Montag, 2. September 2013

Brüssel - Köln 1:47

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Es dauerte eine Weile bis sie den Brunnen gefunden hatten. Er lag versteckt am Ende einer Einkaufspassage in einer Wandnische. Hier warteten keine Touristen und sie hatten freien Blick auf die kleine Statue. "Wohl eher die große Schwester.", feixte Nadja und wusste nicht recht wo sie hinschauen sollte. "Er ist viel später gebaut worden. Daher kleine Schwester. Aber ja, wenn sie sich hinstellt, ist sie viel größer.", kicherte Mary und schoss auch hier wieder Fotos, wobei Nadja sich dafür schon irgendwie schämte und immer wieder hin und her schaute, ob sie nicht beim Betrachten dieser frivolen Figur beobachtet würden.

Janneken Pis, die kleine Schwester von Manneken Pis, war tatsächlich ein pinkelndes Mädchen. In korrekter Hockposition thronte sie nackt auf ihrem kleinen Brunnen in der Mauernische und verrichtete unablässig ihr Geschäft. "Die Belgier sind so versaut.", meinte Nadja schließlich kopfschüttelnd. Die unzüchtigen Statuen amüsierten sie. Immerhin wurden sie offen ausgestellt, so konnte es doch nicht unanständig sein, sie zu betrachten. Dennoch ertappte sie sich bei dem Gedanken wie man mit so einer Statue wohl in Seattle umgehen würde. Sie kam zu dem Ergebnis, dass das völlig undenkbar war. Dann dachte sie zurück ob es wohl in Kiew solche Brunnen hätte geben können, doch da kam sie zu keinem so klaren Ergebnis.

"Oh warts nur ab.", feixte Mary, "Wir haben noch andere Sachen zu besichtigen." Nadja legte den Kopf schief. "Achso?", fragte sie nur halb interessiert, aus Mary war für gewöhnlich nichts herauszubekommen, wenn sie sich eine Überraschung in den Kopf gesetzt hatte. "Oh ja.", nickte sie nur heftig. Sie steckte die Kamera wieder weg und sie verließen die Passage wieder. "Fahren wir wieder zum Bahnhof und weiter nach Köln? Dann können wir dort noch gemütlich Abendessen. Oder möchtest du lieber spät in Köln ankommen und hier noch etwas ansehen?", wollte sie wissen, als sie wieder im freien standen.

Nadja zuckte die Schultern. "Was gibt es denn hier noch zu sehen?", fragte Nadja. "Genau wie überall sonst, alles mögliche. Aber das spannendste hatten wir, denke ich." Nadja nickte langsam "Dann lass uns nach Köln fahren. Dann kommen wir da im Hellen an."

Die beiden Mädchen machten sich auf den Rückweg zum Bahnhof und befreiten ihre Rucksäcke aus dem Schließfach. Wenig später konnten sie auch in den Zug steigen, der sie ohne Umsteigen nach Köln bringen würde. Nadja wurde wieder leicht aufgeregt, als es losging. An Deutschland hatte sie nun wahrlich nicht die besten Erinnerungen. Auch wenn sie damals in der Gegend von Hannover gewesen war, und sie diese Region mit Absicht weitläufig aussparten, blieb ein merkwürdig maues Gefühl im Bauch von dem sie hoffte, das es sich verziehen würde, wenn sie dort wären.

Jedenfalls freuten sie sich beide darauf endlich wieder in ein Land zu kommen, wo die Verständigung keinerlei Problem sein würde. In Spanien hatte es gut geklappt und jetzt in Deutschland würde es auch wieder so werden.

1 Kommentar:

  1. Ich kann mir gut vorstellen, dass Nadja mit Deutschland nicht gerade die besten Erinnerungen hat und sich daher mulmig fühlt.
    Umso mutiger von ihr, sich der Vergangenheit zu stellen und zu erkennen, dass nicht alles in Deutschland düster und böse ist, sondern auch dieses Land mehr hat außer Verbrechen, Lederhosen und Sauerkraut. Mal sehen, wie sie damit umgeht :)

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