Mittwoch, 6. Februar 2013

Versprich es mir!

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

"Süße, ich möchte nicht, dass Papa mit dir wegfliegt, ohne, dass wir vorher gesprochen haben." Lelya schaltete einen Gang zurück. Sie kannte Marias quengelige Art nur zu gut und sie wusste, dass sie mit Geschrei oder Drohungen höchstens erreichen würde, dass Maria in den nächsten Sekunden verschwinden würde.

"Aber das Flugzeug geht in drei Stunden, nein jetzt schon in zwei Stunden. Wir müssen uns beeilen.", meinte Maria geknickt. Sie war so wild entschlossen gewesen. Sie hatte sich gedacht, sie würde den Streit mit ihrer Mutter einfach hinnehmen und wenn sie nach drei Wochen wieder in Seattle ankäme, wäre die Freude vermutlich so groß, dass alles vergessen wäre.

"Es fliegen ganz viele Flugzeuge. Ständig. Und notfalls muss man eben umsteigen.", bestimmte Lelya sehr eisern. Maria seufzte und sie spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. "Aber Papa hat für dieses Flugzeug schon Tickets.", sagte sie geknickt. "Wenn du fliegen willst, will ich nicht, dass Papa das bezahlt. Ich werde das Ticket bezahlen und du kannst in ein paar Tagen hinterher fliegen." Lelya setzte ihre Beschwichtigungstaktik fort. Sie hatte zwar keineswegs vor, Maria in die Ukraine zu schicken, schon gar nicht allein, aber es kam ihr einfach schlauer vor, dass jetzt anzubieten.

Joe schaute etwas hilflos zur Lelya. Sie sprach Ukrainisch mit Maria und nur einzelne Worte kamen auf Englisch über ihre Lippen. Doch er hörte nur immer wieder das Wort Ticket. Ob Mykola plante mit Maria in die Ukraine aufzubrechen? "Ich will aber heute fliegen.", bäumte sich Maria ein letztes Mal auf. Lelya seufzte. "Ich weiß nicht, was Papa vorhat. Aber er hat dich vorhin schon wieder belogen und dir gesagt, er hätte mit mir telefoniert, was er nicht hatte!", mahnte Lelya nochmal.

Die Versammlung der Eltern machte sich nun langsam auf zur Tribüne um für die Abschlussveranstaltung Platz zu nehmen. Lelya stellte sich an die Seite, um nicht im Weg zu stehen. "Versprich mir, dass ich nach Kiew fliegen darf in den Ferien.", verlangte Maria. Lelya zögerte keine Sekunde. "Wir besprechen das nachher nochmal und wenn du dann immer noch fliegen möchtest, darfst du fliegen. Und du versprich mir, dass du jetzt nicht mit Papa mitgehst!" Du wirst auf keinen Fall allein fliegen!, fügte sie in Gedanken hinzu. Maria schluchzte leise. "Okay. Ich geh dann runter und sag Papa Tschüss." Lelya konnte an er Stimme hören, wie ihre Tochter um Fassung rang.

1 Kommentar:

  1. Ich versuche die ganze Zeit, mich in Lelya hineinzuversetzen.

    Das sitze ich als Mutter bei der aufregenden Abschlussfeier meiner Tochter und wieder einmal bin ich gezwungen, mich zu zerteilen, um allen gerecht zu werden.
    Mit jeder Faser würde es mich zu Maria ziehen, um meine Arme schützend um sie zu legen, aber nicht bevor ich meinem Exmann kräftig in die Eier getreten hätte.
    Aber dann würde ich Nadja wieder einmal in einem wichtigen Ereignis alleine lassen, wieder einmal wäre ich nicht da und wieder einmal müsste ich damit rechnen, eine Chance zu verpassen, meiner Tochter wieder näher zu kommen.

    Aber: wenn Nadja kein Verständnis hätte, dass ich nun Maria vor ihrem gewalttätigen Erzeuger schützen muss, dann kann ich Nadja auch nicht mehr helfen. Scheiß drauf, ich wäre schon gar nicht mehr bei der Feier sondern hätte mich in ein Taxi oder mein Auto geworfen. Denn Nadja ist sicher und nicht alleine. Meine kleine Tochter aber ist alleine und es ist auch meine verdammte Pflicht als Mutter, JETZT da zu sein und nicht den gleichen Fehler wie bei Nadja damals zu wiederholen und meine Tochter dem ganzen schutzlos auszuliefern!

    Und Maria sollte jetzt NICHT da runter gehen, verflucht nochmal!

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