Freitag, 2. November 2012

Songgeschichte: The Eagles - Hotel California

Ich hatte hier vor längerer Zeit mit einem Projekt angefangen.
Viele Lieder erzählen eine Geschichte. Manche davon eine, die es lohnt vielleicht auch etwas ausführlicher erzählt zu werden. Genau diesem Thema sind hier die Songgeschichten gewidmet.

Diese Geschichte war bei ihrer Veröffentlichung als Gewinnspiel ausgelegt. Ich hatte nicht verraten, um welchen Song es sich handelt.

Nun aber wird es hier ganz offen hingeschrieben. Viel Spaß mit meiner Interpretation von Hotel California von den Eagles aus dem Jahr 1974. Ich habe mich dabei an der alternativen Deutung orientiert, dass der Text eine Metapher des Drogenkonsums ist.

Liebe Grüße

Joe Nevermind
Euer Geschichtenblogger



Müde hob ich den Blick über das Lenkrad. Schlagartig riss ich die Augen auf und steuerte ruckartig meinen Wagen von der Gegenspur. Sofort war ich wieder hellwach und starrte in die endlose Dunkelheit vor mir. Ich hatte bereits das Verdeck herunter geklappt, damit die kühle Nachtluft mir durch die Haare strich. Eigentlich hatte ich gehofft, der Müdigkeit auf diese Weise noch ein wenig länger entgehen zu können. Doch auch dieser Trick schien nun endgültig seine Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben.

Ich schaute mich um. Links und rechts von mir war nichts als die endlose Weite der Wüste. Nachts war es hier verflucht kalt. Nicht zuletzt deshalb hatte die Nachtluft auch einen so angenehmen Effekt gehabt. Doch nun war es endgültig soweit. Beim nächsten Mal wäre das Schicksal vielleicht nicht so gnädig, mich aufwachen zu lassen, bevor mein Wagen gegen einen Stein prallte oder ein entgegenkommendes Auto. Ich brauchte jetzt definitiv ein Bett.
Doch hier in der Wüste im Auto zu kampieren, war nicht die beste Idee. Ich hatte keine Decke im Wagen und so würde es mir nachts viel zu kalt werden, und wenn ich den Motor laufen ließe, säße ich hier in ein paar Stunden vermutlich ohne Sprit fest.

Noch während ich überlegte, wie ich wohl am besten die Nacht verbringen könnte, ohne jämmerlich zu frieren, strich ein feiner Duft in meine Nase. Eine süßlicher Geruch in den sich etwas leicht Herbes mischte. Als ich noch überlegte, was das wohl sein könnte, erschien in der Ferne ein fahles Licht. Ich griff fester ans Lenkrad und konzentrierte mich, um auf keinen Fall jetzt in einen anderen Wagen zu prallen, doch das Licht entpuppte sich als genau das, was ich brauchte: Ein kleines Motel am Rande der Straße.


Beschwingt von dieser Entdeckung gab ich noch einmal richtig Gas und stand wenige Augenblicke später auf dem Parkplatz. Hier gab es keine Beleuchtung und so konnte ich nicht recht erkennen, welchen Eindruck das Gebäude machte. Alles was ich im Licht meiner Autoscheinwerfer gesehen hatte, war, dass es offensichtlich frisch gestrichen war. Alles war schön bunt und leuchtete mir sogar im fahlen Licht des Mondes noch farbig entgegen. Ansonsten war nichts zu erkennen. Nur ein einziges Licht leuchtete. Das hinter der Eingangstür. Die restlichen Fenster lagen wie schwarze Spiegel vor mir.
Ich betete, das Licht möge nicht nur eine vergessene Beleuchtung gewesen sein, und dass hier wirklich noch jemand wach wäre, oder ob überhaupt jemand da wäre. Mutig ging ich auf die Tür zu und drückte sie auf. Leicht gab sie nach und eine kleine Glocke, die man über die Tür gehängt hatte, verkündete mein Eintreten. Mit ihrem scharfen Bimmeln zerriss sie dabei die Stille der Nacht.
Irritiert schaute ich mich in dem winzigen Rezeptionsraum um. Der Tresen war unbesetzt. Dahinter lag ein Durchgang, gleich einem schwarzen Loch, da der Flur, oder was auch immer dahinter lag, nicht beleuchtet war. Dieser kleine Raum war auch die Quelle des Lichtes gewesen, dass ich aus dem Auto gesehen hatte. An der anderen Seite des Raumes war ein kleines Fenster. Von der Decke hing eine einfache Glühbirnenfassung mit einer trüben Funzel darin. Ein Sessel stand in der Ecke, dessen Polster man wohl vor längerer Zeit mehrfach mit Klebeband ausgebessert hatte, doch auch dies schien man aufgegeben zu haben und so quoll die Füllung einfach heraus. Der leicht klebrige Boden gab mir den Rest und ich beschloss doch lieber noch ein Stück zu fahren und zu versuchen, mich in meine Jacke gehüllt auf dem Rücksitz der Kälte der Nacht zu widersetzen. So lange war es gar nicht mehr, bis die Sonne aufgehen würde. Außerdem schien hier sowieso niemand wach zu sein.

Gerade als ich meine Hand an den Türgriff legte, hörte ich ein Geräusch hinter mir. Ich erschrak und fuhr schlagartig herum. Hinter dem abgenutzten Tresen, im Durchgang, stand eine junge Frau. Hinter ihr war alles immer noch pechschwarz. Sie musste sich durch das Dunkel ihren Weg gebahnt haben. Sie sah allerdings keineswegs so aus, als wäre sie gerade aus dem Bett geholt worden. Sie war schick angezogen und machte eher den Eindruck, als käme sie von einer Party. "Wolltest du schon gehen?", fragte sie sanft und sah mich mit ihren dunklen Augen an. Ich musste unwillkürlich schlucken. Was für ein himmlisch schönes Gechöpf in dieser verkommenen Umgebung. "Ich brauche ein Bett für die Nacht.", stammelte ich hervor. Sie nickte und lächelte charmant. Dann legte sie mir einen Zettel auf den Tresen. "Trag dich hier doch bitte ein. Dann zeige ich dir dein Zimmer."

Wie automatisch füllte ich das Anmeldefomular aus, unterschrieb und schob es ihr zurück. "Komm.", sagte sie nur. Während ich geschrieben hatte, hatte sie eine Kerze angezündet und ging nun wieder auf den dunklen Eingang zu. Ich sah sie etwas panisch an, doch sie war bereits hindurch und würde im nächsten Augenblick von der Finsternis veschluckt werden. Ich gab mir einen Ruck, ging um den Tresen und folgte ihr in die Dunkelheit.
Die Kerze flackerte leicht und so warfen wir beide gespenstische Schatten an die Wände des Flurs, den wir so entlang gingen. Hier drin war es angenehm warm und dunkel. Das Adrenalin, welches bei dem kurzen Schreck vorhin in mein Blut geschossen war, verlor nun seine Wirkung und ich konnte spüren, wie ich wieder müde wurde. Noch viel mehr als vorher im Wagen, fielen mir nun die Augen zu und immer wieder vermischte sich das Bild ihres flackernden Schattens mit tiefem Schwarz.
Bevor mir die Augen endgültig zufielen, glaubte ich leise Stimmen zu hören, die aus den Wänden zu kommen schienen: "Ist es nicht schön hier?" "Sie ist so schön!" "Es ist wunderschön hier.", flüsterten sie leise. "Es sind noch viele Zimmer frei." "Es sind immer viele Zimmer frei!" "Komm jederzeit vorbei!" Dann trug es mich hinweg.


Sie steht auf teuren Kram. Ständig braucht sie neue Sachen, vor allem Schmuck! Inzwischen habe ich ihr sogar meinen Mercedes überlassen. Mein Leben mit ihr ist völlig aus der Bahn gelaufen. Es ist eine einzige Party geworden. Sie hat nicht nur mich, sondern auch noch viele andere hübsche Jungs, die sie ihre Freunde nennt. Es ist mir auch egal, wie das mit denen ist. Wir feiern hier einfach immer weiter, es scheint nie aufzuhören. Ständig sind Leute im Hof. Alles ist mit Fackeln beleuchtet und im flackernden Licht tanzen sie zur hastigen Musik und schütteln ihre Körper, welche in der Sommersonne schwitzen. Manche tanzen um sich zu erinnern, andere um alles zu vergessen.
Ich lasse mich auf einen Stuhl fallen und winke dem Kellner. Er bringt mir ein Glas Wein und lächelt. "So eine Stimmung hatten wir hier seit '69 nicht mehr."

Ich trinke und ich sacke auf meinem Stuhl zusammen. Ich döse ein und dann wecken mich die leisen Stimmen wieder. Sie scheinen von weit weg zu kommen und sie sind immer da! "Ist es nicht schön hier?" "Sie ist so schön!" "Es ist wunderschön hier!", flüstern sie leise. "Es sind noch viele Zimmer frei!" "Komm jederzeit vorbei!"


Ich lag auf dem Rücken auf dem Bett und starrte in den Spiegel an der Decke. Mein Gesicht war grässlich entstellt. Eine fiese Fratze grinste mir debil entgegen und ich brauchte ein paar Sekunden um festzustellen, dass dies tatsächlich mein Gesicht war. Ich nippe an dem rosa Sekt, der im Eiskübel neben dem Bett steht. Ihr Gesicht hebt sich. Sie lächelt mich an, wischt sich den Mund ab und nimmt ebenfalls ihr Glas. "Wir sind hier alle gefangen. Wir wollen es doch nicht anders."

Draußen kann man hören, wie die Party weitergeht. Der wummernde Bass erschüttert das ganze Haus und selbst auf dem Bett kann ich ihn spüren Ich will hinaus zu den anderen.
Ich hörte das Klirren der Messer. Schüsse zerrissen die Stille der Nacht. Doch der Kampf schien ewig weiterzugehen. Niemals verstummen die Schreie der Bestie. Diesen Kampf kann man nicht gewinnen.

Das letzte woran ich mich erinnerte, war der dunkle Korridor. Ich stürzte hinaus ins fahle Licht des kleinen Rezeptionsraumes mit dem abgenutzten Tresen, dem kaputten Sessel und der Glühbirne, die von der Decke hing. Weg von dem dunklen Eingang. Weg von den flüsternden Stimmen, die mich zurückziehen wollten in die Finsternis.

Hinter dem Tresen stand der Nachtportier. Er schaute mich etwas verdutzt an. "Ganz ruhig, Junge." Ich hechle und lasse mich in den kaputten Sessel fallen. "Machen Sie doch bitte meine Rechnung fertig. Ich möchte gehen." "Entschuldigung. Sie können hier nicht hinaus. Dies ist nur ein Eingang.
Sie können natürlich auschecken, wenn sie das möchten. Aber sie können nicht hinaus."



Songtext

On a dark desert highway, cool wind in my hair
Warm smell of colitas, rising up through the air
Up ahead in the distance, I saw a shimmering light
My head grew heavy and my sight grew dim
I had to stop for the night
There she stood in the doorway;
I heard the mission bell
And I was thinking to myself,
"This could be Heaven or this could be Hell"
Then she lit up a candle and she showed me the way
There were voices down the corridor,
I thought I heard them say...

Welcome to the Hotel California
Such a lovely place (Such a lovely place)
Such a lovely face
Plenty of room at the Hotel California
Any time of year (Any time of year)
You can find it here

Her mind is Tiffany-twisted, she got the Mercedes bends
She got a lot of pretty, pretty boys she calls friends
How they dance in the courtyard, sweet summer sweat.
Some dance to remember, some dance to forget

So I called up the Captain,
"Please bring me my wine"
He said, "We haven't had that spirit here since nineteen sixty nine"
And still those voices are calling from far away,
Wake you up in the middle of the night
Just to hear them say...

Welcome to the Hotel California
Such a lovely place (Such a lovely place)
Such a lovely face
They livin' it up at the Hotel California
What a nice surprise (what a nice surprise)
Bring your alibis

Mirrors on the ceiling,
The pink champagne on ice
And she said "We are all just prisoners here, of our own device"
And in the master's chambers,
They gathered for the feast
They stab it with their steely knives,
But they just can't kill the beast

Last thing I remember, I was
Running for the door
I had to find the passage back
To the place I was before
"Relax, " said the night man,
"We are programmed to receive.
You can check-out any time you like,
But you can never leave! "

1 Kommentar:

  1. Auch wieder sehr schön umgesetzt und fesselnd von Anfang bis zum Ende. Auch ohne dem Hintergrund, dass es sich hierbei ja eigentlich um eine Nacherzählung handelt, ist es schön geschrieben, es bleibt spannend und zieht einen in den Bann :-).

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