Samstag, 14. Dezember 2013

Rucksack packen für Profis

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Das Erdbeben hatte Mary unheimlich fasziniert. Bei Nadja hatte es eher dafür gesorgt, dass sie sich noch unwohler fühlte. So richtig warm wurden sie aber beide mit Tokio nicht. Der Schlaf blieb ein Problem. Zu den unmöglichsten Zeiten wurden sie schlagartig müde und der Nachtschlaf endete spätestens im Morgengrauen. Da halfen auch die unanständigen Mengen an Kaffee, die sie sich einverleibten nichts.

Fast mechanisch klapperten sie die Sehenswürdigkeiten ab, die sie sich vorgenommen hatte. Die Faszination, die sie beim Planen gehabt hatten, stellte sich aber leider nicht ein. Nadjas Heimweh verbesserte sich auch in den folgenden Tagen nicht und sie verbrachte viel Zeit damit mit Joe zu telefonieren, oder ihm Textnachrichten zu schicken. Jeden Tag wartete sie wieder ungeduldig darauf, das Baby möge noch mal treten, doch den Gefallen tat es ihm bislang nicht.

Am Vorabend des Abfluges packten sie in ihrem winzigen Hotelzimmer alles zusammen. Sie hatten in jeder Stadt bisher irgendwelche Mitbringsel und Andenken gekauft. Der Platz im Rucksack war immer knapper geworden. Mit den vielen Kleinigkeiten aus Tokio war er jetzt endgültig überfordert. Mary war es, die eine Lösung parat hatte.
Nachdem sie einige Minuten lang vergeblich versucht hatte, den Rucksack zu schließen, gab sie auf. "Da ist doch eh nur Scheiß dabei.", kommentierte sie die Tüten mit der dreckigen Wäsche.

"Du willst das hier lassen?", fragte Nadja verdutzt. "Das ist Billigkram. Außerdem dreckig und der Pulli hat sogar ein loch, wo ich mich im Dom am Geländer geratscht habe. Das bleibt hier." Sie leerte die tüte auf dem Bett aus und begann zu selektieren. Die Unterwäsche landete fast geschlossen im Mülleimer. Der zerschlissene Pulli ebenfalls und auch noch ein paar weitere Stücke. Triumphierend packte sie die Reste ein und schloss die Riemen am Rucksackdeckel ohne Mühe. "Ha!", machte sie stolz und stellte den Rucksack neben das Bett. "Und morgen geht noch das Waschzeug rein und."

Nadja hatte dem Treiben etwas baff zugesehen. Es widerstrebte ihr zwar, Sachen die man noch benutzen konnte, wegzuwerfen, doch Marys Logik war nicht zu bestreiten. Sie tat es ihrer Freundin gleich und trennte sich von der Billigunterwäsche, die sie auf der Reise gekauft hatte und entsorgte eine Jeans, wo die Tasche eingerissen war. Auf Marys Betreiben landeten auch noch ein paar mehr Stücke im Müll. Dann klappte es auch mit ihrem Rucksack problemlos.

"Freust du dich auf daheim?", fragte Nadja später, als sie im Bett lagen. "Ich freu mich aufs Sofa und darauf endlich mal zwei Tage die Füße hochzulegen.", gab Mary zu. Sie redeten noch lange, weil sie mal wieder nicht einschlafen konnten. Dreimal kontrollierten sie beide ihre gestellten Wecker und geladenen Handys. Dann endlich fanden sie in den Schlaf.

1 Kommentar:

  1. Man muss eben praktisch denken und es passt absolut zu Mary, dass sie diesen Einfall hatte.
    Hoffentlich verpennen die beiden jetzt nicht. Zuzutrauen wäre es ihnen nach den vielen Tagen mit Schlafproblemen. Und wenn man sich darauf verlässt, wie die Tage zuvor immer schon bei Morgengrauen wach zu werden, wirds garantiert Mittag.
    Klingt so, als würde ich das kennen.... Tu ich auch :)

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