Dienstag, 24. Dezember 2013

Adventskalender 2013 - 24. Dezember

Dieses Kapitel ist teil des Adventskalenders 2013 - Die Übersicht findet ihr hier: Landsitten

Wieder und wieder Stach sie den Spaten in die Erde. Direkt hinter dem leblosen Körperstumpf grub sie das Erdreich weg. Bis der Körper in die freie Grube dahinter sackte. Dann schüttete sie den Boden wieder darauf und trampelte alles etwas fest. Die Zeit würde das erledigen. Doch die frisch ausgehobene Grube war weithin zu sehen. Sie hatte einen großen Findling an die Seite gelegt um so zu tun, als habe sie diesen gerade ausgegraben. Doch es dabei zu blassen, war ihr zu heikel.

Behände schwang Lisa sich wieder auf den Sitz des Traktors und startete den Motor, der knatternd wieder seinen Dienst verrichtete. Sie nahm Maß auf die erste Spur und senkte die Pflugscharen hinunter. Nach und nach zog sie ihre Bahnen über das Feld. Die frisch ausgehobene Erde verschwand unter den Pflugscharen und wurde zu einer völlig normalen Furche. Für heute hatte sie sich vier Felder vorgenommen, damit es nicht auffiel, dass dieses das einzige Maisfeld war, dass bereits gepflügt war. Bald würde Gras darüber wachsen. Im wahrsten Sinne des Wortes.



"Wie wird sie heißen? Habt ihr euch schon etwas ausgedacht?", fragte Lisa fasziniert und schlürfte ihren Tee. Maria sah sie an und strich sich über den Bauch. "Ich weiß doch erst seit 14 Tagen, dass sie ein Mädchen wird. So schnell geht das nicht. Aber ich finde Lara toll. Aber das diskutiere ich noch mit Olaf. Ich wette wir ändern das noch 1000 Mal." Sie lächelte ihre kleine Schwester sanft an. Es tat gut zu wissen, dass ihrer Tochter nie das gleiche passieren würde.

Mit 14 waren ihr Brüste gewachsen und er hatte das Interesse an ihr verloren. Doch was Lisa in den zwei Jahren hatte durchmachen müssen, sollte kein Mädchen der Familie je wieder mitmachen müssen. Viel zu lange hatten sie das Problem totgeschwiegen und versucht so zu tun, als sei nichts gewesen. Aber wenn sich bald noch ein Mädchen auf dem Hof befinden würde, sollte Tobias nicht wieder die Gelegenheit bekommen, noch einmal Hand an ein wehrloses Wesen zu legen.

Die beiden Frauen lächelten sich an und drückten sich feste. Als die Polizei aufgetaucht war, hatten sie all ihren Mut gebraucht, um das Geheimnis für sich zu bewahren. Der Fall wurde geschlossen. Keine Leiche, kein Mord. Alles, was von Tobias Kopf übrig war, waren kleine Splitter, in der Silage, welche genauso gut von ein paar Kaninchen herrühren konnten, die in den Mähdrescher geraten waren. Diese Fuhre würde nach dem Winter verbraucht sein. Dann war es endgültig vorbei.

2 Kommentare:

  1. Genial! Mit Donnerhall angefangen und ebenso aufgehört. Da treibst du uns 24 Tage lang genussvoll in den Wahnsinn, lässt uns hin und her torkeln, rätseln und verzweifeln, weißt dabei selbst das Ende ohnehin ja schon und freust dich einen Ast ab, weil wir alle daneben liegen. (Naja, ich... die anderen schweigen sich ja tot und misachten deine Mühen *böse durch die Gegend funkel*) Dabei könnte ich wetten, dass viele mitgelesen haben.

    Das Motiv ist durchaus nachvollziehbar. Und eine enge Geschwisterbeziehung führt eben manchmal auch zu so einer Komplizenschaft. Mit einem Schlag schwenkst du unsere Sympathie herum zu den Mördern und verleihst ihnen fast eine Tapferkeitsmedaille, weil sie so ein Schwein beseitigt haben. Und das, nachdem ich die ganze Zeit sicher war, dass irgendein unehrenhaftes Motiv dahinter steckt.
    Hut ab, Joe. Und vielen, vielen Dank. Das war ein großartiger Kalender. Ich wünsche Dir und deinen Lieben frohe Weihnachten. Den stummen Lesern auch. Aber dir besonders :)

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  2. Jetzt hab also auch ich es etwas verspätet geschafft dein neues buch zu lesen:) Ich finde dass das buch von der her sprache fast am weitesten gereift ist, aber nicht nur das ist wichtig sondern auch der inhalt und ich muss dir sagen dass du die charaktäre wie immer sehr ausgeprägt hast.
    auch deine art wie du am ende alles umdrehst und alle überrascht, mag ich immer wieder. wie schon kayGee sagte lässt du den mörder am ende fast im einen guten licht stehen. du lässt sehr viel verständnis walten und überraschst uns damit.
    danke für das buch:)

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