Samstag, 3. November 2012

Noctambule III: Bereit...

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Nun waren Sergej und Miriam endlich alleine. Mit Miriam auf den Armen ging Sergej in die Hocke, ließ sie so behutsam wie es nur möglich war, auf das Lager sinken und schob sich sitzend so neben sie, dass er ihren Oberkörper in seinen Armen halten konnte. Miriam war kreidebleich von der Anstrengung des Tages, doch ihr Gesicht leuchtete noch immer vor Aufregung.


"Nun seid Ihr meine Frau, Madame Komarov." raunte Sergej in ihr Ohr und lächelte über die kleine Gänsehaut, die seine Worte bei ihr auslösten. Mit noch immer ungläubigem Staunen nickte sie und schmiegte ihren Kopf an seine Brust.
"Ich liebe dich so sehr." murmelte sie, hob den Blick und betrachtete intensiv sein schönes Gesicht. Sergej konnte kaum antworten, so heftig drückte der Kloß in seinem Hals. Diese kleine, tapfere Frau in seinen Armen musste noch immer gegen unsägliche Schmerzen kämpfen und erneut konnte er das Fieber spüren, das ihren Körper erhitzte.
"Und ich kann es kaum ertragen, dich so leiden zu sehen. Das wäre so unnötig, mein Engel." antwortete er mit rauer Stimme. Miriam atmete tief ein und stieß die Luft mit einem zittrigen Seufzer wieder aus. Sie hatte kurz die Augen geschlossen, doch als sie wieder zu ihm aufsah, lagen Unsicherheit und sogar etwas Angst in ihrem Blick. Sergej legte fragend den Kopf schief.
"Wird es weh tun?" fragte Miriam fast flüsternd. Sergej schluckte mühsam. Wie gerne würde er jetzt lügen und verhindern, dass sie nun Angst bekommen und einen Rückzieher machen würde. Doch ihr banger Blick, der fast flehend und doch so vertrauensvoll an seinem Gesicht hing, ließen keine Lüge zu.
"Ja." presste er daher mühsam heraus und streichelte sanft ihre Wange. Miriam schloss wieder die Augen. Sergej wartete schweigend. Er wollte sie nicht drängen und ihr auch nicht seinen Herzenswunsch aufdrängen. Sie musste ganz alleine entscheiden, ob sie ihr Leben komplett ändern oder lieber menschlich bleiben wollte. Würde sie sich dazu entscheiden, nicht verwandelt zu werden, musste sie wohl auch in Kauf nehmen, dass sie ihre Hände nie wieder würde benutzen können.
Das Laudanum hatte bereits an Wirkung verloren und ein neuer Schmerzschub ließ Miriam das Gesicht verziehen. Ihr unterdrücktes Stöhnen und der schnelle, fast hektische Atem, mit dem sie den Schmerz wegzuhecheln versuchte, brachten Sergej beinahe um den Verstand. Zum einen wollte er um jeden Preis ihre Schmerzen lindern, doch er konnte sie nicht verwandeln, solange ihr Blut mit dieser Droge zu stark infiziert war. Das hätte lediglich ihn vergiften, nicht aber Miriam retten können. Ein neuer Schweißfilm bildete sich auf ihrer Stirn, die er sacht mit den Fingern abwischte. Schließlich nickte Miriam mit geschlossenen Augen langsam.
"Ich.. ich wollte immer.. so sein wie du." keuchte sie verzerrt. "Ich will es, Sergej. Ich will es. Aber ich habe Angst." Als sie ihre Augen öffnete, sah sie die tiefe Sorge in seinem Blick und hätte nur zu gerne, die Hand gehoben, um ihn zu streicheln. Stattdessen lächelte sie trotz ihrer Angst tapfer.
"Aber lieber die schmerzhafte Verwandlung als dich nie wieder streicheln zu können." murmelte sie schwach. Sergejs Augen leuchteten kurz auf und ein kleines Lächeln zuckte in seinen Mundwinkeln. Er beugte seinen Kopf über ihr Gesicht und hauchte einen zärtlichen Kuss auf ihre heißen Lippen.
"Du wirst schneller und stärker sein als je zuvor, mein Engel. Du wirst nie wieder krank werden, wenn du nicht gerade das Falsche zu dir nimmst. Aber du wirst töten müssen. Bist du sicher, dass du das kannst und willst?" Seine Frage war sehr eindringlich. Miriam hob den Kopf leicht, um ihn noch einmal zu küssen. Sie hatte lange darüber nachgedacht, nachdem sie so unbedacht ihren Wunsch damals zum ersten Mal geäußert hatte. Doch wenn Anya, die in ihren Augen immer so liebevoll und sanft war, töten konnte um zu überleben, dann würde sie das auch können. Und schließlich hatte Anya sie ja auch beruhigt und ihr gesagt, dass ihre neugewonnenen Instinkte sie sogar dazu treiben würden.
"Ich kann und will es. Ich liebe dich." erklärte sie, obwohl ihr Inneres vor Angst bebte. "Ich.. bin bereit."

1 Kommentar:

  1. So nun endlich!!

    Er hat ja lang genug gewartet damit. Und ich finde es fair, dass er ihr jetzt noch die Gelegenheit gibt es sich anders zu überlegen.

    Allerdings ist eigentlich auch klar, dass sie vor diesem Hintergrund nicht anders entscheien kann. Nicht zuletzt, da sie ja, genau wie Any, keine wirkliche Wahl hat und auch keine Ahnung, was da auf sie zukommt.

    Sergej wird ihr die Hand halten, während es weh tut. Und mit Schmerzen hatte sie ja nun lang genug zu tun.

    Ich bin gespannt... :) Vor allem, welche Auswirkung, das auf die Sanghieri haben könnte.

    LG
    Joe

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