Montag, 18. November 2013

Fotos vom Dach

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Es brauchte ein paar Minuten, bis Nadja bereit war, mit auf den Balkon zu gehen, doch die Aussicht belohnte sie vollends. Weder in Köln noch in Paris hatten sie von den Türmen eine solch klare Sicht gehabt. Man konnte tatsächlich, wie Mary prophezeit hatte, auf der einen Seite bis zum Meer sehen, während man auf der anderen Seite die Berge im Hinterland erahnen konnte.

Nach ein paar Minuten blendete Nadja einfach aus, wo sie sich befanden und traute sich sogar ein wenig näher ans Geländer. Mary fotografierte wie wild und machte damit auch den japanischen Touristen Konkurrenz, welche ebenfalls kaum zu bremsen waren und, genau wie Mary, die Bilder direkt per Internet versendeten. "Soll ruhig jeder neidisch werden daheim.", grinste sie und ging wieder zu Nadja, die den Ausblick auf natürliche Weise genoss, ohne in ihr Smartphone zu starren.

Nadja lächelte nur und hakte sich bei Mary locker ein. Dennoch krampfte die Hand immer noch ein wenig. "Du hast genug, hm?", fragte Mary und deutete zur Tür nach drinnen. "Ach, ich könnte noch stundenlang hier draußen bleiben.", grinste Nadja dämlich und steuerte bereits die Tür an. In der großzügigen Empfangshalle gab es einen vollgestopften Souvenierladen und auch ein kleines Kaffee.

"Das ist hier oben bestimmt höllisch teuer.", meinte Mary und machte eine Kopfbewegung in Richtung Kaffee. "Wir sind im Urlaub.", meinte Nadja nur, "Und ich lad dich ein." Damit gingen sie hinüber in den kleinen Imbiss und wurden von einer Bedienung an einem Tisch platziert, der zu Nadjas Wohlwollen, nicht direkt an der Kante war. "Hier lässt sichs aushalten.", grinste sie und streckte sich. Der Blick aus dem Fenster war ehrfurchtgebietend, aber das Schwindelgefühl blieb hinter der Scheibe und mit ein paar Metern Abstand zum Glück aus.

Wenig später hatten sie von der, eher auf Touristen ausgelegten, Speisekarte jeder einen Snack bestellt und ein Getränk dazu und waren umgerechnet fast 50 Dollar losgeworden. Dennoch ließen sie es sich schmecken. Mary hatte zwar drauf geachtet, sich auf der Reise nicht allzu sehr von Nadja aushalten zu lassen, doch in solchen Situationen war sie froh, dass es für ihre Freundin aufs Geld nicht ankam.

Nach dem Essen machte Mary noch fasziniert eine Runde über den Balkon, während Nadja drinnen wartete. Erst als der Aufzug wieder unten war und sie die Füße auf festem Boden hatte, normalisierte sich ihre Gesichtsfarbe wieder vollständig. "Jetzt sag mir, dass sich das nicht gelohnt hat.", bohrte Mary. "60 Dollar für zwei Aufzugsfahrkarten, 50 Dollar für zwei Colas und zwei Sandwiches? Ach was - ein Schnäppchen.", frotzelte Nadja zurück und konnte sich das Grinsen aber nicht verkneifen. Sie war froh, dass sie sich überwunden hatte.

1 Kommentar:

  1. Ohja, sie kann richtig stolz auf sich sein, unsere kleine Nadja. Und ich Sparfuchs hätte mich schon von den Preisen abschrecken lassen. Jaja, ich bin eine Spaßbremse.
    Aber dass Tokio teuer sein wird, war ja zu erwarten. Und sie können wenigstens ihr Leben lang daran zurückdenken, dass sie dort waren.

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