Montag, 26. August 2013

Danke

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Das Weckgeräusch aus Marys Handy riss sie langsam aus dem Schlaf. Mary hatte schon drei Mal auf die 'Später'-Taste gedrückt. Doch langsam war es wirklich Zeit aufzustehen, sonst würde sie es keinesfalls mehr zum anderen Hotel schaffen. Sie räkelte sich etwas und richtete sich im Bett auf. Sie warf einen amüsierten Blick auf Marc der noch immer eingerollt in die Decke da lag und nur die Augen offen hatte. "Aufstehen?", fragte er etwas missmutig. Mary nickte. "Ich muss leider los."

Als sie sich aus dem Bett schwang stellte sie fest, dass sie noch nackt war. Jetzt am Morgen war das irgendwie ein komisches Gefühl. Etwas verschämt huschte sie ins Bad und begann sich fertig zu machen. Zum Glück lag hier noch ein T-Shirt von ihr herum, dass sie sich sofort überzog. So fühlte sie sich etwas wohler und kam mit geputzten Zähnen wieder aus dem Bad zurück. "Du kannst ins Bad.", lächelte sie.

Die Nacht mit Marc war merkwürdig gewesen. Sie hatte sich das immer unheimlich romantisch vorgestellt, mit einem Kerl morgens aufzuwachen. In dieser Vorstellung war sie allerdings diejenige gewesen die sich an die starke Brust eines Kerls kuschelte und jetzt war es fast die ganze Nacht anders herum gewesen. Außerdem war es eben nur ein Einzelbett, dass sie geteilt hatten. Es war nur knapp über einen Meter breit und die Nacht war eher ungemütlich gewesen. Einmal als sie aufgewacht war, hatte sie sogar überlegt sich in Nadjas Bett zu legen, doch das hatte sie dann doch gelassen. Die Erfahrung war es wert gewesen, doch das nächste mal würde sie das lieber in einem großen Doppelbett ausprobieren.

Auch Marc hatte sich im Badezimmer wieder halbwegs hergestellt und kam nun heraus. "Wo fahrt ihr eigentlich als nächstes hin? Oder geht es für euch schon wieder zurück.", erkundigte er sich beiläufig. Mary sah ihn etwas kritisch an. "Wollt ihr uns hinterherfahren?", fragte sie mit einem schiefen Lächeln. Marc zuckte die Schultern: "Es gibt für mich kein 'ihr' mehr, denke ich." Sie zog die Augenbrauen etwas zusammen. "Was ist mit deinem Kumpel? Robert oder wie er hieß?" "Der hat mich gestern auf der Hotelrechnung sitzen lassen und ist nach Amsterdam abgehauen, weil er auf keinen Fall noch eine Nacht bleiben wollte.", verknappte Marc die Geschichte.

"Und du fährst ihm nicht nach heute?"
"Ich hatte es bisher überlegt. Aber so richtig harmonisch war das mit uns eigentlich eh nicht. Ich weiß einfach noch nicht was ich mache. Ich hab noch mein Interrail-Ticket und ein flexibles Rückflugticket. Ich könnte schon noch bleiben. Aber ich weiß nicht, ob ich ihm hinterher fahren will, um mich wieder von ihm rumschubsen zu lassen." Mary machte ein etwas gequältes Gesicht. Sie hatte sich nicht vorgestellt morgens noch Seelentrösterin zu spielen. Sie nahm ihren Mut zusammen und sah ihn aufrichtig an: "Ich möchte ganz ehrlich sein. Ich mache mit meiner Freundin Urlaub. Für uns wird sich viel ändern. Sie bekommt ein Kind, ich werde aufs College gehen. Die Zeit hier in Europa, die wir zusammen haben, ist vermutlich das letzte Abenteuer, was wir gemeinsam erleben werden. Ich möchte das mit ihr verbringen. Ihr Verlobter war jetzt für zwei Nächte da, deshalb hatte ich nachts das Hotelzimmer für mich. Aber er fliegt heute wieder ab und wir reisen noch über zwei Wochen weiter. Deutschland steht auf dem Plan. Vielleicht sogar noch Österreich, Schweiz und Italien. Danach geht es auf jeden Fall noch nach Japan... Weißt du, da ist für Jungs-Geschichten eigentlich kein Platz. Es war eine wunderbare Erfahrung mit dir, aber es wird eine Erfahrung für zwei Nächte bleiben." Sie sah ihn etwas unsicher an.

Doch Marc lächelte breit. "Das waren vermutlich die aufrichtigsten Worte die ich je von einem Mädchen gehört habe." Er kam auf sie zu und drückte sie kurz an sich. "Ich will mich nicht reindrängen, wo kein Platz ist. Ich werde schauen was ich noch mache. Das soll nicht dein Problem sein. Ich möchte dir meine Nummer und meine Mailadresse geben. Wenn du Lust hast kannst du dich melden, wenn nicht, dann nicht. Okay?", hakte er nach und sah sich nach einem Stift um. Mary deutete auf den Schreibtisch und er schrieb die Daten auf. Mary steckte den Zettel sorgfältig in ihren Rucksack. "Danke für dein Verständnis und danke für die Nacht. Ob du es glaubst oder nicht, du warst der erste, mit dem ich eine Nacht in einem Bett verbracht habe." Er grinste breit. "Dann lass ich dich jetzt mal allein. Auch dir natürlich danke für die Nacht und auch für vorgestern. Sowas wie mit dir hab ich noch nie gemacht und naja, es war umwerfend." Mary lächelte und sparte sich den Kommentar, der ihr auf der Zunge lag. Sie schlang die Arme um ihn und küsste ihn noch einmal intensiv auf den Mund. Dann verabschiedeten sie sich endgültig und Marc huschte hinaus. Wehmütig sah sie ihm nach.

1 Kommentar:

  1. So ist Mary nunmal. Gerade heraus und aufrichtig. Und wie so oft kann beinahe jeder mit einer schmerzlichen Wahrheit besser umgehen als mit einer herumeiernden Notlüge oder gar echten Lüge. Komisch, dass die Menschheit das einfach nicht begreifen will.

    Ob die Beiden nochmal Kontakt haben werden? Immerhin hat sie ihm ihre Nummer nicht gegeben. Aber nun steht ja noch die weitere Reise an und hoffentlich noch viele Abenteuer. Gute Reise Marc, wohin es auch gehen mag.

    AntwortenLöschen

Bitte beim Kommentieren höflich bleiben. Es gibt hier die Möglichkeit Anonym zu kommentieren, aber denke bitte kurz nach ob du das wirklich möchtest. Unterzeichne deinen Kommentar doch mit einem Pseudonym oder deinen Initialen, dass man weiß, welche Kommentare alle von dir sind. Oder noch besser, du nutzt nicht die Auswahl "Anonym" sondern "Name/URL" und lässt das Feld für die URL einfach frei. Dann wird dein Kommentar mit deinem selbst gewählten Namen angezeigt.

Vielen Dank.