Samstag, 27. März 2010

Wahrheit

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Noch kurz schaute sich Nadja nach den Bodyguards um. Aber sie waren alle in respektvollem Abstand. Überhaupt war niemand in der Nähe der dieses Gespräch würde belauschen können. Ein letztes Mal schluckte Nadja. Dann sah sie ihrer Mutter in die erwartungsvollen Augen und begann: "Ich bin damals weggelaufen weil ich Ivan nicht heiraten wollte. Ich wollte nach Deutschland. In so einer Broschüre wurde Werbung gemacht. Es gäbe tolle Jobs dort.
Aber das war alles gelogen. Die haben uns in einen Keller gesteckt und gesagt wir hätten Schulden wegen der Reise. Und die müssten wir abarbeiten. Mama das war so schrecklich."

In Nadja kochten die Erinnerungen wieder hoch und Tränen schossen ihr ins Gesicht. Sie nahm schnell ein Handtuch und tat als müsste sie sich Schweiß abwischen um es zu verbergen.



Mama sah sie an: "Aber dort bist du nicht mehr? Sonst wärst du wohl kaum hier und könntest mit Geld um dich werfen?" Nadja legte das Handtuch beiseite und schluckte schwer. "Eines Tages kam ein Mann. Er hat mich dem Boss abgekauft, hat ihm genug Geld gegeben damit er mich ziehen lässt. Und mit ihm bin ich dann gegangen." Nadja dachte an Tom und an ihre Angst in dem Flugzeug. Das alles war erst wenige Wochen her und doch schon so weit weg. "Und wohin hat er dich gebracht? Ist er dein Geliebter?", schob Mama nach. Ihre Tochter war also eine Nutte gewesen. Das hatte sie längst befürchtet und es schockte sie wenig. Aber was war das für ein Kerl der Nutten freikauft?

"Er hat mich auf eine kleine Insel gebracht. Dort wohne ich jetzt. Und es geht mir gut da." Nadja versucht etwas ausweichend zu antworten. Die Wahrheit über Arramoa würde Mama sicher noch mehr verstören. "Und was tust du dort? Bist du jetzt seine Geliebte?", bohrte Mama weiter. Sie konnte sich diese Insel und auch den Mann einfach nicht vorstellen. "Nein ich bin nicht seine Geliebte. Auf der Insel kann ich tun was ich möchte und niemand zwingt mich zu irgendwas. Ich weiß es klingt unglaublich aber bitte vertrau mir. Dort ist alles gut für mich."

Mama überlegte. Sie hatte bei ihrer Tochter seit jeher hören können wenn sie log. Und diesmal log sie nicht. Allerdings sagte sie auch nicht die ganze Wahrheit. Was wollte sie nun hören? Würden dabei nicht nur Dinge herauskommen die sie vielleicht doch nicht hören wollte?

Sie sah ihrer Tochter nochmal fest in die Augen. Dann richtete sie sich auf und setzte sich auf die Kante und griff nach Nadjas Händen. "Versprich mir, dass du dort nichts tust, was für dich nicht richtig ist!", verlangte sie und Nadja nickte: "Mama das verspreche ich dir gern. Es geht mir dort gut und niemand zwingt mich zu irgendetwas! Ich werde gut versorgt und wenn ich euch besuchen möchte, dann bekomme ich einen Flug, Geld und was ich sonst noch so brauche und komme zu euch." "Und vier breite Kerle, die aufpassen, dass du nicht wegläufst!", sagte Mama giftig.

Nadja war kurz etwas fassungslos: "Aber die passen doch nicht auf, dass ich nicht weglaufe? Die passen auf, dass mir niemand etwas tut." Mama presste die Lippen aufeinander. Was war hier nun die Wahrheit? Sie entschloss sich endgültig nicht mehr nachzufragen. Wenn sie ihre Tochter unter Aufsicht von vier wirklich dezenten Bodyguards sehen konnte war das besser als sie in der Wohnung von Ivan besuchen zu müssen.

Sie seufze nochmal kurz auf und nickte dann: "Versprich mir, dass du oft schreibst!" Nadja fiel ihrer Mama um den Hals: "Versprochen!", sagte sie feierlich und drückte sie fest an sich.

Mama fühlte sich merkwürdig. Sie wusste, dass an der Geschichte noch irgendetwas nicht stimmte. Aber sie hatte sich entschieden es nicht wissen zu wollen. Nadja war wieder da gewesen und es ging ihr gut. Und sie hoffte leise, dass dieser Tag noch möglichst lang währen würde.

2 Kommentare:

  1. Tja, da reagiert Mama aber etwas unterkühlt. Aber wenigstens íst das Eis gebrochen und sie weiß Bescheid.

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  2. *heul* das is so schön. Ich glaube es fällt jeder Mutter schwer, dass zu verstehen. Nur gut, dass sie sich für das kleinere Übel entschieden hat.

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