Donnerstag, 6. September 2012

Umzug

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Maria stopfte unwillig ihr Waschzeug in die kleine Sporttasche. "Ich bin fertig.", rief sie ihrer Mutter durch die geschlossene Türe zu, wohl wissend, dass 'dieses Gebrülle durch geschlossene Türen' ihren Unmut heraufbeschwören würde. Doch das war Maria nun auch egal. Lelya hatte die Verspätung ihrer Tochter natürlich bemerkt und nach einigen wenigen scharfen Fragen war Maria eingeknickt und hatte den Besuch ihres Vaters gestanden.

Der Streit der daraufhin entbrannt war, gipfelte in Lelyas Entscheidung Maria aus der Schusslinie zu bringen. Ihr war genau klar, dass Maria nicht nach Schulschluss noch zwei Stunden in der Schule herumsitzen würde, um auf ihre Mutter zu warten. Ebenso war klar, dass es auch nicht möglich war, sich jeden Tag früher frei zu nehmen, um sie pünktlich abzuholen. Und da die Vermutung nahe lag, dass Mykola wieder versuchen würde, seine Tochter dort abzupassen, blieb Lelya nur die Möglichkeit Maria auf anderem Wege vor ihm zu verstecken.

Joes Haus kam ihr da am sichersten vor und auch am einfachsten. Es hatte sich schon mehrfach gezeigt, dass dieses Haus ein sicherer Ort war. Man konnte nicht einmal die Straße betreten, an der es lag, ohne an einer Wache vorbei zu kommen, welche rund um die Uhr besetzt war. Und selbst wenn man auf der Straße war, kam man noch lange nicht in das Haus hinein. Dort wäre Maria jedenfalls sicher vor dem Zugriff von Mykola. Nadja würde sie morgens an der Schule absetzen und dort auch wieder abholen.

Zwar war auch diskutiert worden, ob nicht Lelya abends Maria wiederum bei Nadja abholen konnte, doch das Klima war für den Augenblick ein wenig vergiftet und so war Lelya ganz froh für eine Weile mal ohne Maria auszukommen und sich ganz den Möglichkeiten widmen zu können, Mykola wieder loszuwerden. Außerdem versprach sie sich davon, dass Nadja ihrer kleinen Schwester vielleicht ein paar Geschichten über den Vater erzählen würde, so dass sich die Begeisterung der Kleinen über dessen Rückkehr, in Zukunft vielleicht etwas dämpfte.

"Geh schon mal in die Tiefgarage. Ich komme sofort.", erklärte Lelya strikt, als Maria sich endlich aus ihrem Zimmer bequemt hatte. "Ich will nicht zu Nadja ziehen!", motzte Maria ein letztes Mal. "Die Diskussion ist beendet.", kam von Lelya nur knapp zurück und drückte Maria den Autoschlüssel in die Hand. Seufzend hängte Maria die zusammengeknoteten Skates über ihre Tasche und ging zum Aufzug. Lelya räumte noch gerade die letzten Dinge in der Küche weg, dann folgte sie ihrer Tochter nach. Auch ihre Laune war keineswegs gut, seit Mykola aufgetaucht war. Kurz beschlich sie der Gedanke, sie könnte vielleicht zu streng mit Maria oder mit Mykola gewesen sein. Doch dann straffte sie sich und fuhr hinunter in die Garage.

3 Kommentare:

  1. Ich verstehe Lelya sehr gut. Sie macht sich berechtigte Sorgen um Maria, auch ich hätte Angst, dass der Kerl sie entführt und mich damit erpresst.

    Dass Maria das nicht verstehen kann ist leider ebenfalls klar. Sie kann auch nicht einsehen, dass es so falsch sein soll ihren Vater zu sehen. Er ist doch lieb, überhaupt nicht mehr streng und hat sich über die gute Nöte gefreut.
    Dass sie bei Nadja wohnt, ist gut. Da ist sie hoffentlich sicher. Hoffentlich!
    LG Kay

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  2. wenn es mein Kind wäre, würde ich auch alles dran setzen, sie zu schützen u sie wegbringen. Nadja als Schwester, ich glaub es gäbe Schlimmeres! C.H.

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  3. Lelya macht es schon richig, Maria aus der Schusslinie und in Sicherheit zu bringen. Auch ihre Vermutung, dass die beiden Schwestern vielleicht über die Vergangenheit reden und Nadja ein paar alte Geschichte erzählt, könnte richtig sein. Durch diese Geschichten könnte sich vielleicht auch Maria besser an die Vergangenheit erinnern und daran wie es wirklich war. Oft will man sich ja nur an das Gute erinnern und verdrängt das Negative. So wird es auch gerade bei Maria sein, aber bei Ihr spielt auch sicherlich noch eine Rolle, dass sie damals noch zu jung war.

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