Freitag, 13. Dezember 2013

Tokio bei Tag

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Auch Mary war ein wenig von Nadjas Heimweh angesteckt worden. Es war wohl lange nicht so schlimm, aber auch May sehnte sich nach den Wochen mit dem schweren Rucksack wieder nach einem etwas geruhsameren Leben und auch mal nach ein paar faulen Tagen in Jogginghose auf der Couch mit Chips und einer Kanne Tee. Oder nach einem der herrlichen Tage in Nadjas Haus am Pool, während man sogar ohne schlechtes Gewissen Geoffrey für sich springen lassen konnte.

Dennoch rafften sie sich für Tokio noch einmal auf. Sie beide hatten sich auf diesen Abschnitt der Reise unheimlich gefreut und tatsächlich empfing Tokio sie völlig anders, als Europa. Natürlich waren viele Dinge gleich, wie das U-Bahn-System. So etwas hatten sie mehr oder weniger in jeder Stadt vorgefunden. Doch das meiste war einfach anders. Das begann mit dem Linksverkehr und endete mit den immerfreundlichen Gesichtern und dem ständigen Verbeugen.

Tokio war eine unheimlich wuselige Stadt. Abgesehen von den Palastgärten, waren sie auf keinen ruhigen Ort mehr getroffen. Überall wimmelte es von Menschen, welche sich höflich aneinander vorbei drückten. Geschäfte waren zu jeder Tageszeit gut gefüllt und auch menschenleere Straßenzüge fanden sie auf ihren Touren durch die Stadt nicht.

Während sie gerade aus der U-Bahn gingen, stolperten sie plötzlich beide leicht auf der Treppe. "Hä?", fragte Nadja und schaute ihre Freundin an. Doch Marys Blick verriet, dass sie auch nichts anderes zu sagen hatte. Dann spürten sie es beide gleichzeitig. Der Boden begann zu vibrieren und ein Geräusch, dass keine von beiden jemals gehört hatte, oder hätte einordnen können, durchrollte die Straße.

"Ein Erdbeben.", flüsterte Nadja, als könnte sie es schlimmer machen, wenn sie lauter sprach. Das Grummeln des Bodens rollte für ein paar Sekunden unter ihnen durch. Mary schaute sofort an die Häuserfassaden und tatsächlich konnte sie sehen, wie die Spalten zwischen den Häusern ein paar Zentimeter kleiner und größer wurden. Sie standen immer noch auf der Treppe und hielten sich am Handlauf fest. Dann war es auch schon wieder vorbei, als sei nichts gewesen.

"Coooooool.", hauchte Mary und grinste Nadja breit an. "Cool? Was, wenn das ein Schlimmeres gewesen wäre?", maulte sie etwas besorgt. Schon bei der Reisevorbereitung hatte sie Erdbeben als Risiko eingestuft und sich Sorgen gemacht, die sowohl Joe, als auch Mary einfach weggebügelt hatten. "Hier war gerade erst ein ganz Schlimmes! Das kommt so schnell nicht wieder. Nur solche kleinen.", meinte Mary und bügelte Nadjas Besorgnis erneut nieder. Nadja musterte die Leute auf der Straße. Manche waren kurz stehengeblieben und hatten etwas Abstand von den Hausfassaden eingenommen. Doch schon Augenblicke später sah die Straße aus, als sei nie etwas passiert.

1 Kommentar:

  1. Ohjeee, davor hätte ich wirklich mächtig Schiss. Irgendwie sind mir Erdbeben so gar nicht geheuer! Das ist wie ein böses Monster, das unter mir schlummert und das ich nicht sehen kann.
    Ich verstehe Nadja zu gut. Und ich will ganz bestimmt nicht Zeitzeuge von sowas werden. Nein, nein!
    Aber schon interessant, dass sogar jemand, der nie ein Erdbeben erlebt hat, weiß dass dieses eines ist.

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