Dienstag, 3. Dezember 2013

Adventskalender 2013 - 3. Dezember

Dieses Kapitel ist teil des Adventskalenders 2013 - Die Übersicht findet ihr hier: Landsitten

Gerrit und Martin betraten das Haus. "Sehen sie sich nur um. Ich muss mich ums Vieh kümmern.", hatte Olaf gerufen. "Ich weiß gar nicht, warum das bei uns gelandet ist.", erklärte Martin etwas perplex seinem älteren Kollegen. Der brummte nur und begann sich in der Küche umzusehen. Martin ging voraus und warf schon einen Blick ins Wohnzimmer. Sie achteten darauf nichts anzufassen. Falls die Spurensicherung hier noch etwas finden wollte, war es wichtig, dass sie keine Spuren zerstörten.

Gerrit war in der Küche fertig und kam zu Martin ins Wohnzimmer. Der klagte erneut sein Leid. "Das ist ne 08/15 Vermisstenanzeige. Wieso kriegen wir die ab? Das ist kein Mord. Es gibt keine Leiche und bisher nicht mal ein Motiv.", zeterte er jetzt wieder bei Gerrit. Der brummte erneut nur wieder. Die etwas ungeduldige Art seines Kollegen war ihm längst bekannt und er ignorierte sie geflissentlich.

Den Fall hatten sie bekommen, weil einer der Streifenpolizisten, welcher die Vermisstenanzeige vor Ort aufgenommen hatte, eine Vermutung aufgeschrieben hatte. Und je weiter sie sich durch das riesige Bauernhaus vorarbeiteten, desto mehr bewahrheitete sich die Vermutung. Es gab hier zwar keinerlei Spuren irgendeines Kampfes, aber auch sonst überhaupt keine Spuren. Das Haus sah aus, als sei es gerade erst verlassen worden und könnte jede Sekunde wieder betreten werden.

Es fehlte nichts im Kleiderschrank. Das Bett lag noch halb aufgeschlagen da. Es sah nichts danach aus, als sei jemand abgereist. Sogar die Schuhe waren angeblich noch vollzählig. Es fehlten nur ein paar Hauspantoffeln. Die ungereinigten Gummistiefel standen jedenfalls neben der Hoftür noch brav und warteten darauf, dass ihr Besitzer wieder hineinschlüpfen würde.

Als sie ihren Rundgang beendet hatten sprachen sie neben der Hoftür noch kurz, bevor sie zurück zu Olaf gingen. "Kommt dir was spanisch vor?" Martin zuckte die Schultern. "So richtig passt es nicht zusammen. Wenigstens Schuhe würde man doch anziehen, wenn man vor hätte, die Familie zu verlassen." "Und was einpacken. Wenigstens zwei drei Garnituren und nen Stapel Unterwäsche.", ergänzte Gerrit. "Es sei denn, man hat schon längst alles da, weil man sich nur für eine andere Hälfte seines Doppellebens entscheidet." "Guter Einwand. Aber selbst dann würde man wohl kaum im Schlafanzug rüber gehen. Die Arbeitsklamotten vom Tag lagen im Bad auf der Wanne und der Sohn schwört, dass sonst nichts fehlt." "Auch kein gesundes Verhältnis, dass er genau weiß, wie viel der Vater im Kleiderschrank hat.", meinte Martin Kopfschüttelnd. "Landsitten eben. Lass uns dem Sohn noch mal auf den Zahn fühlen."

1 Kommentar:

  1. Naja, wenn man über Jahre hinweg gemeinsam auf dem gleichen Hof lebt und arbeitet, weiß man schon ziemlich gut, wie die Garderobe des anderen aussieht. Arbeitsklamotten eben, irgendwann kennt man jedes Hemd, jeden Pulli und ich bezweifle, dass der Sohn die Anzahl der Socken und Unterhosen weiß. Und wenn Papanicht dauernd feiern geht oder in den Puff, hat er auch nicht besonders viel schicke Sachen.

    Die Vermutung des Streifenpolizisten würde mich aber schon interessieren. Oder besser, warum er diese Vermutung hat. Dass er Mord vermutet, liegt ja auf der Hand. Aber der Sohn muss nicht zwingend der Täter sein, auch wenn er erstmal in das Visier der Ermittler gerät. Und nur der sanfte Hinweis des Autors, dass der Vater seinem Sohn verzieh, muss nicht bedeuten, dass er ihm vorab schon den Mord an sich selbst verzeiht.
    Aber so schräg, wie der Autor zu schreiben neigt, ist auch alle möglich. Es bleibt spannend :)

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