Montag, 14. April 2014

Eiserne Mary

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja grinste Joe breit an beim Abendessen. "Rat mal, wer heute bei mir aufgetaucht ist.", forderte sie vergnügt. Joe hasste solche Ratespiele und wollte das gerade schon sagen, als Nadja die Antwort auch schon herausplatzte: "Sascha! Marys Freund.", quietschte sie amüsiert. Die Tatsache, dass Sascha um die halbe Welt geflogen war, nur um Mary für ein paar Tage zu sehen, beeindruckte sie nachhaltig tief.

"Ich dachte, der wohnt in Deutschland?", fragte Joe verdutzt. Er hatte schon länger damit gerechnet, dass er damit konfrontiert würde, für diesen Sascha einen Auslandsaufenthalt möglich zu machen. Doch bislang hatte Mary sich nicht mit dieser Bitte an ihn gewandt. Und es war ihm eigentlich auch ganz recht so. Doch seine Neugier war geweckt. Wie hatte dieser Typ es von Deutschland nach Seattle geschafft? "Tut er auch. Aber er hat sich ein Ticket besorgt und ist jetzt für zehn Tage hier.", trompetete Nadja.

"Einfach so?", fragte Joe baff, "Mitten im Semester und auch noch unangemeldet?" Nadja nickte. "Er hat Mary überrascht. Es gab wohl irgendwelche Flugmeilen die jetzt verbraucht werden mussten und der Typ dem sie gehörten konnte das nicht selbst machen, also hat Sascha ein Ticket bekommen für irgendwie umsonst oder so." Joe machte ein Geräusch, das wie ein "Ha!" klang wobei Nadja nicht ganz identifizieren konnte, ob das eine verächtliche oder eine anerkennende Äußerung gewesen war.

"Der verrückte Kerl.", nickte Joe nun und schüttelte direkt danach den Kopf. "Und wieso war er bei dir auf der Arbeit?", hakte er nach. "Ich hab doch, naja hatte, einen Schlüssel für Marys Wohnung, den hat er sich abgeholt, damit er rein kann und nicht den ganzen Tag in der Stadt rumstromern muss, bis Mary nach Hause kommt." Joe zog die Stirn kraus. "Ihr Freund fliegt um die halbe Welt. Und Mary bleibt im Büro sitzen und lässt ihn sich bei dir den Schlüssel holen?", fragte er ungläubig.

"Hmmja.", bestätigte Nadja. Wieder entfuhr Joe ein: "Ha!" Diesmal war es aber unverkennbar anerkennend. "Sie hat sich nicht krank gemeldet? Sie hat ihren Arbeitstag fertig gemacht und ist erst dann hingefahren?" Nadja schüttelte den Kopf. "Sie hat ihre Arbeit fertig gemacht und ist danach noch zur Spätvorlesung auf den Campus gefahren. Und jetzt irgendwann gleich erst fährt sie zu Sascha." Joe schaute sie ungläubig an.

"Ich wusste ja, dass sie ein vernünftiges Mädchen ist. Aber dieses Pflichtbewusstsein hätte ich sogar ihr nicht zugetraut." Er grinste ein wenig vor sich hin. Nadja strahlte. Es war anfangs merkwürdig gewesen, zu wissen, dass Joe eigentlich Marys Chef war und sie hatte sich auch angewöhnt mit Geschichten über alles, was Mary so anstelte, nicht mehr bei Joe hausieren zu gehen. Doch diesmal hatte sie ihr Ansehen bei Joe ja sogar noch gesteigert, wenn auch unabsichtlich. Sie überlegte, was sie selbst wohl täte, wenn Joe nach langer Abwesenheit wiederkäme und sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie im Büro wohl alles stehen und liegen gelassen hätte. Mary war wirklich eisern.

2 Kommentare:

  1. Kann durchaus sein, dass ich auch krank geworden wäre :) Ganz spontan. Und Joe wird sich das merken. Vielleicht auch irgendwann mal ihre Personalakte ansehen. Auf jeden Fall hast du das gut gemacht, Nadja. Wenn auch unabsichtlich.

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  2. Ja.. auch ich hätte wenigstens die abedliche vorlesung weggelassen:)
    aber mary ist nunmal sehr ehrgeizig und pflichtbewusst.
    was letzten endes auch gut so ist, so kann sie es noch weit bringen.
    aber bisschen zeit wird sie sich für sascha schon nehmen.
    LG Lars

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