Freitag, 20. Juni 2014

Vorher

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja drehte den Kopf und sah ihre Mutter geschockt an. "Das kann alles passieren?", fragte sie bang. Lelya schüttelte den Kopf. "Ich habe noch nicht gehört, dass irgendwem der Unterleib je explodiert ist. Aber der Rest kann passieren. Natürlich. Und man wird das auch nie ganz aus dem Kopf bekommen. Vorher..." Sie machte eine Pause.

"Wie vorher?", hakte Nadja nach und drehte sich jetzt herum um ihre Mutter besser ansehen zu können. "Man macht sich Tag um Tag Gedanken und zittert und bibbert. Fragt sich, wie die Schmerzen sein werden und was alles passieren kann. Und irgendwann kommt der Zeitpunkt und du fährst ins Krankenhaus. Ab dann tut es so weh, dass du dich auf nichts anderes mehr konzentrieren kannst, als dass es hoffentlich schnell vorbei ist." "So schlimm?", hauchte Nadja.

Sie hatte schon die Hebamme, die Frauenärztin und auch die Frau, welche den Kurs leitete, gefragt, was auf sie zukäme. Und alle hatten es herunter gespielt, hatten davon geredet, es sei 'auszuhalten' oder, dass die Endorphine ohnehin alles überlagern würden. Der Bericht ihrer Mutter machte ihr gleichzeitig Angst und war doch so erleichternd ehrlich. "Ich weiß nicht..", überlegte Lelya, "Ich würde nicht sagen, das es schlimm ist. Es tut eben weh, aber du weißt schließlich auch wofür. Wochenlang siehst du auf der Straße nur noch Kinderwagen und du möchtest auch endlich einen vor dir herschieben." Sie lächelte.

Nadja fühlte sich fast etwas ertappt. Schon seit Beginn ihrer Schwangerschaft kam es ihr so vor, dass der Rest der Welt aus Müttern und Schwangeren bestand. Und ihr Praktikum bei der Beratungsstelle hatte diese Situation natürlich nicht gerade entschärft. "Ja!", flüsterte sie fast. "Überall. Dicke Bäuche, Babys und Kinderwagen!", ergänzte sie. Lelya nickte. "Und als ich da so lag und lauter Leute zwischen meine Beine guckten und meinen Bauch befühlten, war das alles woran ich wirklich denken konnte. Natürlich hat es weh getan. Die ganze Zeit. Doch ich wollte genau das. Ich wollte auch endlich ein Baby haben. Und wenn es erst auf deiner Brust liegt und sich mit seinem winzigen Körper an dich drückt, dann ist das alles vergessen!"

Einig Minuten schwiegen sie sich an. Doch Nadja lächelte leicht. Schon jetzt war es das, was sie mehr als alles andere wollte. "Und die Komplikationen? Was ist, wenn es schief geht?", fragte sie wieder etwas bang. Lelya zuckte die Schultern. "Daran kannst du nichts machen. Du wirst in einem guten Krankenhaus sein. Du hast eine erfahrene Hebamme und gute Ärzte. Komplikationen sind deren Sorge. Wenn es so weit kommen sollte wirst du es früh genug erfahren. Bis dahin musst du diesen Leuten vertrauen, dass sie alles tun werden, damit es nicht soweit kommt." Nadja überlegte und deutete ein Nicken an. Lelya nahm wieder ihre Hand. "Du wirst das schaffen. Und wenn du es geschafft hast, warte ich draußen und schau mir meinen Enkel an.", lächelte sie. "Oder deine Enkelin.", frotzelte Nadja.

2 Kommentare:

  1. da hat leyla recht das schönste ist es glaube ich wenn man das kind in den armen hält. dann ist auch der schmerz vergessen.
    Mehr weiß ich nicht dazu zu sagen außer: immer noch tolle geschichte.
    mach weiter so.
    LG Lars

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  2. Jetzt reg ich mich gerade auf. Da bin ich mal ne Woche unterwegs und kommentiere mühsam per Handy und hier sehe ich, dass ich nix sehe! Wie geht das?
    Ich versuchs noch mal zu rekonstruieren *grummel*

    Die Beiden sind sich einen massiven Schritt näher gekommen. Ich finde das sehr schön und vielleicht helfen Zeit und Enkelkind dann doch nocht, dass die Zwei sich besser verstehen und auch etwas öfter sehen.

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