Mittwoch, 17. August 2011

Noctambule II: Weil du mich respektierst

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II

Miriam stellte ihre Kerze mit einem müden Seufzen auf ihren Nachttisch. Sie hatte Madame versichert, alleine klar zu kommen und keine Zofe zu benötigen. Sie wollte einfach ihre Ruhe haben und ihr Kleid konnte sie selbst öffnen und ausziehen, da sich bei diesem Schnitt die meisten Knöpfe und Häkchen vorne befanden. Einige davon waren bereits Georges Gier und Sergejs Hast zum Opfer gefallen, aber das hatte sie gut kaschieren können.

Das Ausziehen erwies sich mühsamer, als sie erwartet hatte. Ihre Schulter meldete sich wieder schmerzlich und sie stockte mit ihrer Bewegung. Nicht einmal den Schleier konnte sie beidhändig lösen. Während sie vor dem Spiegelchen ihrer Frisierkommode mühsam mit einer Hand nach den Nadeln tastete, hörte sie das leise klopfende Geräusch am Fenster und zuckte zusammen.
Voller Herzklopfen wandte sie sich dem Fenster zu, als es zum zweiten Mal verstohlen klopfte. Ob Anya zurückgekehrt war?
Konnte dieser George wissen, wo sie war? Oder gar Sergej? Vorsichtig zog sie den Vorhang ein Stück zur Seite und entdeckte eine Hand, die gerade ein drittes Mal klopfte. Die Jacke, in der der Arm steckte, erkannte Miriam sofort und ein glückliches Lächeln stahl sich in ihr blasses Gesicht.
Amüsiert klopfte sie zurück und nun zeigte sich Sergejs Gesicht mit einem breiten Strahlen, das sein raubtierhaftes Gebiss erschreckend freilegte. Miriam zuckte leicht zusammen und als ob Sergej dadurch an sein Äußeres erinnert wurde, schloss er sofort den Mund und sah sie entschuldigend an. Hastig öffnete sie das Fenster, legte aber gleich mahnend den Finger auf ihre Lippen und trat zurück.
Sergej schwang sich elegant in das Zimmer und breitete sofort die Arme aus, in die Miriam wie ein Küken hinein flog. Als seine Arme sich fest um sie schlossen und ihren zarten Körper an seine Brust drückte, seufzte sie wohlig auf.
Hier spürte sie Geborgenheit und Schutz und zum ersten Mal heute empfand sie ein Gefühl der Sicherheit, das sie fast zum Schluchzen brachte. Sergej senkte den Kopf und hauchte einen Kuss auf ihren dunklen Haaransatz, während er sie einfach hielt und ihre Nähe genoss, bis sie sich von ihm lösen würde. Dabei gewahrte er mit hungrigem Blick ihr köstliches Aroma und dachte einmal mehr an Armand und an die reife Leistung, hier nicht einfach hemmungslos seine Zähne in das Fleisch zu jagen.

Als Miriam sich endlich aus der Umarmung löste, leuchteten ihre Augen und ihre Wangen hatten sich rötlich verfärbt. Unwillkürlich griff sie zu ihren Haaren, um ihre Frisur zu richten und ertastete den schief sitzenden, halb gelösten Schleier. Mit einem verschämten Laut drehe sie ihm den Rücken zu, um den Schleier hastig herunterzurupfen, was nur bewirkte, dass er sich in ihren Locken verfing.
Mit einem leisen Lachen trat Sergej hinter sie und erlöste sie von dem hauchdünnen Stoff. Er segelte einfach zu Boden, während er seine Arme schon wieder um sie schlang, diesmal ihren Rücken spürend. Sie lehnte sich bereitwillig an ihn.
"Du bist wunderschön." versicherte er ihr flüsternd und beugte den Kopf, um ihren schlanken Hals an der Seite zu küssen. Miriam erschauerte spürbar und drängte sich an ihn. Sie hatte die Augen gesenkt und sog an ihrer Unterlippe.
"Es ist.. schön, dass du da bist. Ich freue mich so! Es ist nur…" Sie stockte und er konnte sehen, wie sich ihre ihm zugewandte Wange noch tiefer färbte.
"Was ist nur?" hakte Sergej sanft nach. Er konnte spüren und riechen, dass sie keine Angst vor ihm hatte. Es war eher Unsicherheit und ein Hauch von Scham zu erkennen und das berührte ihn mehr als dass es ihm Sorge bereitete.
"Ich habe mich noch nicht daran gewöhnt, dass du.. dass du… anders bist." stammelte sie so leise, dass sogar er genau hin hören musste. Seine Arme drückten sie sanft an sich und verstärkten nur kurz beruhigend den Druck.
"Dass ich ein Vampir bin?" Sie konnte sein Schmunzeln hören und nickte verlegen. Noch immer kam ihr das Wort laut ausgesprochen abstrakt vor. Dieses Wort gehörte in die Schauermärchen ihrer Kindheit, nicht in die Realität.
"Auch Adler fressen nicht jede Maus, die sie entdecken." raunte er mit leisem Lachen. Miriam kicherte verlegen.
"Ich weiß, aber es ist trotzdem komisch." Mutig hob sie den Kopf und drehte sich in seiner Umarmung, die sich nur für ihre Bewegung kurz lockerte und dann umso fester wieder schloss. Sie hatte ihre Hände erhoben und flach an seine Brust gelegt. Kurz drängte sie ihre Wange zwischen die Hände, um sie an seinem Hemd zu reiben, dann blickte sie zu ihm auf.
"Ich weiß jetzt ganz sicher, dass du mir nichts tust." erklärte sie mit naivem Augenaufschlag. Sergej musste schmunzeln, nickte aber bekräftigend. Er würde ihr nicht erklären, wie schwer das für ihn war. Allerdings hätte ihn auch brennend interessiert, wie es zu ihrem Sinneswandel gekommen war. Miriam machte es ihm leicht und erklärte es unaufgefordert.
"Weil du weißt, dass ich es nicht möchte und du mich respektierst. Und du hast es mir versprochen." verkündete sie. Sergej konnte nicht anders, als sich zu ihr herunter zu beugen und seine Lippen sanft auf ihre zu legen. Sie waren so weich und erwiderten seinen Kuss mit solcher Unschuld, dass er sein Herz in den Ohren hämmern hörte.
"Genau. Ich habe es dir versprochen und ich werde es halten." bekräftigte er und betrachtete ihre aufgesteckte Frisur.
"Aber ich habe nie versprochen, dass ich deine Haare so lasse wie sie sind. Und ich liebe sie, wenn sie offen sind!" erklärte er während seine Finger schon die Nadeln suchten und eine nach der anderen herauszupften.

1 Kommentar:

  1. Na ob das der wahre Grund ist aus dem Sergej die kleine nicht wahrhaft vernascht?

    Naja jedenfalls fühlt sie sich ja in seiner Umgebung immer noch - oder eher: wieder - wohl. So richtig hat er also nicht alles falsch gemacht.

    Fragt sich jetzt, ob es einen Weg für ihn gibt, die kleine offiziell zu freien. Ich befürchte ja, dass es mittelfristig eine ziemlich heimliche Verbindung sein und auch bleiben wird. Wo diese endet muss sich dann noch zeigen.

    Wo sie jetzt vorerst landet ist mir schon klar... *ist gespannt auf morgen*

    Liebe Grüße
    Joe

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