Sonntag, 29. Juni 2014

Herzschlag

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Der Fahrer ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. "Schneller, verdammt!", keifte Joe vom Rücksitz. "Niemand hat etwas davon, wenn Sie sich direkt auf die Nachbarstation legen müssen, weil das Auto sich überschlagen hat.", sagte er ruhig. Natürlich hatte Joe beim Einsteigen gesagt, worum es ging. Dennoch ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen. Er war sich sicher, dass Joe rechtzeitig ankommen würde. Bis zum Krankenhaus waren es nur 30 Minuten Fahrt.

Einige Male noch versuchte Joe den Limousinenfahrer zur Eile anzutreiben, blitzte aber jedes Mal wieder an der bestimmten Höflichkeit des Mannes ab, der mehr Wert auf sichere Fahrt und seinen Führerschein legte, als auf Prämien, die Joe ihm für schnelleres Fahren versprach. Schon seit zwei Wochen schickte Joe die Limousine morgens nicht mehr weg, sondern ließ sie an der Firma warten, um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein. Nun verfluchte er genau diesen Umstand. Ein Taxi wäre auch zur Stelle gewesen und Taxifahrer waren für gewöhnlich deutlich skrupelloser.

Eine Nachricht von Nadja lenkte ihn ab. Sie hatte ihm die Zimmernummer geschickt, wo er sie finden könnte. Da Nadja noch Zeit hatte ihr Handy zu bedienen konnte es wohl nicht so dringend sein. Er entspannte sich etwas und ließ sich in den Sitz sinken. "Alles Gut, Sir?", fragte der Fahrer von vorn. "Hmmmja.", brummte Joe. "Wir sind gleich da. Fünf Minuten noch, höchstens. Ich nehm' die Parallelstraße, da ist keine Ampel." "Danke.", seufzte Joe.


Nadja war in ein normales Krankenzimmer gebracht worden. Ein geräumiges Einzelzimmer mit einem Krankenbett und einem daneben stehenden Kinderbettchen. Pflichtgemäß hatte sie die diensthabende Hebamme darauf hingewiesen, dass ihre eigene Hebamme schon auf dem Weg wäre und war nur an einen Wehenschreiber angeschlossen worden. Sie fühlte sich komisch. Sie saß im Krankenhemdchen auf dem Bett und neben dem Bett stand der Apparat auf dessen Display die Linien vorbei flimmerten. Nach wie vor stoppte sie dennoch mit ihrem Handy die Zeit zwischen den Wehen.

Als sie im Krankenhaus angekommen war, hatte sie direkt am Anmeldetresen noch einmal eine gehabt. Doch seitdem waren jetzt schon 35 Minuten vergangen und es war nichts fühlbares passiert. Joe musste jeden Augenblick da sein. Und ebenso die Hebamme. Nadja starrte zwischendurch immer wieder auf das kleine Babybett und dann auf ihren Bauch. Sie versuchte ihre Gefühle zu ordnen, doch in ihrem Kopf breitete sich immer mehr Chaos aus.

Sie lenkte sich mit dem Handy ab und schrieb allen eine Nachricht. Ihrer Mutter natürlich, auch ihren Geschwistern und zu guter Letzt auch Mary. Wie lang würde es ab jetzt dauern? Würde heute Nacht schon das kleine Bettchen einen neuen Menschen beherbergen? Oder würde sie eine von den 96 stündigen Horrorgeburten durchmachen? Sie ließ sich zurücksinken und legte sich bequem auf die Seite. Sie wandte den Blick von dem Bettchen ab, das verwirrte sie bloß noch mehr. Stattdessen schaute sie auf die Maschine, welche ihr das Gefühl vermittelte, alles sei unter Kontrolle. Sie versuchte das Display zu verstehen. Dann identifizierte sie die untere der beiden Linien. Sie markierte den Herzschlag des Babys.

2 Kommentare:

  1. Warten... warten.. warten... auf das Kind, auf Joe, auf eine Wehe, auf das neue Leben. Die Zeit steht still, nichts scheint zu passieren. Und bei Joe ist es gerade umgekehrt. alles passiert gleichzeitig und nicht schnell genug. Nadja hat seinen Puls mit ihrem Anruf erhöht, der Fahrer ist da aber zu langsam, die Zeit rennt zu schnell, der Autoverkehr zu stark, die Ampeln zu rot und wahrscheinlich die Luft zu dünn, die Temperatur zu hoch... Es wird spannend. Ob Joe wohl umkippt? :-)

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  2. Hallo. Ich bin wieder da. Frisch aus dem urlaub. Leider gab es dort so gut wie kein netz. deshalb bin ich auch froh wieder hier zu sein und kommentieren zu können.
    ich finde joes aufregung verständlich. Aber nadja ist ja anscheinend ruhiger. sie wartet jetzt nur noch dass das kind endlich kommt. Ich glaube immer noch dass es ein Junge wird
    LG lars

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