Donnerstag, 26. Juni 2014

26 Minuten

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Es waren noch elf Tage bis zum Termin, als es soweit war. Nadja saß im Büro an ihrem Computer. Es war schon später Nachmittag. Außer ihr war nur noch ihre Chefin im Büro und in einem der Beratungszimmer erledigte ein Sozialarbeiter den Papierkram des Tages. Von einer Sekunde auf die andere erwischte Nadja ein höllischer Schmerz, gepaart mit einem völlig undefinierbaren Gefühl im Unterleib. Für Sekunden raubte es ihr fast den Atem.

An die vielen kleinen Vorwehen hatte sie sich längst gewöhnt. Ein Ziehen, mal im Kreuz, mal im Bauch, und dann war es auch schon wieder vorbei. Doch das hier war etwas anderes. Ihr wurde kurz schwindelig. "Scheiße, was war das denn....", keuchte sie, als sie wieder Luft bekam. Rebecca kam aus ihrem Büro nach vorn. "Alles in Ordnung?", fragte sie besorgt und lehnte sich an den Tresen.

Nadja saß in ihrem Schreibtischstuhl und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Der Schmerz verblasste langsam. "Ich hab ja schon seit Wochen Vorwehen, aber...", sie schaute hoch, "Ich glaube die gerade war echt." Rebecca nickte. "Stoppuhr anmachen und warten, ob noch eine kommt. Wenn es weniger als 30 Minuten sind, ab ins Krankenhaus." Nadja nickte und startete auf ihrem Handy die Stoppuhr. "Und wenn keine mehr kommt?", fragte sie etwas bang. Rebecca lächelte. "Dann war es eben eine heftige Vorwehe."

Etwas kläglich schaute Nadja zu ihrer Chefin hoch. "Du musst nicht auf mich hören. Du kannst auch deine Hebamme anrufen. Aber das ist es, was mir meine Hebamme damals gesagt hat." Rebecca kam um den Schreibtisch und strich Nadja über den Kopf. "Du hast das bisher so super geschafft alles. Du hattest kein Wasser in den Beinen, keine Schwangerschaftsdiabetes, überschaubar wenig Rückenschmerzen und und und... Du wirst auch das letzte Kapitel mit Bravour hinter dich bringen.", motivierte sie. Nadja nickte etwas kläglich und schaute auf die Stoppuhr.

Sie entschloss sich auf Rebecca zu hören und atmete tief durch. "Der Tipp ist glaub ich gut.", sagte sie fest, "Vielleicht wars ja auch nur der Rücken, den ich mir irgendwie verrenkt hab. Mal sehen, ob es noch mal kommt." Rebecca nickte und ging wieder in ihr Büro. "Ich lass die Tür auf und fahre dich, wenn es doch soweit sein sollte. Kein Risiko, hm?" Nadja nickte und widmete sich wieder dem Computer. Noch einige Male atmete sie tief durch. Dann war die Wehe wieder weg, als sei nichts gewesen.

Immer wieder tippte sie ihr Smartphone an und schaute zu, wie die Stoppuhr hochlief. 15 Minuten waren schon herum und seitdem hatte sich nichts mehr gezeigt. Sie begann schon, gedanklich die Sache abzuschieben. Dann war es doch wieder so weit. Erneut schoss der Schmerz durch ihren Bauch. So heftig wie das erste Mal. Sie musste sich an der Tischkante festhalten und versuchte sich verzweifelt an die Atemtechnik aus dem Vorbereitungskurs zu erinnern. Dennoch wollten sich ihre Lungen nicht so richtig mit Luft füllen.

Sie tippte wieder auf das Handy. Die Stoppuhr war bis 26 Minuten gekommen.

3 Kommentare:

  1. Wow. Das hätte ich nicht gedacht, dass es gleich so heftig und schnell losgeht mit den Wehen. Und sie bleibt tatsächlich überraschend ruhig. Ich werde ja gleich den nächsten Post lesen und erwarte irgendwie, dass sich Nadja noch einredet, dass 26 ja knapp an 30 ist und man sich noch Zeit lassen kann :)

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  2. Es gibt keinen nächsten Post. Verdammt! :)

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  3. Bei 30 Minuten? Will sie 30 Stunden nicht mehr aus dem Kreißsaal?

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