Donnerstag, 14. November 2013

1:100 plus Gebühren

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Am Flughafen war es dann doch weniger spannend, als Nadja gefürchtet hatte. Auch in Japan war ein internationaler Flughafen eben nur ein internationaler Flughafen. Alle Beschriftungen waren auch in Englisch verfügbar, manche sogar nur Englisch. Problemlos bekamen sie vom FirstClass-Service ihr Gepäck und durften zur Einreisekontrolle.

Auch hier verlief alles problemlos und wenig später standen sie auf dem Bahnsteig, wo der Zug zur Innenstadt abfuhr. Sie hatten noch schnell an einer Wechselstube einige Yen eingewechselt und Nadja versuchte gerade eine Faustformel zu finden, um die Umrechnung einfacher zu machen. "100 Yen sind fast genau ein Dollar.", meinte Mary genervt. "Ignorier den beschissenen Kurs und die Wechselgebühr hier am Flughafen, dann stimmt es." Nadja schaute auf das Formular, dass sie bekommen hatte, wo der Wechsel ausgerechnet war und schmollte dann etwas. Mary hatte recht. Sie hatten zwar fast 15% Zuschlag bezahlt, aber der eigentliche Kurs war tatsächlich fast exakt eins zu 100.

Mary war mit ihrem Smartphone beschäftigt. Sie hatte vor der Reise extra noch ein neues gekauft und darauf geachtet, dass es auch in Japan funktionieren sollte. Doch wie in Prag schien sich das Telefon ihrem technischen Verständnis noch etwas zu widersetzen. "Ha!", kam es schließlich und sie orientierte sich bereits. Sie hatten neben dem Fahrkartenautomat gewartet, um sich die passenden Tickets kaufen zu können, wenn Mary fertig mit den Recherchen war. Im Flugzeug waren sie daran gescheitert der Homepage der Tokyoter U-Bahnen zu entlocken welches Ticket das richtige wäre.

Jetzt hatte Mary die Haltestelle herausgefunden, zu der sie mussten und damit war es einfach am Automaten, welcher sich auch in Englisch verständigen konnte, die Tickets zu ziehen. Wenig später saßen sie, wie sie hofften, in der korrekten Linie der Schnellbahn und waren auf dem Weg in die Stadt. Zumindest die Richtung schien zu stimmen, denn, solange sie sich nicht in Tunnels befanden, wuchs rechts und links der Bahntrasse die Bebauung immer weiter in die Höhe. Sie wechselten kaum ein Wort und starrten beide aus dem Fenster.

Mary war zwar bereits in Chicago gewesen und Nadja hatte New-York schon gesehen, doch Tokio entlockte ihnen beiden ein ehrfürchtiges Staunen. Dennoch achteten sie genau darauf ihre Haltestelle nicht zu verpassen. Die Schilder waren mit japanischen Schriftzeichen und darunter mit dem Transkript in Lateinischen Buchstaben beschriftet. So war es kein Problem die richtige Station abzupassen. Durch die Kennzeichnung der Linien fanden sie beim Umsteigen auch die richtige Linie.

Nadja, welche ihre Zweifel noch nicht ganz abgelegt hatte, gewann aber mehr und mehr an Zuversicht. Sie fühlte sich erwachsener und bereit jede Herausforderung anzunehmen. Sie hatte sich in einem halben Dutzend Städten den wirren des Nahverkehrs gestellt. Darunter auch in Frankreich, wo man keine ihrer Sprachen flächendeckend verstand. Welches Problem konnte eine organisierte Metropole wie Tokio da noch verursachen? Mutig stapfte sie Mary hinterher und es war doch Nadja, die verhinderte, dass sie die richtige Linie in der falschen Richtung bestiegen.

Nach einer knappen Stunde hatten sie es tatsächlich geschafft und ihr Hotel erreicht. Auf Straßenschilder hatten sie auf den letzten Metern nicht geachtet. Stolz steckte Mary ihr Smartphone wieder in die Tasche. "Mit Stadtplan hätt' ich das nicht gepackt.", kicherte sie und ging neben Nadja in das kleine Hostel.

1 Kommentar:

  1. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man nach so einer Reise erwachsener ist. Da sind etliche Hürden zu meistern, aber sicher ist die Orientierung im Nahverkehr tatsächlich überall eine echte Herausforderung. Ich selbst bin so blöd, ich scheitere jedesmal.
    Jetzt bin ich mal gespannt, was sie hier alles erleben :)

    AntwortenLöschen

Bitte beim Kommentieren höflich bleiben. Es gibt hier die Möglichkeit Anonym zu kommentieren, aber denke bitte kurz nach ob du das wirklich möchtest. Unterzeichne deinen Kommentar doch mit einem Pseudonym oder deinen Initialen, dass man weiß, welche Kommentare alle von dir sind. Oder noch besser, du nutzt nicht die Auswahl "Anonym" sondern "Name/URL" und lässt das Feld für die URL einfach frei. Dann wird dein Kommentar mit deinem selbst gewählten Namen angezeigt.

Vielen Dank.