Donnerstag, 7. August 2014

Mamaaaa II

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Heiraten in Seattle stellte sich als äußerst einfach heraus. Nicht nur Priester und Geweihte aller Religionen konnte man für eine Zeremonie bestellen. Auch die Stadtverwaltung stellte autorisierte Beamte zur Verfügung die eine Heirat am Ort der Wahl durchführten und sich um die nötigen Dokumente kümmerten. Auch die Hochzeit mit Ausländern war stark vereinfacht worden. An dieser Stelle waren keinerlei Hürden zu erwarten.

Zufrieden las Joe was seine Sekretärin ihm in Form eines Schreibens aufgelistet hatte. Damit konnte er heute Abend mit Nadja die Diskussion beginnen. Er begann den Gedanken, ohne eine religiöse Zeremonie zu heiraten, immer besser zu finden. Er war ewig in keiner Synagoge gewesen. Speisegebote hatten schon seine Eltern nur lax beachtet, er ignorierte sie vollkommen. Was sollte er da vor einen Rabbi treten? So konnte das doch etwas werden mit der Hochzeit. Und wenn man sich nicht um Saal und Feier für hunderte von Gästen zu bemühen hatte, konnte man sicherlich auch mit weniger als einem Jahr Vorbereitung auskommen.


Nadja besuchte ihre Mama zur Mittagspause auf der Arbeit. "Wir werden heiraten!", ließ sie sofort keinen Zweifel am Thema. Lelya strahlte gerührt. "Wann denn?" Nadja zuckte die Schultern. "Irgendwann zwischen 'So schnell wie möglich' und 'Man braucht Zeit zum Planen'." Lelya schaute etwas verdutzt. "Wir haben am Wochenende darüber gesprochen. Erstmal müssen wir klären, was für eine Zeremonie wir haben wollen.", erklärte Nadja sanft.

Das dies nicht ganz problemlos sein würde, war Lelya schon immer klar gewesen. "Joe möchte sicherlich jüdisch heiraten?", fragte sie. Nadja schüttelte den Kopf. "Er hat mit seiner Religion nicht viel am Hut. Wir werden wohl eher ohne Kirche heiraten. Jedenfalls informiert er sich heute darüber, wie man in Washington heiraten kann." "Bei mir um die Ecke ist eine schöne Kirche.", sagte Leyla etwas aufmunternd. Nadja rollte mit den Augen. "Mamaaa. Ich will eigentlich auch nicht in einer Kirche heiraten, bei einem Pfarrer, den ich gar nicht kenne."

Lelya seufzte kurz, doch der Blick ihrer Tochter war ernst. "Ist ja gut.", sagte sie halblaut. Doch Nadja bemerkte, dass sie eigentlich etwas anderes hatte sagen wollen. Ayleen fing im Kinderwagen, welcher nebendran stand, an zu quäken und Nadja nahm sie heraus. "Du willst sie also auch nicht taufen lassen?", hakte Lelya nach mit einer Handbewegung in Richtung der Kleinen. Nadja zuckte die Schultern. "Ich habe viel erlebt in meinem kurzen Leben.", erklärte sie trocken, "Sehr sehr Schlimmes genauso wie fantastisch Gutes. Und bei nichts davon hat die Kirche eine Rolle gespielt."

2 Kommentare:

  1. Das ist eine sehr klare und nachvollziehbare Ansage. Es wäre scheinheilig von Beiden, nur wegen einer feierlichen Zeremonie die Kirche hinzuzuziehen und eine Ehe vor einem Gott zu schließen, an den sie nicht nur nicht glauben sondern für den sie keinerlei Veranlassung zu Dankbarkeit oder Hingabe haben. Und ein Brautkleid kann man auch im Standesamt anziehen

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  2. eigendlich habe ich kaygee nichts mehr hinzuzufügen...
    Außer das Leyla hoffentlich endlich begreift, dass die kirche in nadjas leben nunmal keine rolle spielt und das sie ihre glücklichen momente anderen personen zu verdanken hat.
    LG Lars

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