Samstag, 20. Oktober 2012

Noctambule III: Endlich etwas tun!

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Die blonden Haare seines Sohnes schimmerten im Kerzenlicht wie die seiner Mutter und brachten Armand unwillkürlich zu einem stolzen Lächeln. Einmal mehr überrollte ihn unbändiger Stolz bei dem Anblick der Beiden. Wenn die Situation es nicht ergab, dass er Anya im Arm halten konnte, während sie das Baby stillte, setzte er sich gerne ihnen gegenüber hin und beobachtete die stumme Kommunikation, die er wohl nie so intensiv mit seinem Sohn würde halten können. Dies hier gehörte zu dem Wunder des Mutterdaseins, das sich ihm nicht erschließen konnte, doch Armand war nicht neidisch, sondern gebannt und fasziniert.


Anya hatte ihre anfängliche Unsicherheit inzwischen verloren, ihre Griffe wurden sicherer und fester und wenn sie Raoul wusch und abtrocknete, begann sie versunken mit ihm zu spielen. Aber jetzt hatte das Kind die Augen geschlossen und kämpfte noch im einsetzenden Schlaf gegen die Müdigkeit an, um weiter trinken zu können. Letztendlich aber gewann der Schlaf, der kleine Mund ließ die mütterliche Brust los, die geballte Faust sank entspannt herunter und das Elternpaar konnte den tiefen Zügen des eingeschlafenen Kindes lauschen.

Anya hob den Blick zu Armand und musste sofort über den faszinierten Blick lachen. Damit weckte sie Armand aus seiner versunkenen Beobachtungshaltung und er hob schmunzelnd den Kopf. Seine schwarzen Augen glitten über ihr kleines Gesicht, blieben an ihren blauen Augen hängen und bohrten sich mit der üblichen Intensität in ihr Inneres. Lange sahen sich die Beiden einfach nur an, dann löste Armand sich mit einem tiefen Durchatmen, beugte sich vor und strich seinem Sohn zart über die kleine Stirn.
"Ich habe den Eindruck, dass er gewachsen ist, kann das sein?" fragte er leise. Anya nickte zögernd und folgte mit dem Blick der großen Hand unter der das Kind fast zu verschwinden schien.
"Ja, ich auch. Hast du gesehen, dass er uns nun ganz gezielt ansieht? Er erkennt uns und er lacht bereits. Meine kleinen Geschwister haben dafür viel, viel länger gebraucht." antwortete sie lächelnd. Armands Hand hob sich und strich nun über die kurzen, zerzausten Haare Anyas, die zwar bereits deutlich nachgewachsen waren, aber noch sehr lange brauchen würden, bis sie wieder die Länge haben würden, die Armand so sehr liebte. Jedes Mal bei dem Anblick des kurzen Schopfs kam erneuter Zorn auf George hoch, der Anya so zugerichtet hatte.
"Er ist eben mein Sohn! Er ist frühreif." grinste Armand nun mit väterlichem Stolz. Anya lachte leise auf und schmiegte ihre Wange in seine Hand. Sie liebte diese leisen, sehr innigen Gespräche mit Armand, doch in ihrer Sorge um Miriam brannten ihr die Fragen auf der Seele.
"Was hat der Arzt gesagt, Armand, dass du so besorgt wirkst?" Armands Hand blieb an ihrer Wange liegen und er genoss das warme Gefühl ihrer seidigen Haut. Doch er seufzte dabei und sein Gesicht wurde wieder ernst.
"Sie wird süchtig nach den Tropfen. Ich habe es befürchtet, denn ich hörte schon von diesem Zeug." Anya runzelte die Stirn und schloss kurz nachdenklich die Augen, ihre Wange noch tiefer in seine Hand drückend.
"Ist das denn so schlimm? Ist es nicht viel wichtiger, dass sie wenig Schmerzen leiden muss, bis sie wieder gesund ist?" Vorsichtig schlug sie die Augen auf und schaute suchend in sein Gesicht. Gerade hatte sie deutlich gemacht, dass sie ihre Freundin bewusst in eine Sucht gleiten ließ. Würde Armand das verurteilen? Doch zu ihrer Überraschung erkannte sie Zustimmung in seinen Augen und Freude über eine weitere Gemeinsamkeit in ihrer beider Denken brodelte in ihr auf.
"Das denke ich auch, Kleines. Das Problem ist nur, dass der Doktor meint, sie würde nicht mehr gesund." er machte eine kurze Pause, in der er das erschreckte Einatmen Anyas deutlich hören konnte. "Er will ihre Beine und Hände amputieren." raunte Armand leise. Anya riss den Kopf hoch und starrte ihn erschreckt an.
Ungläubige Panik machte sich in ihr breit während Armands Hand zu dem schlafenden Kind sank, das kleine Fäustchen vorsichtig in die Handfläche nahm und mit dem Daumen über die winzigen Finger strich.
"Das dürfen wir nicht zulassen! Sergej muss endlich, endlich etwas tun!" flüsterte Anya schockiert. Armand nickte, doch sein Blick blieb an Raoul hängen, als wäre er völlig versunken in das Streicheln der kleinen Faust.
"Das wird er, Kleines. Aber er will unbedingt Miriams Wunsch umsetzen. Deshalb sucht er heute Nacht noch nach einem Priester, der bereit sein wird, ihn mit Miriam zu verheiraten." Anya war erleichtert. Sie begrüßte Sergejs Schritt sehr, denn auch sie wusste um diesen dringenden Wunsch Miriams. Seufzend beobachtete sie die großen Finger Armands, die mit der entspannten Hand ihres Sohnes spielten.

1 Kommentar:

  1. Na also. Sergej hat sich also entschlossen, das richtige zu tun!

    Endlich die Bestätigung. Ich hoffe nur, er findet schnell einen Priester, der ihm den Wunsch erfüllt. Aber ich glaube nicht, dass es allzu problematisch sein sollte, jemanden zu finden, der zwei Liebende einander verpricht.

    Und schön, dass so langsam in Anyas und Armands Beziehung die Normalität einkehrt. Schön zu sehen, wie er seine Vaterfreuden und den Stolz genießt.

    Ihr Leben warj a bislang schon turbulent, der kleine ist noch keinen Monat alt und hat es schon durcheinander gewirbelt. Ich bin gespannt, was er noch für seine Eltern auf Lager hat.

    LG
    Joe

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