Donnerstag, 15. August 2013

Gute Fahrt

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Mary hatte fest damit gerechnet, dass Marc etwas früher erscheinen würde. Doch die Uhr hatte sich Minute um Minute vorgeschoben. Endlich sprang das Display von 23:59 auf 00:00. Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. Sollte er tatsächlich nicht auftauchen. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. In ihrem Kopf war sie wenigstens tausend Mal durchgegangen, was sie mit ihm vorhatte und wie gut es werden würde, zu kommen, nachdem sie ihn herumkommandiert hatte und jetzt schien er nicht aufzutauchen.


Marc überlegte hin und her. Sollte er es auf einen offenen Streit mit Robert ankommen lassen? Er selbst wäre ohne ihn niemals auf die Idee gekommen den Sommer in Europa zu verbringen. Und eigentlich konnte er sich das auch kaum leisten. Ein satter Batzen seines Collegegeldes ging dafür drauf und er hatte seine Eltern angelogen, dass Roberts Eltern das bezahlen würden. Wenn er zurück war, musste er sich dringend für die zweite Hälfte des Sommers einen Job suchen um das Geld wieder aufzutreiben.

Bisher hatte die Tour allerdings großen Spaß gemacht und sie hatten viel gefeiert, gekifft und so viel von Europa gesehen, wie er es sich vorher nicht hätte träumen lassen. Die Interrail-Tickets waren einfach grandios. Man konnte einfach in den Zug steigen und durch den Kontinent reisen. Das dauerte zwar viel länger als Fliegen, vor allem weil sie sich nicht die Variante geleistet hatten, welche die Benutzung der Hochgeschwindigkeitszüge erlaubte, aber dafür kostete auch das ganze Ticket für einen Monat kaum halb so viel, wie ein einziger Flug.

Robert sah ihn immer noch fordernd an. "Versetz die Schlampe und komm mit mir nach Köln. Oder nach Amsterdam.", forderte Robert noch mal. Und versöhnlich fügte er an: "Darfst auch aussuchen wohin." Marc atmete tief durch. Dann schüttelte er langsam den Kopf. "Nein. Ich bleibe hier. Wenn du heute schon weg willst, hau halt allein ab. Ich komme morgen nach.", sagte er fest. Ein offener Mund war die Reaktion. Robert war immer der, der die Pläne machte und Marc derjenige, der begeistert hinterher trottete. Dass er etwas komplett abgelehnt hatte, war noch nicht vorgekommen.

"Du lässt mich hängen?", fragte Robert baff. "Du lässt mich hängen!", entgegnete Marc kühl. "Ich hab doch gesagt, wir besorgen dir ne neue Schlampe in der nächsten Stadt." Doch Marc schüttelte weiter den Kopf. "Ich bleibe heute Nacht noch hier.", entschied er und ließ mit seinem Tonfall keinen Zweifel daran, dass er das endgültig meinte. Robert nickte langsam mit dem Kopf. "Dan sieh mal zu, wo du pennen kannst. Ich werde jetzt meine Tasche holen und um 10:02 am Gare du nord den Zug nehmen. Und vorher das Zimmer auschecken."

Marc gab sich unbeeindruckt. "Gute Fahrt. Wir sehen uns in Amsterdam.", sagte er ruhig und ging noch einmal zum Frühstücksbuffet.

1 Kommentar:

  1. Da wird ja jetzt schon ein Prinzipienreiten draus. Robert will auf gar keinen Fall nachgeben, weil sein Freund bisher immer mitzog. Und nun auf einmal hat Marc eigene Wünsche? Und will die auch noch durchsetzen? Klar, Robert macht ein Machtspielchen draus. "Sieh doch zu, wo du bleibst"...
    Wenn der auch nur ansatzweise eine Ahnung hätte, wo Marc zu bleiben gedenkt :) Aber Zuhören ist ja nicht wirklich Roberts Stärke.

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