Freitag, 6. September 2013

Das läuft hier so

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Die Mädchen saßen vergnügt im Keller des Brauhauses an einem Tisch. "Solls schon was sein?", fragte der Kellner barsch, als er an den Tisch kam. Die Mädchen blätterten noch in den Speisekarten und Nadja half Mary beim Übersetzen. "Ich will ein Bier.", erklärte Mary und schaute zu Nadja. "Mädchen, du musst schon mich ansehen, wenn du bei mir bestellen willst.", motzte der Kellner Mary auf Englisch an.

Geschockt starrt Mary den Kellner an. Ein solches Verhalten hätte in einem Amerikanischen Laden dazu geführt, dass sie den Manager verlangt hätte. Doch hier fühlte sie sich wie gelähmt. Nadja grinste breit und sah den Kellner an. "Für mich bitte eine Limo.", sagte sie auf Deutsch. "Limo Limo. Das ist ein Brauhaus, kein Limotempel.", frotzelte der Kellner zurück und zückte den Block aus seiner Schürze. "Ich will trotzdem eine Limo.", beharrte Nadja ruhig. "Sprite oder Fanta?", bellte der Kellner zurück. Doch ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Mary saß mit offenem Mund da und schaute zwischen den beiden hin und her. "Fanta, bitte.", sagte Nadja.

Ohne ein Wort, nur mit einem knappen Kopfnicken, verschwand der Kellner wieder. "Was war das denn?", fragte Mary baff. "Ein Kellner?", fragte Nadja vergnügt. Der Kerl war unheimlich unfreundlich gewesen, doch sie hatte bemerkt, dass das nur Show war. Und irgendwie amüsierte sie diese Sorte des Service. Der Kellner kam zurück und trug in der Hand ein Gestell in dem sich ein Dutzend Biergläser befanden. In einer zweiten Reihe in der Mitte standen auch Limo, Wasser und Cola. "Hier, Liebelein, deine Limo.", sagte er zu Nadja und stellte das Glas hin. "Ich wollte doch nur ein Bier.", sagte Mary etwas perplex, als sie das Ding sah. "Meinst du, nur du willst was trinken, Süße.", lachte der Kellner sie aus und stellte ihr das Glas hin. Dann verschwand er.

Wieder starrte Mary im hinterher. "Er mag dich.", grinste Nadja und schaute wieder in die Speisekarte. "Was ist denn das für ein winziges Bierglas?", fragte Mary und drehte das kleine Stangenförmige Glas in der Hand. "Ist wohl hier so.", meinte Nadja schulterzuckend. Mary nahm einen großen Schluck. "Schau mal. Schon halb leer.", sagte sie etwas enttäuscht. "Nimmst du halt noch eins.", nickte Nadja zurück.

Sie blätterten weiter in der Speisekarte und Mary trank immer wieder an dem Bier. Es war lecker, doch schnell war es leer und sie stellte etwas enttäuscht das Glas wieder ab. Wie aus dem Nichts tauchte der Kellner auf und stellte Mary ein neues Glas hin. Mit einem dicken Bleistift malte er zwei Striche auf den Bierdeckel und wollte schon verschwinden. "Ich hatte gar nicht bestellt.", sagte Mary verdutzt. "Aber du wolltest doch noch eins.", sagte der Kellner und stellte damit keine Frage. "Ja.", gab Mary überrumpelt zu. "Bitte sehr.", sagte er flapsig und verschwand.

"Hat der sich vertan?", fragte Mary verdutzt. "Ich denke das läuft hier einfach so. Leere Gläser werden ausgetauscht." Sie deutete ein wenig in den Gewölbekeller und tatsächlich ging der Kellner scheinbar wahllos herum und tauschte Gläser aus. Mary besah sich das Schauspiel ein paar Augenblicke. Dann stupste Nadja sie an. "Ich hab Hunger. Such dir endlich was aus. Dann kannst du Löcher in die Luft starren, soviel du willst." Mary schaute kopfschüttelnd auf die Speisekarte und suchte sich schließlich etwas aus. Als sie die Karten zuklappten stand der Kellner erneut da und nahm die Bestellung auf.

3 Kommentare:

  1. :-D ich war das erste mal in einer Kölner Kneipe genauso schockiert. Heute amüsiert es mich. ;-) Sehr schön realistisch dagestellt!

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  2. Kölsch lecker????
    *wegduck und renn*

    Ich war noch in keiner Kölner Kneipe. Aber ich würde den Kellner wohl sprachlos anstarren.
    In Hamburg gibt es einen Brauereikeller, in dem so lange frisches Bier hingestellt wird, bis man den Deckel auf das Glas legt. Ist das in Köln so üblich?

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    1. Ja Kölsch ist ein sehr leckeres und süffiges Bier :D Sei schön artig.

      Die unfreundlichen Kellner gehen angeblich auf eine Tradition zurück, dass früher in den Brauhäusern die Braugesellen abends noch bedienen mussten, wozu die nach einem langen Arbeitstag natürlich keine Lust hatten und sie dementsprechend schlecht gelaunt waren. Heutzutage sind das natürlich Kellner wie alle anderen auch, aber diese Tradition der Patzigkeit wird aufrecht erhalten und schockiert immer wieder Touristen.

      Und in Köln ist es fast überall so, wie beschrieben. Wer ein leeres Glas hat, bekommt ein neues oder, wie du sagst, man legt den Deckel drauf.

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