Mittwoch, 18. Dezember 2013

Adventskalender 2013 - 18. Dezember

Dieses Kapitel ist teil des Adventskalenders 2013 - Die Übersicht findet ihr hier: Landsitten

"Sie macht gerade ihre Schularbeiten. Ist es wirklich wichtig?", hakte Lisas Mutter etwas pikiert nach, als die Kommissare auf der Matte standen. "Es wird nicht lang dauern.", versprach Gerrit höflich. Sie hatten im Auto notdürftig ihre Schuhe wieder auf Vordermann gebracht, so dass man ein Wohnhaus damit betreten konnte.

Frau Bergner seufzte. "Kommen Sie rein.", sagte sie etwas patzig, "Meine Tochter ist aber nicht in Schwierigkeiten?" Gerrit packte seinen Charme aus. "Es gibt keinen Grund das anzunehmen.", erklärte er etwas ausweichend. Bislang gab es keine Leiche, aber wenn je eine gefunden werden sollte, dann waren natürlich alle auf dem Hof erst mal unter Verdacht.

"Lisa, kommst du bitte runter?", rief sie nun hoch. "Gleich, Mama.", kam die Antwort. "Möchten Sie sich vielleicht setzen?" Frau Bergner deutete auf das große Sofa im Wohnzimmer. Die beiden Polizisten setzten sich und nickten der Frau freundlich zu. Es war Leuten immer extrem unangenehm, ungefragt die Polizei im Haus zu haben. Diese Familie bildete da keine Ausnahme. "Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?", fragte sie nun etwas unsicher. "Wasser, wenn es Ihnen nichts ausmacht.", sagte Gerrit höflich.

"Und zieh dir was an!", rief Frau Bergner die Treppe hinauf, als sie dort auf dem Weg zur Küche vorbei kam. Das fehlte noch, dass Lisa jetzt wieder in Unterwäsche auftauchte. Beim Abendessen hatte sie schon wieder nur eine Panty und ein Shirt getragen. Nicht gerade ein Aufzug in dem man mit der Polizei sprach. Wenig später kam Lisa die Treppe herunter geschlurft. Sie hatte sich ein weites T-Shirt und eine Trainingshose angezogen, wie Frau Bergner erleichtert feststellte.

"Die Herren sind im Wohnzimmer. Kannst gleich das Wasser mitnehmen. Und benimm dich!", mahnte ihre Mutter und drückte ihr Wasserflasche und drei Gläser in die Hand. Lisa nahm die Sachen und ging hinüber ins Wohnzimmer. "Guten Abend.", begrüßte man sich und stellte sich vor. Lisa goss sich ein Glas Wasser ein, schob den Männern die Flasche hinüber und lümmelte sich in einen Sessel, so dass sie den Männern gegenüber saß. "Es ist doch okay, wenn ich dich duze?", fragte Gerrit nach. "Hmklar.", nuschelte Lisa.

"Du arbeitest jetzt seit einer Weile auf dem Hof? Erklärst du mir, wie das dazu kam und wie das im Moment läuft? Wie oft bist du da?" Lisa zuckte die Schultern. "Ich war halt mit meiner Schwester immer da, wenn sie zu Olaf gefahren ist. Sie schaute zur Tür, ob ihre Mama sie wohl hören konnte. "Ich glaube ihr war das ganz recht, dass ich quasi der Anstandswauwau war.", kicherte sie leise. "Und dann hast du angefangen da zu arbeiten?" "Was hätte ich machen sollen, wenn ich da Stunden auf dem Hof war. Anfangs hab ich nur so rumgestöbert. Mich überall umgesehen und dann hat das mit dem Arbeiten ganz von allein angefangen. Ich liebe Tiere. Und auch wenn ich ein Mädchen bin faszinieren mich die Maschinen. Ich kann Traktor fahren wie jeder andere auf dem Hof auch. Ich hab sogar schon einen Führerschein für Landmaschinen gemacht. Wollen Sie ihn sehen?" Gerrit winkte ab. "Das glaub ich dir auch so."

"Du verdienst inzwischen richtig Geld dort?" Lisa nickte. "Offiziell sind es 10 Euro pro Stunde. Aber ich zähle meine Stunden da nicht. Manchmal ist viel zu tun, manchmal wenig. Olaf überweist mir aber immer das gleiche Geld. Dann hab ich Sicherheit."
"Wie viele Stunden arbeitest du denn dort?"
Sie überlegte kurz. "Viermal die Woche nach der Schule für je vier Stunden. Samstags acht. Sonntags drei. Also 27 Stunden. Aber das ist nur die Vereinbarung."

Martin nickte kurz amüsiert. Das Mädchen verdiente also über 1000 Euro im Monat. Der Betrag tauchte beim Finanzamt nicht auf. So in der Familie war das nicht wirklich illegal. Dennoch amüsierte es ihn, dass der Hof diesen Betrag verschmerzen konnte, ohne ihn als echten Arbeitslohn anzugeben und damit absetzen zu können. Versichert war das Mädchen vermutlich noch über die Eltern.

"Was kannst du uns denn über Tobias sagen, den Vater von Olaf. Warum ist er weg? Wo könnte er sein?", stieß Gerrit nun zum Kern vor. Lisa zuckte wieder die Schultern.

1 Kommentar:

  1. Lisas Aussage liest sich irgendwie, als wären Olaf und Maria doch noch nicht so arg lange verheiratet. Aber der Satz "Bisher blieb die Ehe kinderlos" impliziert, dass es durchaus schon Nachwuchs hätte geben können. Und einen Landmaschinenführerschein macht man auch nicht mal eben so nebenbei. Btw. kosten diese Führerscheine auch einen Haufen Geld. Dem Hof scheint es wirklich gut zu gehen. Und Lisa offenbar auch :) Das hilft mir jetzt nicht weiter.

    AntwortenLöschen

Bitte beim Kommentieren höflich bleiben. Es gibt hier die Möglichkeit Anonym zu kommentieren, aber denke bitte kurz nach ob du das wirklich möchtest. Unterzeichne deinen Kommentar doch mit einem Pseudonym oder deinen Initialen, dass man weiß, welche Kommentare alle von dir sind. Oder noch besser, du nutzt nicht die Auswahl "Anonym" sondern "Name/URL" und lässt das Feld für die URL einfach frei. Dann wird dein Kommentar mit deinem selbst gewählten Namen angezeigt.

Vielen Dank.