Donnerstag, 4. Oktober 2012

Ein schweigsames Essen

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Joe hatte Lelya zu Hause abgeholt und sie waren die nächsten, die ankamen. Joe sah sich beeindruckt um. "Gute Wahl.", meinte er nach einer kurzen Begrüßung zu Pierce. "Hier sind schon viele Verträge geschlossen worden.", lachte Pierce und machte eine einladende Handbewegung. "Ich denke wir können uns schon setzen und etwas zu trinken bestellen." Lelya nickte nervös und ließ sich auf einen Stuhl gleiten.

In früherer Zeit war soetwas mal eine Horrorvorstellung gewesen. Man saß sich als ehemaliges Ehepaar gegenüber und kommunizierte nur noch in Anwesenheit der Anwälte. Und auch heute hatte diese Idee nichts von ihrem Horror verloren. Lelya seufzte leise. Joe nickte ihr aufmunternd zu. "Wir werden hier heute nicht gehen, ohne uns geeinigt zu haben.", erklärte er mutig. "Was, wenn er sich nicht einigen will?", gab Lelya bedrückt zurück. "Warum sollte er dann herkommen?", meinte Pierce geschickt und klingelte mit einem kleinen Glöckchen, welches das Signal für den Kellner war, dass im Separee Service gewünscht wurde.

Gleichzeitig mit dem Kellner erschienen nun auch Pjorczyk und Mykola in der Tür. "Ah, nun sind wir vollzählig. Guten Abend.", begrüßte Pierce die Neuankömmlinge höflich. Es wurden zahlreiche Hände geschüttelt und auch Lelya stand auf und gab Mykola die Hand. "Lass uns vernünftig sein.", fügte sie auf Ukrainisch hinzu und er nickte knapp. Pierce allerdings beobachtete das mit etwas Argwohn. "Bitte daran denken, nichts zu sagen, was ich nicht verstehen kann.", mahnte er beim Hinsetzen dann leise. Der Kellner nahm die Bestellung für Getränke auf und Pierce ordnete auch an, man möge beginnen das vorbestellte Menü zu bringen.

Schließlich saßen alle und man hatte sich darauf verständigt, erst nach dem Hauptgericht mit dem Verhandeln zu beginnen. Das passte Lelya zwar nicht sonderlich, doch Pierce hatte sie sehr auf sie eingeredet, dass dies die bessere Variante wäre und man mit einem Glas Wein und etwas zu Essen im Magen erheblich besser zu einem Ergebnis kommen würde.

Das Essen verlief im Wesentlichen schweigend. Eine richtige Smalltalkatmosophäre wollte einfach nicht aufkommen. Doch auch das hatte Pierce genau beabsichtigt. Je länger die unbehagliche Stimmung währte, desto eher war man bereit danach ein vernünftiges Gespräch zu führen. "Können wir nun zum Thema kommen?", nickte Pjorczyk seinem Kollegen zu. "Sehr gern. Wir möchten also eine Vereinbarung erreichen, in der ihr Mandant auf sein Sorgerecht formell verzichtet und sich außerdem verpflichtet, das Land zu verlassen und sich meiner Mandantin und seinen Töchtern nicht mehr nähert.", erklärte Pierce ruhig. Lelya schluckte.

1 Kommentar:

  1. Ich bin mir gerade nicht sicher, ob es geschickt ist, so angriffslustig vorzugehen. Mykola erhält so die Plattform sich als empörter liebender Vater hinzustellen und den Preis womöglich hochzutreiben. Hoffen wir, dass ihm das nicht gelingt.

    Sehr geschickt ist dagegen die drückende Stille beim Essen. Ich würde keinen Bissen hinunter bekommen! :D Mal sehen ob die Taktik Früchte trägt. Ich wünsche es mir so für die Mädels...
    LG Kay

    AntwortenLöschen

Bitte beim Kommentieren höflich bleiben. Es gibt hier die Möglichkeit Anonym zu kommentieren, aber denke bitte kurz nach ob du das wirklich möchtest. Unterzeichne deinen Kommentar doch mit einem Pseudonym oder deinen Initialen, dass man weiß, welche Kommentare alle von dir sind. Oder noch besser, du nutzt nicht die Auswahl "Anonym" sondern "Name/URL" und lässt das Feld für die URL einfach frei. Dann wird dein Kommentar mit deinem selbst gewählten Namen angezeigt.

Vielen Dank.