Sonntag, 7. März 2010

Filmkritik: Alice im Wunderland

Ich möchte in diesem Blog auch mal etwas anderes schreiben als die Nadja-Geschichte. Da ich annehme, dass ihr Leser alle Phantasiebegeisterte Menschen seid, glaube ich, die ein und andere Filmkritik könnte euch gefallen. Wenn ich da falsch liege, dann kommentiert gerne oder lest einfach darüber hinweg.

Gestern habe ich mir Tim Burtons Alice im Wunderland angesehen mit Johnny Depp als dem verrückten Hutmacher.

Mit diesem Film standen das erste mal die Mittel zur Verfügung, um einer Realverfilmung dieses Klassikers einen optischen Rahmen zu geben. Mit der 3D-Technik wurde ebenfalls eine, zwar nicht neue, aber doch bislang noch sehr wenig genutzte Methode eingesetzt den Film plastisch zu gestalten.



Die Mischung aus real existierenden Personen und Computergenerierten Charakteren bietet eine hübsche Mischung und ein tolles Bild des Wunderlands. Optisch wurde die Phantasie des Wunderlandes grandios zum Leben erweckt. Wenngleich ich auch finde, dass Tim Burton aus der 3D-Technik nicht im Ansatz das herausgeholt hat, was möglich gewesen wäre. Ich hätte den Film ohne weiteres in einem normalen Kino sehen können. Über den Aufpreis habe ich mich insofern schon geärgert, da die Kinos ja scheinbar bei 3D-Filmen jegliche Hemmungen bei der Preisgestaltung verloren haben.

Dies war aber leider nicht die einzige Enttäuschung des Abends.

Ich habe mir von Johnny Depp einen absolut verrückten und durchgeknallten Hutmacher versprochen und wurde enttäuscht. Er wirkt durch den ganzen Film eher melancholisch und wird als gebrochener Mann dargestellt. Dies passt so gar nicht zwischen die Erinnerungen meiner Kinderzeit.

Ebenso gibt Anne Hathaway eine wenig überzeugende weiße Königin. Märchen hin oder her, aber die affektierte Art passt wenig zu einer guten Herrscherin. Ständig hält sie die Hände erhoben und deutet Unschuld an. Dabei ist sie nicht Unschuldig. Sie verlangt von Alice den Jabberwocky zu erschlagen, weil ihr Schwur es ihr verbiete es selbst zu tun. Aber dies ist auch moralisch eine schwache Ausrede.

Sehr überzeugend dagegen war die grausame rote Königin, gespielt von Helena Bonham Carter. Dieses Miststück von einem Weibe, welche sich hemmungslos der Tiere als Möbelstücke bedient und morgendliche Hinrichtungen liebt ist einfach göttlich umgesezt. Dabei hat sie nichts von der infantilen Figur, welche man aus dem Original kennt verloren.

Auch sehr gut gefallen haben mir die Figuren Dideldumm und Dideldei. Diese einfältigen Zwillinge haben nichts vom Charme der früheren Umsetzungen verloren sondern gewinnen durch die menschliche Mimik noch erheblich dazu.

Insgesamt ist Tim Burton hier ein hübsches Märchen gelungen, dass mit einer beeindruckenden Liebe zum Detail ein Wunderland auf die Leinwand zaubert, dem man gerne folgt. Mehr aber eben leider auch nicht. Auch wenn der Ausgang des Films schnell klar ist, so hätte man sicherlich durch Nebenhandlungen einen Spannunsgbogen erzeugen können. Leider verzichtet Tim Burton darauf weitestgehend. Mia Wasikowska gibt eine passende Alice ab und ich bin wohl sicher nicht der einzige, der gehofft hat, nach den zahlreichen Schrumpf- und Verkgrößerungsaktionen möge doch bitte endlich mal das Kleid vollständig auf der Strecke bleiben.

Abschließend sollte durchaus noch erwähnt finden, dass in meinen Augen die Altersfreigabe äußerst fragwürdig ist. Der Film ist ab 12 Jahren freigegeben, was aber bedeutet, dass Kinder ab sechs unter Aufsicht ebenso zusehen dürfen. Und da liegt meiner Meinung nach der Hund begraben. Abgesehen von der ständig präsenten Forderung "Ab mit seinem Kopf" werden Augen ausgestochen und in epischer Breite in die Kamera gehalten. Dies ist nach meiner Ansicht für Sechsjährige auch unter Aufsicht in den allermeisten Fällen deutlich zu viel. Ebenso ist die Inszenierung einer Hinrichtung natürlich unweigerlich Teil des Films aber vielleicht doch etwas zu detailliert umgesetzt für einen Kinderfilm.

Das ist eben das Problem wenn der Meister des Gruselns sich an einen Stoff wagt, den man für Kindern erstellt hat. Ich denke die Eltern und Liebhaber der Originale haben an diesem Film mehr Spaß als die Kinder.

Abschließend gesagt: Nur etwas für ältere Kinder und Eltern und den Aufschlag für das 3D-Kino kann man getrost in etwas mehr Popcorn umsetzen.

1 Kommentar:

  1. Wir haben uns den Streifen gestern auch im Kino reingezogen. Ich bin zwar an sich kein besonderer Tim Burton Fan, aber insgesamt war er ganz niedlich.Auch wenn ich das acht Jährige Mädchen vor mir in der Reihe schon recht deplaziert fand.

    Etwas enttäuscht hat mich die groß angekündigte 3D Fassung des Filmes. Dies war mein erster Film mit dieser Technik, und nach dem Trailer des Disneyfilmes "Drachenzähmen leicht gemacht" war ich nicht nur schwer beeindruckt, sondern freute mich auch auf das was da kommen möge. Aber leider haben sich da die Macher viel entgehen lassen, was sich vorher schon in so einem mikrigen Trailer bestaunen ließ. Etwa wie Alice durch den Kanienchenbau fliegt, oder vom Jabberwockey durch die Luft geworfen wird. Da war doch schon der Disney 3D Titel spannender...

    Naja ich halte mich lieber ans Original und scheide:

    The vorpal blade went snicker-snack!
    He left it dead, and with its head
    He went galumphing back.
    -The Jabberwockey, "Alice hinter den Spiegeln" von Lewis Carroll

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