Freitag, 16. August 2013

Die halbe Rechnung

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Mary starrte enttäuscht auf die Uhr. Inzwischen war es fünf Minuten nach Mitternacht und immer noch war da ersehnte Klopfen nicht gekommen. Um zwei Minuten nach Zwölf hatte sie sich noch ausgemalt, dass sie ihn als erstes gleich für die Verspätung bestrafen könnte, doch je weiter die Uhr vorrückte, desto mehr verbreitete sich das Gefühl, dass er überhaupt nicht kommen würde. Sie rannte zum Fenster um hinaus auf die Straße zu sehen. Vielleicht stand er unten doch vor der verschlossenen Tür?

"Du bleibst wirklich hier?", giftete Robert überrascht und sah Marc feindselig an. Dass er für ein Mädchen bereit war, sich, wenn auch nur einen Tag, von ihm zu trennen, überraschte ihn und traf ihn mehr, als er gedacht hätte. "Das habe ich doch gerade gesagt. Und du kannst ja gern auschecken. Ich finde schon was, wo ich die Nacht verbringen kann. Vielleicht komme ich sogar mit dem Nachtzug nach. Ich muss mal auf den Fahrplan gucken.", erklärte Marc völlig ungerührt.

Robert schnaufte. "Dann bis Morgen.", sagte er stumpf und stapfte davon und ließ Marc am Tisch sitzen. Der aß genüsslich sein Frühstück auf und blickte aus der Tür hinaus zur Rezeption. Hier sprach man wenigstens leidlich englisch, aber verstehen konnte er trotzdem nicht, was dort gesprochen wurde. Er sah aber, wie Robert Geld zückte. Offensichtlich bezahlte er tatsächlich das Zimmer.

Gelassen lehnte er sich zurück. Die Erfahrung hatte gelehrt, dass das Zimmermädchen nicht vor Mittags kam. Also hatte er noch jede Menge Zeit seine Sachen aus dem Zimmer zu holen und den zweiten Schlüssel abzugeben. Er würde sich am Bahnhof ein Schließfach nehmen und die Tasche dort einschließen. Dann brauchte er sie nicht den ganzen Tag herum zu tragen. Für den Tag würde er schon ein paar Aktivitäten finden und um Mitternacht pünktlich bei Susan sein. Vielleicht durfte er heute ja auch bei ihr schlafen. Ansonsten, falls sie ihn wieder rauswarf, war es immer noch übel warm in der Stadt und eine Nacht im freien wäre sicherlich keine besondere Unbequemlichkeit. Den Sex, den er dafür erleben würde, war sie jedenfalls wert.

"Ju lief nau tuu?", hakte der Concierge nach, als Robert mit seiner Tasche herunter kam und den Schlüssel auf den Tresen legte. Marc bestätigte und der Concierge schob ihm lächelnd eine Rechnung herüber. Marc studierte das Papier verdutzt und musste heftig schlucken. Er stellte fest, dass Robert nur die halbe Rechnung beglichen hatte und wohl erzählt hatte, die zweite Hälfte hätte von ihm zu kommen. Sie hatten vier Nächte zu je 41 Euro in Paris verbracht. 84 Euro wies die Rechnung als offenen Betrag aus.

1 Kommentar:

  1. Tjaja, da entpuppen sich wahre Freunde. Es ist echt kleinkariert von Robert, nur die Hälfte zu zahlen und ein feiger Schlag von hinten gegen Marc nur weil Robert sich versetzt fühlt. Albern, kindisch und keineswegs erwachsenes Verhalten. Und schon gar nicht freundschaftlich!

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