten. Selbst in Touristenrestaurants war es in Paris immer ein Drama gewesen zu bestellen. Englische Speisekarten gab es so gut wie nie und Sprachprobleme waren allgegenwärtig gewesen. Nadja nickte. Sie hatte sich mit Englisch, Spanisch und Deutsch für den 'alten Kontinent', wie Mary Europa gern nannte, gut gerüstet gefühlt. Doch in Frankreich waren sie so oft gescheitert. "Ab heute Abend hast du eine Muttersprachliche Dolmetscherin. In Deutschland spricht aber auch so gut wie jeder Englisch.", lächelte Nadja und drehte den Kopf immer noch hin und her und versuchte an den verschiedenen Tischen die Marionetten von den Gästen zu unterscheiden. Mary saß gemütlich auf der Bank neben Robin Hood und war froh, dass dieser Tipp funktioniert hatte. Überhaupt war dies eine gute Reise.

1 Kommentar:

  1. Dass die Gäste die Puppen nicht kaputt machen, erstaunt mich aber sehr! Gibt doch immer wieder Vandalen unter ihnen, aber hier scheint man sich noch benehmen zu können. Dafür ist die Sprache echt eine Hürde. Ich habe sie noch nie gemocht, wahrscheinlich bin ich deswegen auch nicht wirklich oft in Frankreich *g*

    AntwortenLöschen

Bitte beim Kommentieren höflich bleiben. Es gibt hier die Möglichkeit Anonym zu kommentieren, aber denke bitte kurz nach ob du das wirklich möchtest. Unterzeichne deinen Kommentar doch mit einem Pseudonym oder deinen Initialen, dass man weiß, welche Kommentare alle von dir sind. Oder noch besser, du nutzt nicht die Auswahl "Anonym" sondern "Name/URL" und lässt das Feld für die URL einfach frei. Dann wird dein Kommentar mit deinem selbst gewählten Namen angezeigt.

Vielen Dank.