Dienstag, 26. November 2013

Tokio bei Nacht III

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

"Wo müssen wir jetzt lang?", fragte Nadja. "Den Autos folgen.", grinste Mary und schob das Handy wieder in ihre Tasche. Die Mädchen gingen an der Straße entlang. Einen Bürgersteig gab es nicht sondern nur einen matschigen Streifen, den sie zu vermeiden suchten. Langsam begann Nadja sich auch wieder wohler zu fühlen, denn die ersten Sonnenstrahlen lugten in der Ferne zwischen den Gebäuden durch und es wurde zunehmend heller.

"Geht die Sonne immer so früh auf?", fragte Mary scherzend. "Keine Ahnung, da schlaf ich sonst.", kicherte Nadja zurück. Es waren nur ein paar Minuten Fußweg und schließlich fanden sie sich unversehens in einem Strom von Einheimischen wieder, welche mit leeren Tüten und Taschen beladen waren oder Handkarren hinter sich her zogen. Nadja wies mit dem Kopf unauffällig auf eine ältere Dame, die sie gerade überholten. "Ich glaub wir sind nicht die einzigen, die auf den Markt wollen." "Was du nicht sagst." Mary knuffte sie kurz.

Es stellte sich heraus, dass sie besser eine Station vorher ausgestiegen wären, so hatten Sie den Markt von hinten erreicht und sich deshalb die schlammige Straße entlang quälen müssen. Jetzt standen sie vor einer unglaublich weiten Halle, aus welcher, wie aus einem Bienenstock, an allen Ecken Leute heraus kamen und wieder drinnen verschwanden. An einer Einfahrt rechts, wurden Autos eingelassen, die größtenteils leer waren. Die Waren waren wohl schon angeliefert. Jetzt kamen die Einkäufer hier an.

Am Eingang gab es ein Pförtnerhäuschen, an dem all die Leute, welche sie mit Tüten oder Karren überholt hatten, jetzt brav einen Ausweis zeigten und mit einer kurzen Verbeugung vom Pförtner durchgelassen wurden. Nadja kam ein etwas unangenehmer Gedanke. "Dürfen wir hier überhaupt einkaufen? Dürfen wir hier rein?", fragte sie Mary. Auch Mary hatte die Einlasskontrolle bemerkt. Auf diesen Gedanken war sie vorher nicht gekommen, einen Markt hatte sie für etwas öffentliches gehalten. Aber jetzt schien die Sache nicht mehr so klar zu sein.

"Probieren wir es.", schlug Mary vor und rief sich ihren kleinen Sprachführer auf dem Handy auf. Dann stellten sie sich in die Schlange und rückten langsam vor, während einer nach dem anderen vor ihnen eingelassen wurde. Als sie an der Reihe waren, probierte Mary es. Mutig las sie das Transkript des japanischen Satzes, den der Übersetzer ausgeworfen hatte, vor. Doch offensichtlich war die Aussprache unzureichend, denn der Pförtner sah sie etwas verstört an, rang sich aber ein Lächeln ab und antwortete auf japanisch, was die Mädchen wiederum nicht verstanden.

Mary probierte es und deutete nach drinnen und dann auf sich und Nadja und machte ein fragendes Gesicht. Hastig verbeugte sie sich noch kurz nach ihrer kleinen Gestenparade. Etwas unwirsch deutete der Mann auf ein Schild, welches ins Fenster gehängt war und auf dem neben Schriftzeichen auch Zahlen standen. "Ticket.", erklärte er jetzt. "Eintritt!", fuhr es Mary durch den Kopf und sie zückte ihre Geldbörse. Sie versuchte die Zahlen zu entziffern und legte einfach einen großen Schein hin. Sofort bekam sie routiniert das Wechselgeld und zwei Papierkärtchen. Dann schlüpften sie durch den Eingang hinein. Hintern ihnen in der Schlange war niemand unruhig geworden. Dennoch waren sie froh, den Betrieb nicht weiter aufzuhalten.

1 Kommentar:

  1. Verstehe, das ist die japanische Metro *grins* Da kommt man mit Ausweis rein. Oder die haben alle eine Monats- oder Jahreskarte. Außerdem meckern Japaner irgendwie nie in einer Schlange. Dafür sind sie wohl zu höflich.Da könnten wir uns mal eine Scheibe abschneiden. Wir müssen ja kein Dauergrinsen aufsetzen.

    AntwortenLöschen

Bitte beim Kommentieren höflich bleiben. Es gibt hier die Möglichkeit Anonym zu kommentieren, aber denke bitte kurz nach ob du das wirklich möchtest. Unterzeichne deinen Kommentar doch mit einem Pseudonym oder deinen Initialen, dass man weiß, welche Kommentare alle von dir sind. Oder noch besser, du nutzt nicht die Auswahl "Anonym" sondern "Name/URL" und lässt das Feld für die URL einfach frei. Dann wird dein Kommentar mit deinem selbst gewählten Namen angezeigt.

Vielen Dank.