Samstag, 21. Dezember 2013

Adventskalender 2013 - 21. Dezember

Dieses Kapitel ist teil des Adventskalenders 2013 - Die Übersicht findet ihr hier: Landsitten

Es war leicht gewesen, die Spritze vom Tierarzt zu bekommen. Gleich ein ganzes Bündel hatte er da gelassen, dass jetzt im Kuhstall im Materialschrank lag. Da sie nicht gezählt waren und auch keine Liste dabei lag, fiel überhaupt nicht auf, dass eine fehlte. Auf dem Hof, im Licht der Taschenlampe, drückte sie drei zwei Drittel des Mittels aus dem Kolben heraus und ließ es in einen Gulli laufen. Schließlich war die Gesamtmenge für eine Kuh von 500 Kilo gedacht und nicht für einen Menschen.

Die Dobermänner schwänzelten ein wenig um sie herum und hofften auf Leckerchen, die sie sonst oft dabei hatte. Sie zog drei Kleinigkeiten aus der Tasche und fütterte jeden der Hunde damit. Die Hunde hüpften auf und ab und verzogen sich dann wieder. Sie wussten, dass mehr nicht zu holen war.

Leise betrat sie das Haus. Sie stellte die Schuhe neben die Tür und ging hinauf ins Schlafzimmer. Der leise schnarchende Körper lag in seinem etwas zerwühlten Bett. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Wollte sie das wirklich tun? Doch was sie letzte Woche erfahren hatte, ließ ihr doch keine Wahl. Das durfte sich nicht fortsetzen. Niemals!

Sie fixierte seine Halsschlagader und hoffte, sie würde treffen. Wenn nicht, würde das ziemlich ausarten und unschön für sie ausgehen. Sie zog die Schutzkappe von der Nadel und stach zu und drückte sofort den Kolben herunter. Ein Aufjauchzen ließ Tobias aus dem Schlaf hochschrecken und er starrte sie an. "Du?", fragte er noch etwas tonlos. Dann fielen seine Augen auch schon wieder zu und er sank leblos auf dem Bett zusammen.

Zufrieden verstaute sie die Spritze in ihrer Hosentasche. Dann raffte sie seinen Körper zusammen und warf ihn sich wie ein Kalb über die Schultern. Zum Glück war Tobias ein kleiner Mann und eher drahtig als schwer gebaut. Er musste wohl um die 70 Kilo wiegen. Damit war er immer noch um einiges schwerer, als ein Sack Kraftfutter, doch für ein paar Meter würde sie das Stemmen können. Ein wenig Angst hatte sie vor der Treppe, doch auch das klappte reibungslos.

Sie schritt mit ihm über den Hof und aus dem hinteren Tor hinaus direkt auf den Feldweg, wo sie die Schubkarre geparkt hatte. Sie ließ den leblosen Körper hinein gleiten und machte sich dann auf den Weg. Es war ein knapper Kilometer zwischen den Feldern zurückzulegen. Hier würde mitten in der Nacht niemand vorbei kommen, hoffte sie. Und sie sollte recht behalten. Unbehelligt kam sie am Maisfeld an, dessen Ernte für den nächsten Tag geplant war. Das Wetter würde auch nichts anderes zulassen.

Mühelos glitt der Körper in das vorbereitete Loch. Es befand sich am Rand einer Fahrspur, so dass der Blick beim Fahren nicht direkt darauf fiel. Die lehmige Erde verdichtete sich gut um den leblosen Körper. Er würde nicht in der Lage sein, das aufzubrechen. Immer wieder trat sie mit den Füßen den Boden fest. Dann war das Loch voll und es ragte nur noch der Kopf heraus. Zufrieden betrachtete sie ihr Werk und stellte ebenso zufrieden fest, dass er noch atmete. "Nicht mehr lang! Nicht mehr lang...", flüsterte sie. Dann huschte sie davon.

1 Kommentar:

  1. Frauen können so brutal sein! Da wird ihm der Kopf abgetrennt, regelrecht zerhäckselt während er wahrscheinlich auch noch zusehen kann, wie die Maschine auf ihn zukommt.
    Schlau gelöst. Maria kann den Mähdrescher nicht fahren, muss sie aber auch gar nicht. Sie lässt ihn einfach fahren. Wenn es Maria ist. So einen Körper zu wuchten, ist nicht gerade einfach, auch wenn er für einen Mann recht klein ist. Ein Bauer hat Muskeln und die wiegen was. Und Maria ist schwanger. Lisa? Sie kann den Drescher fahren, sie hat Kraft, aber das Motiv ist noch nicht so wirklich klar.

    Und was ist mit dem Rumpf im Boden? Der Kopf mag zwar abgetrennt sein, aber die Schnittstelle wird noch sichtbar sein. Die Klingen sind zwar schon dicht am Boden, aber doch nicht ganz unten. Und das Blut muss ganz schön herumgespritzt sein. Hat es inzwischen geregnet?

    Das Verzeihen könnte bedeuten, dass Tobias gesehen hat, dass sein Sohn fährt. Und Tobias wusste, dass nicht er ihn aus dem Bett geholt hatte. Also wusste er, dass sein Sohn ihn jetzt unwissentlich tötet. Mein Gott, Joe, da hast du dir ja wieder was einfallen lassen! :)

    AntwortenLöschen

Bitte beim Kommentieren höflich bleiben. Es gibt hier die Möglichkeit Anonym zu kommentieren, aber denke bitte kurz nach ob du das wirklich möchtest. Unterzeichne deinen Kommentar doch mit einem Pseudonym oder deinen Initialen, dass man weiß, welche Kommentare alle von dir sind. Oder noch besser, du nutzt nicht die Auswahl "Anonym" sondern "Name/URL" und lässt das Feld für die URL einfach frei. Dann wird dein Kommentar mit deinem selbst gewählten Namen angezeigt.

Vielen Dank.