Donnerstag, 25. Oktober 2012

Grübelei vor dem Hotel

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Mykola schlurfte vom kärglichen Frühstücksbuffet wieder hinauf in sein Zimmer. Das Meiste hatte er gestern schon eingepackt. Überhaupt war es ja nicht viel, was er hatte. Im Endeffekt war es fast genau das gleiche Zeug mit dem er angekommen war. Sein mühsam zusammengeklaubtes Geld hatte er für einen ziemlich nutzlosen Anwalt ausgegeben und für eine karge Unterkunft mit durchgelegenem Bett.

Gekauft hatte er sich fast nichts. Etwas Unterwäsche hatte er in einem Supermarkt erstanden, weil das Waschen in der Badewanne des Hotelzimmers doch ziemlich wenig gründlich gewesen war und der Wäscheservice des Hotels sich pro Kleidungsstück berechnete. Seufzend kontrollierte er ein letztes Mal, dass er die Unterlagen bereit hatte. Den Umschlag mit Pass, Bargeld und seinem Flugticket steckte er sorgsam in die Innentasche seiner Jacke und verschloss sie mit dem Reißverschluss.

Er sah auf die Uhr. Es waren noch 15 Minuten bis der Wagen ankommen sollte. Er war ein wenig verunsichert, ob das auch so passieren würde. Doch Nadja hatte ja keinen Zweifel daran gelassen, dass sie ihn loswerden wollte. Also würde sie sicherlich auch nicht riskieren, dass seine Abreise daran scheiterte, dass er nicht zum Flughafen kam. Dennoch wollte er pünktlich unten sein. Er schulterte seine Tasche, sah sich noch einmal im Zimmer um und trottete dann vor zur Rezeption, wo er seinen Schlüssel abgab und die letzte Nacht bezahlte. Bei Bargeldzahlern war man hier sehr misstrauisch gewesen und hatte darauf bestanden, dass er täglich bezahlte.

Dann setzte er sich auf dem Bürgersteig vor dem Hotel auf seine Tasche und starrte in die Morgensonne, die sich gerade durch die Häuserschlucht den Weg auf den Boden bahnte und begann ihn zu wärmen.

Was war hier schief gelaufen? Wie hatte das alles so falsch ausgehen können? Er hatte doch wirklich die Absicht gehabt, sich mit Lelya wieder zusammen zu raufen. Vielleicht war das mit der Klage vor Gericht wirklich nicht die beste Idee seines Lebens gewesen, aber was hätte er denn sonst machen sollen, nachdem sie ihn so abgewiesen hatte? Es gab doch sonst nichts, wo er hin konnte. Diese Luder hatte ihn schließlich fast vollständig ausgenommen, sobald er seinen Job verloren hatte.

Und jetzt bekam er von Lelya 100 Dollar im Monat. Sicherlich war das in der Ukraine bei bescheidenen Verhältnissen sogar fast genug zum Leben. Doch so oder so war es einfach nicht, was er sich vorgestellt hatte. Außerdem hatte er mehr und mehr das Gefühl, dass er sich arg billig hergegeben hatte. Lelya Nadja genug Geld mitgegeben um einen hunderte Dollar teuren Abend in einem Steakhouse zu bezahlen. Und Nadjas Verlobter konnte ihr Autos schenken, die den Wert einer Wohnung hatten. Es wäre sicher bei geschickterer Verhandlung noch sehr viel mehr Geld drin gewesen.

Über das Grübeln war ein Taxi vorgefahren und der Fahrer stieg aus. "Hallo, bist du Mykola?", fragte er auf Ukrainisch. Überrascht sah er auf und nickte. "Hallo, du sprichst unsere Sprache?" "So ein wenig. Ich soll dich zum Flughafen fahren?" Mykola nickte und erhob sich.

1 Kommentar:

  1. Da hat Mykola also doch Blut geleckt und endlich kapiert, dass er sich hat über den Tisch ziehen lassen? Ich habe schon daran gezweifelt ob er wenigstens noch eine einzige Hirnzelle hat!

    Natürlich hat Lelya das günstigste Angebot gemacht und schön blöd, wenn man nicht verhandelt und nicht nachdenkt, bevor man handelt. Mykolas Kanonen waren mit heißer Luft gefüllt. Damit schießt man nicht auf Spatzen, die fliegen auf heißer Luft und werden zu Adlern, du Depp!

    Und jetzt? Jetzt fährt ihn ein Fahrer von Nadja zum Flughafen, setzt ihn dort ab und dann? Woher wollen die wissen, dass er wirklich abgeflogen ist? Klar, wenn er hierbleibt, ist der Vertrag nichtig und es gibt gar nichts an Geld. Wenn schon, dann überleg diesmal richtig.. versuchs wenigstens! Und denk nicht darüber nach, dass auch deine "Opfer" unter Umständen noch über Kanonen verfügen. Und sehr wahrscheinlich auch über richtige Munition!

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